Strafen in der MotoGP? Das ist seit Jahren eine ganz besondere Geschichte. Immer wieder sorgen die MotoGP-Stewards um Ex-Weltmeister Freddy Spencer mit ihren Entscheidungen bei den Piloten für Unverständnis. Manchmal werden sie zu hart bestraft, manchmal gar nicht. Das Indonesien-Wochenende stellte eine weitere Episode in dieser scheinbar unendlichen Erzählung dar. Für Rätsel sorgte dabei vor allem der Fall Brad Binder.
Während Aleix Espargaro, der ihn am Tag zuvor abgeschossen hatte, ohne Bestrafung davonkam, wurde der KTM-Pilot am Sonntag im Hauptrennen gleich zweimal abgestraft. Zunächst hatte Binder in der zweiten Runde in Turn 10 Luca Marini aus dem Rennen befördert, nachdem er kurzzeitig unter Druckverlust in der Vorderradbremse litt und sein Motorrad anschließend nicht mehr schnell genug abstoppen konnte. Wenig später kollidierte Binder im Rahmen seiner Aufholjagd dann auch noch mit Miguel Oliveira in Turn 2, wobei er schlicht zu ambitioniert agiert hatte.
In beiden Fällen wurde der zweifache Grand-Prix-Sieger mit einer Longlap-Penalty belegt, die ihn jeweils knapp drei Sekunden Rennzeit kostete. Unfallgegner Marini empfand dies am Sonntagabend in seiner Medienrunde aber eigentlich als zu gering. Der VR46-Pilot zeigte zunächst zwar noch Verständnis, allerdings nur für den ersten Vorfall: "Brad kam zu mir und hat alles erklärt. Dadurch bin ich weniger wütend. Er hatte einen Moment über den Curb und manchmal kann das passieren, dass die Beläge der Vorderbremse dann weit weg sind. Das ist mir an diesem Wochenende auch schon passiert, ich kenne dieses ungute Gefühl."
Vorbild Fußball: Erst Gelbe Karte, dann Rote Karte
Dass Binder, der den Indonesien Grand Prix übrigens noch als starker Sechster beendete, für sein zweites, überhartes Manöver dann aber nicht härter bestraft wurde, passte Marini nicht. "Wir sollten über diese Strafe reden, die zweite hätte schwerer ausfallen sollen", empfand er und spielte damit auf die Tatsache an, dass sein Kontrahent in einem einzigen Rennen zweimal negativ aufgefallen war und eben nicht wie üblich über mehrere Rennen hinweg verteilt. "Das ist ein merkwürdiger Fall, der so vielleicht zum ersten Mal passiert ist", weiß der Halbbruder von MotoGP-Legende Valentino Rossi.
Um eine Wiederholung eines solchen Szenarios in Zukunft zu verhindern, bringt Marini deshalb eine Veränderung des Strafensystems in der MotoGP ins Spiel. "Wir könnten es wie im Fußball machen - mit Gelben und Roten Karten", schlägt er vor. Demnach könnte ein Fahrer dann bei seinem ersten 'Foul' in einem Rennen mit der Gelben Karte verwarnt werden. Schlägt er ein zweites Mal über die Strenge, spricht die Rennleitung die Rote Karte aus. Im Fußball wird ein Spieler in einem solchen Fall des Feldes verwiesen. Übertragen auf die MotoGP könnte ein Pilot somit also aus dem Rennen genommen werden. "Wir wollen ja mehr Sicherheit [auf der Strecke, Anm.]", erklärt der Italiener seine Idee, der das Thema beim Australien-GP in der Safety Commision ansprechen will.
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