Wir haben in Sepang wieder ein tolles Duell um den Sieg gesehen. Was aber fast noch schöner war, war dass sich Valentino und Loris auch Abseits der Strecke so gut verstehen. In der Vergangenheit ist es ja manchmal schon passiert, dass die Beziehung etwas eingefroren ist, wenn sich einer mit Rossi auf der Strecke so sehr beharkt hat. Aber zwischen Valentino und Loris läuft es wunderbar und das finde ich sehr schön.

Es war auch verständlich, dass Loris nach dem Rennen gesagt hat, es mache ihm nichts aus, dass er Zweiter geworden sei, weil das Duell so toll war. Denn das Rennen hat ihm sicher mehr Spaß gemacht, als der einsame Sieg in Brünn. Zwar war er dort überlegen, aber einsam die Runden zu drehen, macht nicht unbedingt Spaß. Sicher hätte er in Malaysia lieber den Sieg mitgenommen, aber der Spaßfaktor war für ihn auch so höher.

Wirklich beeindruckend war auch die Leistung von Dani Pedrosa. Er hatte sich am Knie doch recht unangenehm verletzt und fuhr trotzdem ein starkes Rennen. Rein gegen die Schmerzen hatte er da sicher ein wenig Hilfe von der Klinik, aber es ist eben auch so, dass man solche Verletzungen vergisst, sobald die Ampel auf grün geht. Wenn man sich Dani nach dem Rennen angesehen hat, dann hat man aber auch bemerkt, dass das ganze nicht spurlos an ihm vorübergegangen ist. Einerseits waren da die Schmerzmittel, andererseits wahrscheinlich die Schmerzen selbst, die erst nachher wieder richtig schlimm geworden sind. Zur Pressekonferenz konnte er dann ja auch nicht, sondern ist gleich ins Medical Center.

Bei Nicky Hayden konnte man recht gut beobachten, dass er mittlerweile schon zu rechnen beginnt. Er versucht jetzt, Punkte mitzunehmen und auf dem Motorrad zu bleiben. Dass er dabei hinter seinem angeschlagenen Teamkollegen geblieben ist, wird ihn deswegen weniger gestört haben. Allerdings sind noch zu viele Rennen, um auf Sicherheit zu fahren. Wenn er so weitermacht, dann wird sich das wahrscheinlich nicht für den Titel ausgehen. Er wird also spätestens in zwei Rennen diese Taktik ändern müssen.

Die 125er

Der Unfall von Andrea Iannone war natürlich schlimm anzusehen. Leider ist es aber so, dass solche Crashs immer wieder passieren werden, vor allem bei den 125ern. Da wird viel im Pulk gefahren und wenn dann vorne einer stürzt und die Maschine auf der Strecke liegen bleibt, dann können die ersten drei oder vier vielleicht noch ausweichen. Da aber wirklich um jeden Zentimeter Windschatten gekämpft wird, ist es dann für einen meist zu spät, um noch auszuweichen. Verhindern lässt sich so etwas leider gar nicht und ich hoffe, dass sich Iannone wieder schnell erholen kann.

Nach dem zweiten Start hat dann Alvaro Bautista souverän den Sieg geholt und hat den Titel beinahe schon in Händen. Aber eben nur beinahe, weswegen es auch noch zu früh wäre, um ihm zu gratulieren. 2003 hat man bei Dani Pedrosa gesehen, wie schnell das gehen kann. Er hatte sich die Knöchel gebrochen und machte am Saisonende keine Punkte mehr. Hätte er sich nicht vorher bereits den Titel gesichert, dann wäre es noch eng geworden. Ich will aber nicht davon ausgehen, dass Bautista noch etwas zustößt.

Der nächste Schritt für Alvaro sollte dann eigentlich die 250er-Klasse sein. Wenn er den Titel gewinnt, dann hat er bei den 125ern alles erreicht. Da seine Mannschaft auch in der Viertelliterklasse mit Alex de Angelis vertreten ist, müsste er nicht einmal das Team wechseln und könnte mit all seinen Vertrauenspersonen weiterarbeiten. Von daher fände ich das den logischen Schritt.

