Blickt man auf die Reifenhersteller, dann hat in dieser Saison bislang Bridgestone klar die Oberhand behalten. Nur in Jerez konnte Valentino Rossi einmal die Kohlen für Michelin aus dem Feuer holen, sonst stand immer die japanische Konkurrenz ganz oben auf dem Treppchen. Geht es nach Jean-Philippe Weber, der beim französischen Hersteller für den Motorradbereich verantwortlich ist, liegt das aber nicht daran, dass die eigenen Reifen schlechter wären, sondern an besonderen Umständen. Etwas , wo ihm Valentino Rossi nicht zustimmt. "Wir Michelin-Fahrer suchen beim Bremsen nach mehr Grip an der Front, aber Bridgestone ist beim Hinterreifen wirklich voraus; er hat mehr Grip, also können die Fahrer früher aufs Gas. In den ersten fünf Rennen zeigte sich Michelin etwas im Rückstand", sagte Rossi der Gazzetta dello Sport.

Weber hält diesen Vergleich nicht für zulässig, da seiner Meinung nach zu viele Faktoren eine Rolle bei der Reifenleistung spielen. So sagte er, auch im Gespräch mit der italienischen Zeitung: "Wenn man sich die Resultate ansieht, dann kann man erkennen, dass die Yamaha in Katar und China gut ausbalanciert war und der Unterschied hauptsächlich am Speed von Ducati gelegen hat. In der Türkei waren Pedrosa und Edwards konkurrenzfähig, sie waren aber in den Sturz in der ersten Runde verwickelt, während Rossi durch ein Reifenproblem verlangsamt wurde." Und in Le Mans war es laut Weber dann der Regen, der den Unterschied gemacht hat, auch wen Rossi danach gemeint hatte, dass die Bridgestone-Regenreifen um einiges besser funktioniert hätten als jene von Michelin.

Für Weber scheint aber festzustehen, dass es die äußeren Umstände waren, die Bridgestone bislang in die Hände gespielt haben, vor allem weil die Japaner auch mehr Fahrer im Feld ausrüsten. "Das ist wichtig, beim Sammeln der Entwicklungsdaten und weil sie mehrere Alternativen haben, wenn ein Fahrer ein Problem hat", erklärte Weber. Was Michelin aber noch zusätzlich traf, waren die neuen Reifenbeschränkungen. So konnte man in den vergangenen Jahren bei den Europarennen immer neue Reifen anliefern, wenn etwas nicht passte, das ist nun vorbei. Bridgestone hatte hingegen schon in den vergangenen zwei Jahren so gearbeitet, wie es nun Usus ist. "Und man darf nicht vergessen, dass sich die Maschinen auch verändert haben. Vielleicht zu viele Dinge auf einmal."

Sicher war er sich hingegen darüber, dass bei Michelin auf Hochtouren gearbeitet wird, um bestmöglich dazustehen. "Die Reifen für einen Grand Prix werden normalerweise drei oder vier Wochen vorher ausgewählt, aber nach den Tests in der Türkei haben wir 300 Reifen in fünf Tagen für China hergestellt", meinte Weber. Für Mugello kündigte er dann noch neue Hinterreifen an, welche die Situation weiter verbessern sollten - also doch ein Zugeständnis, dass es etwas aufzuholen gibt.