Wie besagt eine alte Weisheit: Erfolg macht einsam. Ob das bei Jorge Lorenzo abseits der Rennstrecke wirklich zutrifft, lässt sich nur mit Stalking-Methoden erörtern, die nicht zum Repertoire des anständigen Journalisten gehören. Was aber auf jeden Fall zu beobachten ist, auf der Rennstrecke wird Jorge Lorenzo zusehends einsamer.

Mehr als sechs Zehntel brachte er beim zweiten Qualifying zum großen Preis von Tschechien zwischen sich und die Konkurrenz. Das darf im Motorrad-Straßenrennsport durchaus als eine kleine Welt bezeichnet werden. So einsam ist Lorenzo also. Dabei liegt das sicher nicht in der Absicht seiner Konkurrenten. Die wären am liebsten ganz nahe bei ihm. Vor allem Andrea Dovizioso, der sich mit dem Spanier noch über die Entscheidung in der WM unterhalten will. Immerhin, als Zweiter und damit Nächster konnte Dovizioso zeigen, dass er Jorge nicht ganz vereinsamen lassen will.

Auch Hiroshi Aoyama und Lorenzos Teamkollege Hector Barbera versuchen noch, Anschluss zu halten. In die erste Startreihe haben sie es noch geschafft. Bei einem Rückstand von rund acht Zehntel auf einer Runde, sollten sich die beiden aber ein Fernglas einpacken, wenn sie lange das Rennen an der Spitze mitverfolgen wollen. Allen Fahrern dahinter, angefangen beim fünftplatzierten Alex de Angelis, sei am besten ein Teleskop ans Herz gelegt.

Dirk Heidolf dürfte mit seinen drei Sekunden Rückstand für Lorenzo bereits als Außerirdischer gelten. Das wird den Deutschen weniger stören als der 15. Startplatz von dem er ins Rennen geht - schließlich ist er ja nicht der einzige der viel Zeit auf Jorge Lorenzo verliert. Ja, Jorge ist einsam, doch irgendwie könnte man das Gefühl haben, andere Fahrer wären das auch gerne.