Alles war bereit für die große Entscheidung. Die Tribünen in Valencia waren prall gefüllt, die Sonne lachte und die Teams waren äußerst angespannt. Acht Punkte betrug der Unterschied zwischen Valentino Rossi und Nicky Hayden und die letzten 30 Runden des Jahres würden den MotoGP-Weltmeister 2006 hervorbringen. Gleich beim Start wurde es ganz knapp zwischen den beiden, als Hayden kurz Kontakt mit der Yamaha von Rossi herstellte.

Schon in den ersten Runden hatte Hayden bereits alle Trümpfe in der Hand. Der Amerikaner hatte sich auf Platz zwei vorgearbeitet und Rossi hing auf Platz sieben fest. Doch dann kam es für den Honda-Piloten noch besser, denn in der vierten Runde rutschte Rossi von der Strecke und sorgte damit für eine sehr frühe Vorentscheidung im Duell um die Weltmeisterschaft. Der Italiener konnte zwar weiterfahren, lag aber beinahe aussichtslos zurück.

In weiterer Folge fuhr Hayden das Rennen sicher nach Hause und achtete darauf, nur nicht zu sehr in den Verkehr zu kommen. Zum Zeitpunkt des Ausfalls war der Amerikaner noch eifrig damit beschäftigt, den Führenden Troy Bayliss anzugreifen, doch sobald er die Boxentafel mit der Information "Rossi P20" gesehen hatte, steckte er ein wenig zurück. Für Hayden wird Rossis Sturz ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit gewesen sein, nachdem er vor zwei Wochen in Portugal von seinem Teamkollegen unverschuldet aus dem Rennen geworfen wurde.

Doch Rossi steckte noch nicht ganz auf und kämpfte sich wieder Position um Position nach vorne. Die Ausfälle von Alex Hofmann, Jose Luis Cardoso und Chris Vermeulen erleichterten ihm die Arbeit, aber bis zu den rettenden Plätzen war es sehr, sehr weit. Auch der Sturz von Casey Stoner konnte Rossi nicht wirklich weiterhelfen. Deswegen machte es sich Hayden auf Position drei gemütlich und fuhr den Titel mehr oder weniger gemütlich nach Hause. Hinter ihm blockte sein Teamkollege Dani Pedrosa die Angriffe ab und vor ihm durften die Ducatis von Troy Bayliss und Loris Capirossi dem Rennsieg entgegenfahren.

Am Ende war durfte dann Bayliss das letzte Rennen des Jahres vor Capirossi gewinnen und auf Rang drei kam ein beinahe fassungsloser Nicky Hayden ins Ziel, der anscheinend bereits kurz nach dem Zielstrich die ersten Tränen verdrückte. Valentino Rossi erreichte noch Platz 13 und lag damit schließlich fünf Punkte hinter Hayden. Sportsmann wie Rossi aber ist, fuhr er in der Auslaufrunde gleich zu Hayden, um ihm zu gratulieren. Für den Amerikaner und seine extra angereiste Familie ging ein Traum in Erfüllung, was auch die Jubelbilder aus der Box zeigten.

Damit ist nicht nur die Saison in der MotoGP beendet, sondern es endet gleich eine ganze Ära. Denn im kommenden Jahr wird nicht mehr mit 990cc-Maschinen gefahren sondern mit 800cc Hubraum. Es gab nur zwei Weltmeister während dieser Zeit und wenn Nicky Hayden in Valencia nicht zum WM-Titel gefahren wäre, dann wäre Valentino Rossi sogar der einzige gewesen.