Die Reifenmindestdruck-Regel, welche 2023 beginnend mit dem Großbritannien Grand Prix in Silverstone eingeführt wurde, war in vergangenen Monaten eines der heißdiskutiertesten Themen der MotoGP. Nach teils heftiger Kritik aus dem gesamten Fahrerlager hatte Einheitshersteller Michelin bereits vor einigen Tagen angekündigt, den Mindestdruck zur neuen MotoGP-Saison 2024 auf 1,8 bar senken zu wollen. Am Donnerstag vor dem Saisonauftakt in Katar wurde nun die finale Regelung präsentiert - und die MotoGP überraschte dabei mit einer Anpassung.

Denn eigentlich hätte ein Verstoß gegen den Reifenmindestdruck, der im Grand Prix nun über 60 Prozent der Runden und im Sprint in 30 Prozent der Runden eingehalten werden muss, ab dieser Saison mit einer sofortigen Disqualifikation des betroffenen Fahrers geahndet werden sollen. Im Vorjahr wurde bei der ersten Unterschreitung noch eine Verwarnung und ab dem zweiten Vergehen immer weiter steigende Zeitstrafen ausgesprochen. Dieses Strafsystem war jedoch nur als Übergangslösung gedacht, bis sich Teams und Fahrer an die Reifendruckregel gewöhnt hatten. Ab 2024 sollte dann auf die direkte Disqualifikation vom Sprint oder Grand Prix gewechselt werden.

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MotoGP 2024: Zeitstrafen statt Disqualifikation

Doch dazu wird es nun überraschend nicht kommen. "Die FIM-MotoGP-Stewards haben außerdem neue, festgelegte Strafen für 2024 angekündigt. Für Verstöße im Sprint gibt es eine Zeitstrafe von acht Sekunden, im Grand-Prix-Rennen sind es 16 Sekunden", verkündete die Motorrad-WM am Donnerstag in einem Statement auf 'MotoGP.com', in dem auch die Reduktion des Mindestdrucks am Vorderrad bestätigt wurde. Somit werden Unterschreitungen des Mindestreifendrucks 2024 also härter bestraft als im Vorjahr, führen aber nicht zu einer sofortigen Disqualifikation.

Damit reagiert die MotoGP auf die Befürchtungen der Fahrer und Teams, die den Mindestdruck im Jahr 2023 als nur schwer antizipierbar einstuften. Wird er vor dem Rennstart zu hoch gewählt, droht eine Überhitzung des Vorderreifens im Verkehr, was in weiterer Folge zu Gripverlust und erhöhter Sturzgefahr führen kann. Wird er zu gering gewählt und ein erwartetes Feststecken im Verkehr bleibt aus, droht eine Unterschreitung des Mindestdrucks, was bislang eben zur Disqualifikation geführt hätte. Ein Strafen-Fiasko wurde befürchtet, welches durch die neuen Regelungen im Idealfall vermieden werden kann.

Sollte ein Grand Prix mittels Roter Flagge unterbrochen werden, gilt für den Restart Folgendes: Bei einer Distanz zwischen 7 und 15 Runden muss der Mindestdruck wie im Sprint über 30 Prozent der neuen Renndistanz eingehalten werden. Werden sechs oder weniger Runden absolviert, muss der Mindestdruck für mindestens zwei aufeinanderfolgende Messungen eingehalten werden. Diese Messungen werden jede Sekunde durchgeführt. In Flag-to-Flag-Rennen kommt die Reifendruckregel 2024 nicht zum Einsatz.