"Wenn man sein Leben etwas widmet und der Traum dann wahr wird, fühlt sich das so gut an", erzählte ein überglücklicher und sehr gerührter Nicky Hayden nachdem er sich den WM-Titel gesichert hatte. Nicht nur das Wochenende in Valencia, sondern die ganze Saison, war für ihn ein Wechselbad der Gefühle gewesen. 51 Punkte war er nach dem Rennen in Laguna Seca Ende Juli bereits vor Valentino Rossi, vor dem letzten Saisonrennen war er plötzlich acht Punkte zurück und dann holte Rossi auch noch die Pole Position. Der schwerste Schlag hatte ihn aber in Estoril getroffen, als ihn sein Teamkollege Dani Pedrosa aus dem Rennen geworfen hatte und ihm Rossi dort 20 Punkte abnahm.

Beinahe hätte Rossi dort sogar 25 Punkte gut gemacht, doch Toni Elias schlug den Italiener um gerade einmal zwei Tausendstel. Man kann es also fast als einen Wink des Schicksals sehen, dass Hayden nach dem Sturz von Rossi und dessen 13. Platz beim Saisonabschluss genau fünf Punkte Vorsprung im WM-Kampf ins Ziel brachte.

Doch Hayden waren solche Zahlenspiele höchstwahrscheinlich vollkommen egal. Er genoss einfach den Moment. "Das ist ein stolzer Tag für mich, das Team und meine Familie. Ich möchte allen zuhause danken und ich hoffe, sie feiern dort drüben in Owensboro." Er gab zu, dass er nach seinem Sturz in Estoril gedacht hatte, dass der Traum ausgeträumt sei, aufgeben wollte er aber nicht. "Beim Rennfahren kann alles passieren und du kämpfst einfach bis zum Ende weiter. Ich glaube, dass guten Leuten gute Dinge passieren und das ist ein großartiger Tag für mich."

Haydens Familie war auch aus dem Häuschen, Foto: Repsol Honda
Haydens Familie war auch aus dem Häuschen, Foto: Repsol Honda

Doch schon vor dem Rennen übermannten den Amerikaner beinahe die Emotionen: "Ich schwöre, als ich in der Aufwärmrunde vor vollem Haus unterwegs war, hatte ich Tränen in den Augen, weil ich wusste, das war die Chance meines Lebens und ich musste es riskieren. Ich habe die ganze Saison gefühlt, dass dies mein Jahr wird - sogar in Estoril, als Elias Rossi geschlagen hat, habe ich es geglaubt. Ich wusste, ob Sieg oder Niederlage, ich würde heute gut schlafen, weil ich alles geben würde."

Auf der anderen Seite der emotionalen Bandbreite befand sich Valentino Rossi. Er meinte: "Natürlich ist das eine riesige Enttäuschung für mich. Zum letzten Rennen mit acht Punkten Vorsprung zu kommen und dann den Titel nicht zu gewinnen, ist ein Desaster. Ich habe heute zwei Fehler gemacht - einer war beim Start, der zweite war der Unfall." Er beschrieb seine Saison als sehr emotional, mit einigen großartigen Momenten, etwas Pech und nun eben noch einigen Fehlern. "Aber das ist Racing."

"Alles was ich jetzt noch sagen kann, ist ein riesiger Glückwunsch an Nicky, weil er ein großartiger Mensch ist, ein großartiger Fahrer ist und er ist Weltmeister, weil er in diesem Jahr der Beste war. Ich kenne ihn schon lange, ich kenne seine Familie gut und auch wenn ich enttäuscht bin, freut es mich sehr für sie", sagte Rossi weiter. Da er Hayden für einen sehr fairen Fahrer hält, konnte er sich auch eine kleine Anspielung auf Gegner in der Vergangenheit - dabei wohl vor allem Sete Gibernau und Max Biaggi - nicht ersparen. "Es war ein großer Kampf mit ihm (Hayden) in diesem Jahr - nicht wie früher mit anderen Fahrern, als es einiges an Polemik gab - und wir haben großen Respekt voreinander."