Auch Mika Kallio sollte langsam darüber nachdenken, eine Klasse höher zu gehen. Denn wenn er jetzt noch ein Jahr probiert, die WM der 125er zu gewinnen, dann kann es wieder so sein, dass einer besser ist oder einfach nur mehr Glück hat als er. Kallio ist jetzt doch schon lange dabei und er sollte vielleicht einmal etwas Neues angehen.

Die 250er

Ob jetzt das Manöver von Alex de Angelis rennentscheidend war oder nicht lässt sich nur schwer beurteilen. Denn es war ja bereits beim vorigen Rennen so, dass Jorge Lorenzo eine Zeit lang mit den anderen im Pulk gefahren ist und dann erst am Ende davon gezogen ist. Der kleine Vorsprung, den er nach dem Manöver von De Angelis hatte, könnte für ihn nur das Startsignal gewesen sein.

Andrea Dovizioso hat sich nach dem Rennen hingegen sicher auch über Alex geärgert, denn für ihn war die Aktion sicher mit ein Grund, warum Lorenzo davon kam. Zudem bringt ihn ein zweiter Platz nicht wirklich weiter. Schließlich will er weiter um den Titel kämpfen, doch jedes Mal wenn Lorenzo vor ihm ins Ziel kommt, dann ist die WM wieder ein wenig mehr außer Reichweite.

Dass Jorge Lorenzo sich nach dem Zieleinlauf so ausgelassen gefreut hat, kann man so oder so interpretieren. Entweder fühlte er sich einfach danach, oder er hatte vorher nicht damit gerechnet, auch wirklich siegen zu können. Ein Grund war aber sicher, dass er seinen Vorsprung in der WM wieder etwas vergrößern hat können.

IDM

Am 3. September hatte meine Mannschaft von Team Sachsenring Motorrad Unger ihr Heimrennen - wie der Teamname schon verrät, fand das Rennen auf dem Sachsenring statt. Patrick Unger war nach seiner langen Leidenszeit aufgrund des Schlüsselbeinbruchs und der anschließenden Infektion endlich wieder dabei. Leider hatte er aber Pech. Nach einem recht guten Qualifikationstraining, vor allem wenn man die lange Pause bedenkt, hatte er einen sehr guten Start und war so um Platz sechs oder sieben. Leider wurde er dann aber gleich in der ersten Kurve von einem Konkurrenten abgeräumt und landete im Kies. Wenigstens hat sich Patrick dabei nicht wieder verletzt.

Eric Hübsch hat man angemerkt, dass das sein Heimrennen war und dass er besonders viel erreichen wollte. Er war nicht so locker wie sonst. Auch beim WM-Lauf auf dem Sachsenring war er nicht so angespannt, weil es da nur darum ging, sich zu qualifizieren und das Rennen möglichst gut durchzufahren. Nach dem Qualifying ging Eric von Platz vier ins Rennen und verpatzte aber gleich den Start. Schließlich hat er sich dann von Platz 13 wieder an den Spitzenpulk herangekämpft und wurde Vierter. Das war schon eine ganz ordentliche Leistung, aber in bisschen mehr wäre schon noch drin gewesen.

Mateusz Stoklosa hat leider noch die Routine gefehlt. Er fährt erst seit zwei Jahren Motorrad und da kann das schon passieren. Als er in der ersten Kurve seinen Teamkollegen neben der Strecke liegen gesehen hat, hat es ihn auch gleich erwischt. Er muss eben einfach lernen, dass er sich nur auf sich konzentrieren soll, denn sonst wird er immer der nächste sein, der sich im Kiesbett wieder findet.

Am kommenden Wochenende geht in Hockenheim das Saisonfinale der IDM über die Bühne. Ein Podestplatz wäre natürlich ein schöner Abschluss für das Jahr. Bei Patrick wird es wichtig sein, dass er wieder ein paar Rennkilometer sammelt. Das hatten wir ja schon für den Sachsenring gehofft, aber da war leider schon in Kurve eins Schluss. Hätte er durchfahren können, dann hätte er in Hockenheim voll auf Angriff fahren können.