Was sich in den letzten Wochen immer weiter andeutete, ist seit dem Donnerstag in Spielberg offiziell: Ai Ogura wird ab 2025 für Trackhouse fahren und damit in die MotoGP aufsteigen. Miguel Oliveira wird das Team verlassen und auch Joe Roberts schaut in die Röhre. Teamchef Davide Brivio stand in Spielberg Rede und Antwort.
Trennung von Miguel Oliveira eine schwere Entscheidung
"Wir mussten uns zwischen Miguel [Oliviera] oder einer Änderung entscheiden. Das war ehrlicherweise der schwierigste Teil, denn wir können uns über Miguel überhaupt nicht beschweren. Er ist ein großartiger, talentierter und hart arbeitender Fahrer", streute der Italiener seinem Noch-Piloten Rosen. Oliveira wird stattdessen zu Pramac gehen, auch wenn dies noch nicht offiziell ist.
Eigentlich gab es klare Gründe, und auch einen mächtigen Fürsprecher, für einen Verbleib des Portugiesen. Daraus machte auch Brivio keinen Hehl: "Es ist kein Geheimnis, dass Massimo [Rivola, Teamchef von Werkspartner Aprilia, Anm. d. Red.] auch zufrieden damit gewesen wäre, wenn wir Miguel behalten hätten. Das war ein bisschen ein Dilemma. Wenn das Werksteam die Fahrer auswechselt, dann wäre es wohl eine gute Entscheidung gewesen, unsere beiden Fahrer auf dem Bike zu behalten. Jetzt haben wir nurmehr Raul [Fernandez], der das Motorrad kennt. Das war eine Sache, über die wir nachgedacht haben."
Kontakt mit Joe Roberts war da
Doch das Team entschied sich, dass es als jüngste Mannschaft der Königsklasse auch mit jungen Fahrern eine Entwicklung durchmachen möchte. Die Frage war nur: Welcher Fahrer wird Teamkollege von Raul Fernandez? Lange wurde der Name Joe Roberts in der Gerüchteküche heiß gekocht. Ein Amerikaner im amerikanischen Team, noch dazu unter der MotoGP-Schirmherrschaft von Liberty Media, das ergab einfach Sinn.
Tatsächlich war an diesen Gerüchten einiges dran. "Natürlich wäre es schön einen amerikanischen Fahrer in einem amerikanischen Team zu haben. Joe Roberts stand auf unserer Liste. Wir haben uns mit ihm beschäftigt", bestätigt Brivio. "Wir haben mit ihm gesprochen. Wir waren auch regelmäßig mit seinem Manager John Hopkins in Kontakt. Ich hatte ein Treffen mit ihm. Auch Justin [Marks, der Teameigner, Anm. d. Red.] hatte direkten Kontakt mit ihnen", gab er dann noch mehr Preis, wie konkret es offenbar wurde.
Sportliches Potential schlägt Marketing
Doch dann kann es zur Wende. "Wir haben unsere Beurteilung mehr auf das sportliche Potential verlagert", erklärte der Teamchef. "Wir versuchten einen potenziell guten Fahrer für die Zukunft in der MotoGP zu finden. Und wir denken das ist Ai." Heißt also ganz einfach: Das Team traut Ai Ogura mehr zu als Roberts, der vier Jahre älter ist. "Wir glauben, dass sein Fahrstil sich in der MotoGP weiterentwickeln kann. Aus Gründen wie diesem, haben wir ihn gewählt", klingt das dann in Brivios Worten.
Doch stellen die sportliche Leistungen natürlich nur einen Grund für eine Verpflichtung dar. Der andere Aspekt ist dem Team auch bewusst: "Wir wussten, dass die Dorna mit Joe Roberts glücklich gewesen wäre." Doch aktiven Einfluss auf die Fahrerwahl gab es nie: "Wir kennen doch alle das Business. Wenn du mit Carmelo [Ezpeleta] sprichst, dann äußert er vielleicht einen Wunsch. Aber es gibt keinerlei Druck. Wir alle wissen, dass Amerika wichtig ist, aber es gab keinen Druck."
Trackhouse kennt das Rookie-Risiko: Ai Ogura erhält Entwicklungszeit
Zumal auch für Ogura Argumente abseits der Strecke angeführt werden können. "Sie [die Dorna und Liberty Media, Anm. d. Red.] sollten aber auch Grund zur Freude haben. Endlich hat es jemand aus dem Asia Talent Cup in die MotoGP geschafft. Also war es auch ein guter Schachzug für die Meisterschaft." Tatsächlich hing der asiatische Ableger der Juniorenkategorien bisher in dieser Hinsicht deutlich hinter dem Red Bull Rookies Cup und der JuniorGP-Serie zurück.
Nun aber soll Ogura mit Hilfe von Trackhouse Racing in der Königklasse Fuß fassen. Geduld ist gefragt: "Es ist nicht einfach einen Rookie zu haben. Wir wissen, dass wir nun ein Jahr haben werden, in dem wir nichts erwarten dürfen. Wir müssen es ihn genießen und ihn Erfahrungen machen lassen. Und dann wirst du sehen, wo du ansetzten kannst. Vielleicht zuerst ein Training, das gut ist. Dann ist es vielleicht ein Qualifying. Du versuchst diese Zeichen zu erkennen, dass er auf dem Weg ist. Und dann wirst du hoffentlich im zweiten und dritten Jahr was sehen können." Mit Maverick Vinales, Alex Rins und Joan Mir hatte Brivio früher bereits ein sehr gutes Händchen bei Moto2-Talenten bewiesen.
diese MotoGP Nachricht