Es wäre zwar vermessen, zu behaupten, Dani Pedrosa wäre nicht gerne in Gesellschaft, aber wenn man sich ansieht, wie der Spanier seine bisherigen zwei Rennsiege in der MotoGP herausgefahren hat, dann entsteht zumindest dieser Eindruck. Denn sowohl in Shanghai vor knapp zwei Monaten als auch in Donington zog es Pedrosa vor, ganz alleine an der Spitze seine Kreise zu ziehen. Allerdings muss da natürlich die Frage gestellt werden: Welcher Fahrer würde das nicht tun, wenn er es könnte?

Wegen seiner Dominanz in Donington ließ sich Pedrosa dann auch dazu hinreißen vom fast perfekten Wochenende zu sprechen. Wie er aber berichtete, fehlte nicht viel und es hätte ein schlechtes Wochenende werden können: "Ich habe versucht an Marco (Melandri) vorbeizukommen, aber das war nicht leicht. Als ich ihn dann überholen wollte, habe ich gebremst, konnte die Maschine aber nicht stoppen. Also kam ich ihm näher und näher als er dabei war einzulenken. Ich habe mir nur gedacht ‚bitte lass Platz!´ und das hat er zum Glück gemacht. Danach konnte ich wieder an die Spitze fahren."

Neben seiner Leistung freute sich Pedrosa aber auch über das gute englische Wetter, das ihm einen schwierigeren Kampf im Nassen erspart hatte. Trotz seiner guten Position in der Weltmeisterschaft beteuert er, auf diese Wertung in diesem Jahr noch keinen Wert zu legen. "Mein Fokus liegt darauf, die beste Performance aus mir selbst zu holen und aus meinen Möglichkeiten Profit zu schlagen."

Sollte Pedrosa dabei Hilfe brauchen, könnte er sich ja an Valentino Rossi wenden, der es bislang noch auf jeder Maschine und in jedem Zustand geschafft hat, das Beste herauszuholen. So fuhr er vor einer Woche in Assen mit einer frisch angebrochenen Hand auf Platz acht und schaffte es nun in Donington auf den zweiten Rang. Rossi selbst meinte danach: "Ich bin zwar Zweiter geworden, aber heute fühlte es sich wie ein Sieg an." Die Gründe dafür lagen auf der Hand. "Es war ein tolles Rennen und ein wichtiges Resultat für mich. Ich bin in einer besseren Position was die Punkte angeht und das ist wichtiger, als das Rennen zu gewinnen", sagte Rossi.

Für seine starke Verbesserung gegenüber dem Qualifying, in dem er nur Zwölfter geworden war, hatte er auch eine Erklärung parat: "Wir waren wirklich überrascht, dass die Maschine im Freitag nicht gut funktioniert hat, aber das ganze Team hat wirklich hart gearbeitet, um das richtige Setting und den richtigen Reifen zu finden. Nach dem Qualifying entschieden wir uns dann dafür, heute Morgen einige neue Dinge zu probieren. Aber das nasse Warm-Up bedeutete, wir hatten keine Chance dazu, also haben wir einfach Risiko genommen und es hat funktioniert."

Anders als Pedrosa war Rossi im Rennen dann nicht alleine unterwegs sondern hatte fast ständig Begleitung. Sein engster Freund wurde dabei Marco Melandri, mit dem er in der vorletzten Kurve den Kampf um Platz zwei entschied. "Am Ende kam es dann auf die letzte Haarnadel an und wir haben beide ungefähr 20 oder 30 Meter später gebremst als normal. Wir sind beide raus getragen worden, aber zum Glück Marco noch weiter als ich und ich konnte vor ihn", erzählte Rossi von dem Duell.

Der Unterlegene war über den Ausgang des Zweikampfes natürlich nicht erfreut. "Es ist schade, dass ich den zweiten Platz wegen eines kleinen Fehlers in der vorletzten Kurve verloren habe, aber die Schlacht mit Valentino war großartig und ich denke, die Fans haben das Spektakel genossen", sagte Melandri.

Wenn man bedenkt, dass der Italiener vor zwei Wochen noch eines der Opfer des Startunfalls in Barcelona war, ist aber schon sein dritter Platz so etwas wie eine Wiederauferstehung. Deswegen bedankte sich Melandri auch artig: "Ich möchte der Clinica Mobile für ihre Arbeit danken, die es mir erlaubt hat, hier in gutem Zustand ein Rennen zu fahren."

Beim nächsten Rennen auf dem Sachsenring sollte dann auch das dritte Opfer des Barcelona-Unfalls wieder dabei sein. Das bedeutet, Alex Hofmann wird seinen Platz auf der Werks-Ducati wieder an Sete Gibernau zurückgeben müssen. Mit einem zwölften Platz in Assen und einem dreizehnten in Donington ist seine Bilanz allerdings nicht berauschend. Hofmann meinte: "Ich fühle mich ziemlich down, weil das wahrscheinlich mein letztes Rennen für die Roten war und ich extragut sein wollte. Ich wollte mich gegenüber Assen verbessern, aber wir haben hier ein schwierigeres Wochenende gehabt." Hofmann muss sich aber keine Sorgen machen, zu vereinsamen. Schließlich wartet ja seine andere Ducati bei der D´Antin Mannschaft auf ihn.