Die MotoGP-Saison 2023 ist für Honda bislang ein einziges großes Debakel. Die Stammfahrer Alex Rins, Takaaki Nakagami, Marc Marquez und Joan Mir liegen nur auf den WM-Rängen 14, 17, 19 und 25. Die Repsol-Werkstruppe belegt in der Teamwertung abgeschlagen den letzten Platz. In der Herstellerwertung kämpft man gegen Yamaha um die rote Laterne.
In der MotoGP macht man sich deshalb Sorgen, Honda könnte dem Negativbeispiel von Suzuki folgen und die Königsklasse verlassen. Das befürchtet nicht nur Promoter Dorna, auch aus der KTM-Führungsebene waren zuletzt derartige Befürchtungen zu hören. Koji Watanabe, Präsident von Hondas Rennabteilung HRC, räumt nun aber im Gespräch mit unserem japanischen Kollegen Akira Nishimura mit diesen Spekulationen auf: "Das kann ich ein für alle Mal verneinen. Wir werden nicht aussteigen."
Watanabe macht aber keinen Hehl aus der verfahrenen Situation, in der sich sein Unternehmen befindet: "Wir befinden uns in einer schweren Krise. Die gesamte Honda Group sieht die aktuelle Situation als großes Problem. Unser Präsident Toshihiro Mibe ist überzeugt, dass wir schnellstmöglich etwas an der Situation ändern müssen. Ich glaube, dass wir uns auf vergangenen Erfolgen zu sehr ausgeruht haben und unsere Methodik nicht ausreichend verändert haben. Wir haben uns angestrengt, aber anstatt eines drastischen Wandels nur eine kontinuierliche Entwicklung vorgenommen. Unsere Gegner waren da radikaler und haben so größere Fortschritte gemacht."
Fortschritte, die nicht zuletzt auch durch externe Einflüsse möglich waren. KTM entweder profitierte zuletzt massiv von Input aus dem Hause 'Red Bull Advanced Technologies', wo sich Formel-1-Ingenieure der Aerodynamik der RC16 annahmen. Derartiges Know-How liegt auch bei Honda vor, wurde laut Watanabe aber bislang zu wenig genutzt. "Ich glaube, dass wir in der Vergangenheit für mehr Austausch zwischen der Motorrad- und Automobilabteilung sorgen hätten sollen. Da ist aus heutiger Sicht zu wenig passiert. Jetzt verwenden wir in der MotoGP Vierradtechnologien in Bereichen wie Aerodynamik und Motorenbau. Dabei sind bereits einige sehr unkonventionelle Ideen geboren worden. Ich glaube, dass diese Synergien sehr positiv für unsere Motorradsparte sind", so der HRC-Präsident.
Laut Watanabe sind Umstrukturierungen bei Honda nicht nur in der Zusammenarbeit zwischen dem Automobil- und Motorradsektor im Gange. "Das Budget und die Personalstärke lassen sich am schnellsten ändern. Wir verstärken aktuell unsere Entwicklungsabteilung. Wir sprechen hier von einer in der MotoGP bislang beispiellosen Zahl, weil wir unsere aktuelle Maschine verbessern und gleichzeitig für die Zukunft arbeiten müssen. Deshalb versuchen wir hier eine Trennung zu schaffen, um keine Verwirrung zu stiften. Dafür brauchen wir mehr Angestellte", erklärt er.
Ein unmittelbarer Erfolgsgarant seien diese Anpassungen aber nicht: "Es wird sicher nicht einfach. Aktuell entwickeln wir das Motorrad für 2024. Dabei müssen wir, um all unsere Schwächen zu verstehen, so viele Entscheidungen treffen, dass das nur durch viel Versuchsarbeit möglich ist. Wenn die erfolgreich ist, dann können wir 2024 ein schlagkräftiges Motorrad haben. Aber ganz ehrlich: Hinweise gibt es darauf noch keine."
Um Honda und der ebenso schwächelnden Konkurrenz von Yamaha unter die Arme zu greifen, wird in der MotoGP aktuell laut über eine Anpassung des Concession-Reglements nachgedacht. Die japanischen Hersteller könnten dann von Zugeständnissen in der Weiterentwicklung profitieren und so wieder leichter den Anschluss an die Spitze finden. Eine Reglement-Änderung, die der stolze Honda-Konzern ohne Zögern in Anspruch nehmen würde: "Wir würden es begrüßen, wenn es diese Concessions gäbe. Es gibt keinen Grund, so ein Angebot nicht anzunehmen. Ohne Entwicklungsmöglichkeiten werden wir keine Stabilität in unser Projekt bringen und das wird wiederum zur Last für die Fahrer."
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