Valentino Rossis Dominanz in Mugello ist beeindruckend. Seine stetigen Erfolge auf diesem Kurs sagen eigentlich schon alles darüber aus, wie gut ihm Mugello gefällt. Er hat zwar nicht immer so souverän gewinnen können wie am vergangenen Sonntag, aber seit 2002 ist seine Siegesserie ungebrochen. Diesmal hat sich vor allem eines gezeigt - in den Kurven ist die Yamaha in diesem Jahr beinahe nicht zu besiegen. Bereits beim ersten Rennen in dieser Saison war deutlich zu sehen, dass mit einer richtigen Abstimmung, Fahrwerk und auch die Reifen wirklich hervorragend harmonieren.

Casey Stoner hatte nach dem Rennen aber sicher auch recht, als er gemeint hat, dass ihm die verregneten Sessions mehr geschadet haben als den anderen, da er noch nicht so viel Erfahrung hat. Auf der Geraden schnell zu fahren ist die eine Sache. Dafür braucht man nicht unbedingt eine gute Abstimmung. Dann aber fürs Rennen eine gute Abstimmung zu finden, die auch die Reifen schont und richtig nutzt, das braucht schon eine Weile. Routiniers mit mehr Erfahrung in der MotoGP haben da schon Vorteile.

Eine schöne Überraschung war Alex Barros' dritter Platz und vor allem auch, dass ihm Ducati danach scheinbar nicht den Hof gekehrt hat, da er ja kurz vor Schluss noch an Stoner vorbeiging. Von einer Stallorder kann dort überhaupt nie die Rede sein und die Teams sind auch nicht dazu angehalten, irgendjemandem einen Gefallen zu tun - außer es ginge vielleicht um das alles entscheidende Pünktchen für die Weltmeisterschaft im letzten Rennen. Jeder ist seines Glückes Schmied und das ist gut so.

Prima ist auch, was das Material in diesem Jahr auch für das Ducati-Kundenteam hergibt. Im Vorjahr hatten sie noch richtig Probleme, aber mit dem neuen Motorrad, von dem es noch nicht so viele Evolutionsstufen gibt, sieht man, dass es an einem guten Tag, bei passenden Bedingungen reicht, um auf das Podest zu fahren - auch wenn man kein Werksteam ist.

125er und 250er

Alvaro Bautista ist voll in der 250er-Klasse angekommen, Foto: Aprilia
Alvaro Bautista ist voll in der 250er-Klasse angekommen, Foto: Aprilia

In der 250er-Klasse wurde das Wetterchaos am Wochenende klar deutlich. So war zwar auch das Qualifying in der MotoGP recht eigenartig, aber in der Viertelliterklasse hat sich gezeigt, dass es eine gute Regel ist, fünf Minuten früher hinauszufahren, als es die Strecke zulässt. Da kann man sich den Kurs ansehen und die noch etwas nassen Stellen studieren. Außerdem ist es auf einer trocknenden Strecke schwer, den Rhythmus zu finden. Jorge Lorenzo hat da etwas zu lange gewartet, was ihn schließlich in die Verlegenheit brachte, von Startplatz 20 ins Rennen zu gehen.

Im Rennen war er dafür dann umso eindrucksvoller, gleich in den ersten Runden hat er sich konstant nach vorne gearbeitet. Insgesamt war es aber wieder ein sehr hartes Rennen und im Moment scheint in der 250er-Klasse auch am härtesten gefighted zu werden. Alvaro Bautistas Manöver gegen Rennende würde ich aber nicht überbewerten. Es war ein sehr schönes Überholmanöver, sauber und in keiner Weise so, dass Lorenzo hätte stürzen müssen. Die Stelle, an der Bautista angegriffen hat, ist gut zum Überholen, nur wollte Lorenzo nicht zurückstecken und hat nicht aufgemacht obwohl er in der schlechteren Position war. Er hat sich dann zwar ziemlich beschwert, aber er würde es mit jedem anderen genauso machen.

Alvaro Bautista ist mittlerweile jedenfalls voll in der 250er angekommen. Bereits seit Mitte der vorigen Saison hat er einen unglaublichen Sprung nach vorne gemacht, auch mental. Er hat ein enormes Selbstvertrauen, dass ihn nichts aus der Ruhe bringen kann - auch kein Klassenwechsel. Für mich ist es eindrucksvoll, was er seit eineinhalb Jahren zeigt. Spätestens nächstes Jahr, wird man wohl sicher mit ihm als Titelaspirant rechnen müssen. Wenn die nächsten drei Rennen aber ähnlich aussehen wie das in Mugello, dann könnte es bereits dieses Jahr sehr spannend werden.

In der Achtelliterklasse hat man beim Zieleinlauf wieder deutlich gesehen, was dort bei dem langen Weg zum Zielstrich noch möglich ist. Man muss in der letzten Kurve alles riskieren und taktisch clever am besten nicht als Erster auf die Gerade einbiegen. Die erfahrenen Piloten haben die Chance genutzt und den Jungen gezeigt, wie der Hase läuft. Diesmal waren jene vorne, die das schon zwei, drei Mal mitgemacht haben.

Auch Sandro Corteses Leistung war mit nur 1,8 Sekunden Rückstand auf die Spitze bemerkenswert. Wenn nicht in der letzten Kurve Lukas Pesek und Raffele de Rosa vor ihm gestürzt wären, hätte er eine realistische Chance auf seinen ersten Podestplatz gehabt. Deswegen denke ich, dass sein siebter Platz die nahezu perfekte Leistung nur teilweise widerspiegelt.

IDM

Zwar ist Sebastian Kreuziger dieses Mal nur auf dem 13. Platz ins Ziel gekommen, aber ich sehe das Wochenende positiv. Nach dem dritten Platz von Oschersleben hatte er natürlich eine gehörige Portion Mut geschöpft und geglaubt, dass er auch in Assen an der Spitze mitfahren kann. Das wollte er gleich im ersten Training umsetzen und war auch nahe an den Spitzenzeiten dran. Leider hatte er dann bei 160 km/h einen Highsider, der sein Selbstvertrauen etwas angeknackst und einige Blessuren hinterlassen hat. Bis zum Rennen am Sonntag hatte sich Sebastian aber soweit gefangen, dass er wieder gute Zeiten gefahren ist und ein paar wunderschöne Überholmanöver gestartet hat. Das war wirklich sehenswert. In diesem Jahr geht es nicht um Platzierungen und Punkte, sondern ums Lernen. Wichtig war in jedem Fall, dass er sich schnell wieder gefangen hat, denn ich habe schon einige Fahrer erlebt, die zwei, drei Rennen gebraucht haben, um so einen Abflug zu verkraften. Sebastian hat das dagegen im Zeitraffer geschafft.