Aus dem etwas chaotischen Rennen am vergangenen Wochenende lassen sich nun nicht allzu viele Schlüsse ziehen, aber für Valentino Rossi scheint es wieder ein schweres Jahr zu werden. Bei allen Bedingungen gibt es Leute, die ihm richtig einheizen, vor allem die Jungen - als Beispiel will ich hier nur Casey Stoner und John Hopkins nennen. Will man das bisherige Jahr zusammenfassen, dann könnte man sagen, dass es nach einem Generationswechsel aussieht.

Zu der Stärke von Bridgestone auch im Regen muss man anmerken, dass Dani Pedrosa auf den Michelins ein starkes Rennen gefahren hat, obwohl er überhaupt kein Regenfahrer ist. Bei ihm ziehe ich im Regen eigentlich immer ein paar Zehntel ab, weil er da noch nie stark war. Er ist aber diesmal ein sehr sauberes Rennen gefahren und er hatte gute Rundenzeiten im Vergleich zu den Bridgestone-Fahrern. Man sollte also nicht alles auf die Reifen schieben.

Casey Stoner hat das Rennen im Nassen ganz trocken nach Hause gefahren. Er hat getan, was er tun musste und nicht zu viel riskiert, denn an einen Sieg muss man bei solchen Bedingungen nicht unbedingt denken. Er hatte ja auch ein paar Schwierigkeiten, die Maschine geradeaus fahren zu lassen und hat es wirklich clever gelöst. Ich kann mich da nur wiederholen: innerhalb des letzten halben Jahres ist er unglaublich gereift und hat alle Zutaten, um eine ganze Saison konstant vorne mitzufahren.

Alex Hofmann ist auf hohem Niveau unterwegs, Foto: Pramac Racing
Alex Hofmann ist auf hohem Niveau unterwegs, Foto: Pramac Racing

Wirklich toll war aber auch wieder Alex Hofmann. Er hat alles richtig gemacht, das Team hat alles richtig gemacht und er ist schon so lange dabei; da ist es ihm wirklich zu gönnen, dass auch das Resultat am Ende so gestimmt hat. Besonders gut hat mir die Stelle gefallen, als er zwischen Rossi und Pedrosa eingeklemmt war. Da konnte man gut sehen, auf welchem Niveau Alex eigentlich fährt. Es war aber schon in den vergangenen Rennen so. Seine Zeiten sind immer näher an die der Spitze herangekommen und er macht in diesem Jahr einen richtig guten Job.

125er und 250er

Le Mans war wieder eine der besseren Strecken für Honda und KTM im Vergleich zu Aprilia. Denn dort ist der Top Speed nicht so gefragt, sondern es kommt mehr auf die Beschleunigung aus den Kurven an. Andrea Dovizioso wird es diesmal aber wohl missfallen haben, dass er das nicht so perfekt nutzen konnte wie in Istanbul. Dort konnte er den Sieg davontragen, diesmal hat es nicht für ihn gereicht. Auf dem Podium sah er dann auch nicht allzu glücklich aus.

Dass Jorge Lorenzo sich mit seiner Zehenverletzung durch das Wochenende geschleppt hat, wertet seine Leistung natürlich etwas auf. Aber dieses Durchbeißen ist einfach Teil des Geschäfts und da gibt es eigentlich keinen, den man so richtig als Weichei bezeichnen kann.

Mattia Pasini hat im Moment mit Schmerzen ganz anderer Art zu kämpfen. Wieder hat er das Pech gehabt, dass ihm die Maschine kaputt gegangen ist und er hat damit zu kämpfen, dass bei Aprilia niemand so richtig die Verantwortung übernimmt. Er ist eher ein Opfer der firmeninternen Politik, weil er immer wieder den gleichen Motor fahren muss, bei dem immer wieder dasselbe Teil kaputt geht und niemand will da schnellstmöglich etwas daran ändern. Er ist quasi Renntester und normalerweise würde man denken, dass man die Fehler, die auftreten, so schnell wie möglich ausmerzen will, aber die firmeninterne Politik ist da manchmal etwas anders. Da gibt es manche Ingenieure, die das von ihnen entworfene Teil um jeden Preis einsetzen wollen, da ihr Projekt sonst den Bach runter geht. Ich rechne es Mattia hoch an, mit welcher Ruhe und welcher Größe er das zurzeit durchsteht. Denn in fünf Rennen fünf Mal ein Problem mit dem Motorrad zu haben und dabei vier Mal am gleichen Teil, das ist schon wirklich hart.

Auf der positiven Seite des 125er-Rennens standen wieder die ganz jungen Fahrer. Mit Bradley Smith konnte wieder einer aus der Nachwuchsschmiede von Alberto Puig auf das Podest fahren. Smith und auch Esteve Rabat, der in der Türkei auf dem Podest stand, sind im Moment eigentlich Schüler und durchlaufen jenes Programm, das Dani Pedrosa schon vor ein paar Jahren durchlaufen hat. Man sieht, dass das Konzept, das es in Spanien gibt, wirklich zu 100 Prozent aufzugehen scheint. Auch in Deutschland wäre so ein Programm gut, das Problem liegt nur daran, dass sich niemand findet, der das finanzieren will.

Für sein erstes volles Jahr macht sich Randy Krummenacher gut, Foto: Kirn F.
Für sein erstes volles Jahr macht sich Randy Krummenacher gut, Foto: Kirn F.

Bei den deutschsprachigen Piloten war es schön, dass Sandro Cortese, Randy Krummenacher und Michael Ranseder in die Punkte gekommen sind. Bei Sandro muss man in diesem Jahr, mit dem Motorrad, das er hat und auch der Erfahrung, die er im GP-Zirkus schon sammeln konnte, aber auch erwarten, dass er nach vorne kommt. Sehr viele Chancen wird es für ihn sonst wohl nicht mehr geben. Randy ist das erste Jahr wirklich dabei und er hatte ja auch Verletzungspech vor der Saison. Er kämpft sich aber durch und muss auch erst einmal mit der ganzen Grand Prix Welt zurecht kommen. Für sein erstes Jahr macht er das schon gut.

IDM

Den dritten Platz von Sebastian Kreuziger beim Rennwochenende in Oschersleben haben wir dankbar angenommen. Ähnlich wie in der WM gibt es auch in der IDM ein paar sehr gute, junge Fahrer, die aus dem Junior Cup nachgerückt sind. Beim Saisonauftakt ist Marcel Schrötter bei seinem ersten Rennen auf der 125er auf dem Podest und jetzt hat es Sebastian bei seinem zweiten Rennen auf der 125er auf das Podium geschafft. Es ist also schon guter Nachwuchs da, man muss nur schauen, wie der Weg dann ordentlich weitergeht und nicht zu viele Talente vergeudet werden.

Das liegt nicht nur an den Sponsoren, denn in den vergangenen Jahren war von KTM und auch Red Bull recht viel Geld da, aber mit diesen überdimensionierten Budgets ist nicht sehr gut hausgehalten worden. Wenn man sich überlegt, was da an Geldern investiert wurde, dann ist relativ wenig dabei herausgekommen. Es liegt aber nicht nur am Konzept, sondern vielleicht auch an der Mentalität von uns Nordeuropäern. Meiner Meinung nach, sind einige einfach auch zu verwöhnt. Wenn man in der nationalen deutschen Meisterschaft schon Geld verdienen kann, dann ist das für mich einfach zu viel. Unter Nachwuchs würde ich etwas anderes verstehen. Da sollte es noch mehr darum gehen, Leistung zu bringen und nicht darum, Geld zu kassieren.