Während sich die MotoGP-Fahrer am Samstag im Sprint richtig bekämpften, erlebte die Königsklasse im Grand Prix von Malaysia eines der langweiligsten Rennen ihrer Geschichte. Überholmanöver waren Mangelware, dafür wurde die Prozession von vielen Stürzen garniert. Wie konnte es dazu kommen? Die Fahrer haben einen klaren Schuldigen.
Espargaro wird deutlich: Reifedruckregel ruiniert die MotoGP!
"Wir machen das jedes einzelne Wochenende. Wir sprechen mit Michelin, mit Piero [Taramasso], mit Carlos Ezpeleta und auch mit Carmelo [Ezpeleta]. Bei jeder einzelnen Besprechung reden wir darüber, aber es gibt keinerlei Chance, das zu ändern" ärgert sich Aprilia-Pilot Aleix Espargaro. Gemeint ist der Mindestdruck der Reifen, der seit Silverstone gilt und Strafen bei Unterschreitung vorsieht. In der Hitze von Sepang wurden mit Francesco Bagnaia, Luca Marini, Alvaro Bautista, Raul Fernandez und Iker Lecuona nicht weniger als fünf Fahrer verwarnt. Eine Strafe gibt es ab dem zweiten Vergehen.
Espargaro ist bisher der Einzige, der eine solche in Thailand bereits ausfassen musste. Da das Strafmaß bei jedem Vergehen immer höher wird, ging er mit Vorsicht an seinen Reifendruck in Malaysia: "Ja mit Sicherheit, wenn ich nicht sechs Sekunden Strafe haben will und das nächste Mal zwölf." Espargaro war dann im Rennen über das Vorderrad gestürzt. Es ist das Dilemma: Mit Normaldruck am Start schießen die Temperaturen im Vorderrad zu hoch und Stürze folgen. Im Malaysia GP waren es deren sechs. Starten die Fahrer mit Unterdruck, könnten sie unter dem Mindestwert verbleiben und Strafen riskieren. Espargaros Fazit ist eindeutig: "Ich hasse diese Regel wirklich, sie wird diese Weltmeisterschaft ruinieren. Sie macht das Leben für meine Ingenieure sehr schwierig."
Quartararo bedient: Regel einfach nur dumm!
Dazu kommt das schlechte Racing. Beim Hinterherfahren hinter einem Konkurrenten schießen die Drücke nach oben und Überholen wird oft unmöglich. Darunter leidet besonders Yamaha mit Starpilot Fabio Quartararo immer wieder. Der Franzose nimmt mittlerweile beim Reifendruck sogar mögliche Strafen in Kauf: "Wir spielen im Rennen viel damit herum. Wir setzten den Reifendruck zu Beginn sehr niedrig. Wir wussten es wäre es wert, selbst wenn wir eine Verwarnung bekämen." Lieber in Zukunft ein paar Sekunden auf das Rennergebnis draufbekommen, als nicht überholen können oder gar Stürzen, so lautet die Rechnung.
Nur Blöd, dass diese Rechnung nurmehr 2023 gilt. 2024 soll es bei einer Unterschreitung zur Disqualifikation kommen. Quartararo ist angesichts dessen komplett bedient: "Ich denke das ist ziemlich dumm. Es ist für uns ohnehin schon schwer genug zu überholen. Warum soll das zur Disqualifikation führen, wenn es nicht einmal um die Sicherheit geht? Ich weiß nicht, warum sie dieses Limit eingeführt haben. Jetzt liegt es bei 1,87 Bar. Selbst wenn du auf 1,75 runtergehst, wird der Reifen nicht platzen. Ich verstehe also nicht, warum."
Michelin unter Beschuss, aber kein Ende in Sicht
Das Sicherheitsargument war der Grund für die Einführung der neuen Regel gewesen. Aber von den Fahrern zeigt dafür nicht einer Verständnis. Aleix Espargaro feuerte in Richtung Michelin: "Ich fahre jetzt seit mehr als 15 Jahren in dieser Weltmeisterschaft und habe solche Probleme mit den Vorderreifen noch nie gesehen. Er [Michelin-Motorsportdirektor Piero Taramasso, Anm. d. Red.] sagt, dass wir nahe an explodierenden Vorderreifen sind? Okay, er weiß eine Million Mal besser Bescheid als ich. Aber ich habe [in meiner Karriere, Anm. d. Red.] nur explodierende Hinterreifen gesehen, nie an der Front."
Quartararo sieht sogar eine Verschlechterung der Sicherheit: "Wir brauchen da ein ernstes Gespräch, denn auch hohe Drücke sind gefährlich. Du fährst dein Bike nicht mehr wirklich, es ist ein komplett anderes Gefühl. Am Ende halten die zwei Reifen das Bike. Wenn die Reifen nicht funktionieren, dann ist das furchtbar und verändert alles komplett." So weit wollte Espargaro hingegen nicht gehen: "Es führt zum Mangel an Performance, aber es ist nicht gefährlich." Klar ist aber: Dem Sport ist in nicht im geringsten geholfen. Auf die Frage, ob er angesichts der dauerhaften Beschwerden der Fahrer eine Änderung der Regel erwarte, antwortete Espargaro entschieden mit: "Nein!" Das Thema wird die MotoGP wohl weiterhin beschäftigen, ein Ende ist nicht in Sicht.
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