Was es in der Formel 1 aufgrund eines einheitlichen Reifenherstellers nicht mehr gibt, gehört in der MotoGP nach wie vor zum Rennalltag. Mit Michelin, Bridgestone und Dunlop gibt es gleich drei Reifenhersteller, wobei Dunlop nur ein Team beliefert und als jüngster Lieferant auch noch etwas hinterher hinkt. Deswegen liegt der allgemeine Fokus vor Saisonbeginn auch auf den beiden großen Herstellern und darauf, wie sie die neue Herausforderung der 800cc-Ära angehen.

Die Reifen müssen dank höherer Kurvengeschwindigkeiten noch mehr leisten, Foto: Honda
Die Reifen müssen dank höherer Kurvengeschwindigkeiten noch mehr leisten, Foto: Honda

Michelin hat die16,5 Zoll Vorderreifen aufgrund der höheren Kurvengeschwindigkeiten gegen 16 Zoller ausgetauscht, um dadurch das Handling zu erleichtern. Bei den Testfahrten in Katar führte das dazu, dass vor allem die Werks Yamahas und auch Dani Pedrosa - alle drei auf Michelin - besonders gute Zeiten fuhren, was den Motorraddirektor des französischen Herstellers, Jean-Philippe Weber, gerade für den Saisonauftakt positiv stimmt.

"Es ist natürlich sehr nützlich, eine Strecke nahe am Rennen zu testen und die Rundenzeiten unserer Fahrer waren sehr schnell. Dani war auf Qualifyiern schnell und hat auch einen sehr guten Longrun gefahren und auch die Yamahas waren gut unterwegs, also sind wir für das erste Rennen mit den 800ern sehr zuversichtlich", erklärte Weber.

Doch grenzenlos ist seine Zuversicht auch nicht, da er sich durchaus bewusst ist, dass die Leistungsunterschiede bei den 800cc-Maschinen nicht so groß sind wie bei den 990ern. "Die Rennen könnten sehr knapp werden", sagte Weber. Und zum Saisonauftakt in Katar kommt noch ein Faktor hinzu, der sich nur schwer einschätzen lässt: "Das Problem ist wie immer in Katar, dass wir nicht wissen, ob unsere Arbeit durch den Sand gestört wird. Wenn es windig ist, dann wird der Sand auf die Strecke geweht, wodurch sich der Grip verringert und die Reifen wie mit Sandpapier bearbeitet werden." Das müsse man bei der Reifenwahl vor dem Wochenende berücksichtigen, gab Weber zu bedenken.

Bridgestone sieht nach dem Qualifying-Shootout in Jerez vor allem seine Qualifikationsreifen als Baustelle. Dass man zum Saisonauftakt außerdem noch an eine Strecke kommt, die nicht gerade als Bridgestone freundlich gilt, macht es nicht einfacher. "Bei Bridgestone wissen wir, dass es an unseren Qualifying-Reifen noch arbeit gibt, um die Leistung über eine Runde zu verbessern", betonte Hiroshi Yamada, der Leiter der Abteilung für Motorradsport beim japanischen Hersteller.

Für das Auftaktrennen will Bridgestone rund zehn Spezifikationen von Vorder- und Hinterreifen und auch eine weiche und eine harte Variante für jedes der Teams mitbringen und hofft, dass aufgrund der Testdaten damit die richtigen Resultate möglich sind. "Katar war nie eine unserer stärksten Strecken, aber der kurz zurückliegende Test hat den Fortschritt gezeigt, den wir gemacht haben", erklärte Yamada.

Auf jeden Fall gut vorbereitet ist man bei Bridgestone auf das neue Reifenreglement, dass das Reifenkontingent pro Fahrer auf 14 Vorder- und 17 Hinterreifen pro Wochenende einschränkt. Yamada sagt: "Wir haben in Jerez eine Simulation der Prozeduren beim Reifen-Scannen und Markieren mit der FIM durchgeführt und es ist positiv verlaufen. Insgesamt können wir uns dank der Unterstützung unserer fünf Teams gut an die neuen Restriktionen anpassen und am Donnerstag gleich mit der Rennvorbereitung beginnen." Und egal wie die läuft, über eines war sich Yamada sicher: "Es ist schwieriger den je, zu sagen, wer bei den einzelnen GPs die stärkere Kraft sein wird."