Pramac-Pilot Jorge Martin und WM-Leader Francesco Bagnaia beeindruckten beim San Marino GP der MotoGP beide auf ihre Weise. Mit Pole-Position in Fabelzeit und Start-Ziel-Siegen in Sprint und Grand Prix demonstrierte Martin ein perfektes Wochenende. Bagnaia hingegen reiste angeschlagen nach seinem Horrounfall in Barcelona nach Misano und kämpfte sich unter Schmerzen in beiden Rennen auf einen äußerst beachtlichen dritten Platz hinter Martin und dem jeweils zweiplatzierten Marco Bezzecchi. Was vor Barcelona noch wie der sicherere Durchmarsch des Weltmeisters aussah, könnte sich nun doch noch zum WM-Zweikampf entwickeln. Die ersten Psychospielchen gibt es bereits.
"Hier endlich zu gewinnen ist unglaublich. Es herrscht hier großer Druck von den italienischen Fans. Ich wusste, dass mein Moment im Rennen kommen würde. Ich wollte den Unterschied machen, sobald die anderen eine Schwäche zeigten", freute sich Martin über den Sieg beim Heimrennen seiner beiden Konkurrenten. Darauf angesprochen, dass sowohl Bezzecchi als auch Bagnaia angesichts ihrer Verletzungen nicht komplett fit ins Rennen gingen, tat der Spanier dies sofort ab: "Ich erinnere mich, wie es ist, mit Verletzungen zu fahren. Du merkst es über das Wochenende, aber nicht während des Rennens."
Bagnaia sah dies naturgemäß anders. Er berichtete von seinem Kampf: "Es war schwierig. Ich begann mit Platz 20 am Freitag und dann gelangen mir Schritte nach vorne. Ich konnte Martin nur 17 Runden lang folgen. Dann bekam ich Probleme mit dem Druck am Vorderreifen und wurde müde. Ich bin glücklich. Ich habe nie aufgegeben. Mein Anspruch waren die Top 5 und ich war in beiden Rennen besser." Durch die beiden dritten Plätze hat Bagnaia trotz der perfekten Misano-Ausbeute Martins immer noch einen Vorsprung von 36 Punkten. Bei noch 296 zu vergebenen Punkten in acht Rennwochenenden ist aber noch nichts entschieden.
Martin will nicht unbedingt Weltmeister werden? Bagnaia kontert
Martin will jegliche Erwartungshaltung in Sachen Meisterschaft von sich weisen: "Es liegt nicht in meiner Verantwortung den Titel für Ducati zu gewinnen. Ich werde es versuchen, aber ich bin ein Privat-Fahrer und kein Werkspilot. Ich genieße einfach den Moment des Sieges. Meine Chance, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, wird noch kommen." Der Titelverteidiger reagierte zunächst witzelnd darauf: "Er hat eine Menge Druck. Wenn wir sehen, dass er zu nahekommt, werden wir seinen Gashebel runterdrehen [Lacht, Anm. d. Red.]." Doch dann wurde der Italiener auch wieder ernst: "Jorge muss sich nicht unter Druck setzen, er kann es entspannt angehen. Es wird mit Sicherheit ein großartiger Kampf werden, aber Ich habe nur 14 Punkte verloren."
Während Bagnaia seinen Konkurrenten so als WM-Kandidaten anerkannte, ließ sich Martin auch auf erneute Nachfrage der Presse nicht zu einer Kampfansage hinreißen: "Es liegt an mir und es ist mein Traum, den Titel zu gewinnen, aber es liegt als Nicht-Werksfahrer nicht in meiner Verantwortung. Mit Sicherheit nehme ich es so, falls ich es schaffen kann. Momentan bin ich aber nicht darauf versessen. Mein Tag wird kommen und ich hoffe bald ein Werksfahrer zu sein."
Der Konter Bagnaias folgte zugleich: "Wenn er so denkt, dann kann er mich ja auch gerne [in der WM, Anm. d. Red.] ziehen lassen. Aber es ist normal. Als Fahrer ist deine Mentalität, erst einmal gewinnen zu wollen. Er hat dieses Wochenende Unglaubliches gezeigt. Das können nur manche Fahrer zeigen. Ein Rennwochenende wie dieses ist nur für diejenigen möglich, die auch die Meisterschaft gewinnen wollen."
Bagnaia kündigt an: In Indien wieder bei 100%
Der Kampf der beiden Kontrahenten geht in zwei Wochen beim ersten Indien-Grand-Prix der MotoGP-Geschichte weiter. Laut Bagnaia wird sich Martin bei einem erneuten Sieg dort nicht anhören müssen, dass er nur gegen angeschlagene Konkurrenz gewinnen konnte: "Ich werde dort in bester Verfassung ankommen, bei 100%. Das Hämatom wird abschwellen, das wird kein Problem sein. Vielleicht brauche ich noch eine Woche, um mich vollständig zu erholen, aber ich werde in Indien mit 100% fahren."
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