Nach einem trockenen Trainingsfreitag erreichte die MotoGP am Samstagvormittag in Silverstone die befürchtete Regenfront. Heftige Niederschläge sorgten im 2. Freien Training und speziell im Qualifying für schwierige Bedingungen. Es stand viel Wasser auf der Strecke, zudem war die Sicht alles andere als gut. Selbst die TV-Kameras hatten damit zu kämpfen, klare Bilder zu liefern. Mehrere MotoGP-Piloten kritisierten am Samstagabend deshalb die Rennleitung.

"Das war heute etwas zu gefährlich, um ehrlich zu sein", sagte etwa Marco Bezzecchi, der sich unter den herausfordernden Umständen zwar die Pole Position gesichert hatte, wenige Augenblicke vor Qualifying-Ende aber auch in Turn 16 gestürzt war. "Im ersten Teil der Runde war die Strecke in Ordnung, aber im zweiten Teil stand viel Wasser. Ich hatte den Sturz nicht erwartet. Als ich bremste, hatte ich Aquaplaning. Ich habe das Bike sofort verloren", beschrieb er anschließend.

Gerade das Aquaplaning auf den zahlreichen Geraden des Silverstone Circuit erachtete der VR46-Pilot als großes Problem: "Das Heck hat durchgedreht. Es war schwer, das zu kontrollieren, weil du mit Vollgas unterwegs bist und nichts machen kannst." Die Bedingungen seien deshalb am Limit gewesen. "Im Qualifying war das noch okay, aber wenn wir den Sprint so hätten starten müssen, wäre das zu gefährlich gewesen, weil die Sicht gleich Null war", gab Bezzecchi zu bedenken.

Alex Marquez tobt: WM oder regionale Serie?

WM-Rivale Francesco Bagnaia, der im Qualifying ebenfalls stürzte, war anderer Meinung. "Die Bedingungen im FP2 waren schon einer Roten Flagge würdig", sagte er am Samstagabend. Trotzdem konnte er noch Verständnis für die Entscheidung der Rennleitung, die Vormittagssession laufen zu lassen, aufbringen. "Im Training kannst du uns vielleicht noch fahren lassen, aber die Sicht war schlecht und mein Sturz grenzwürdig. Im Rennen hätten da auch drei oder vier Fahrer stürzen können. Bei solchen Bedingungen hätte es da definitiv eine Rote Flagge geben müssen", beschreibt der Ducati-Pilot.

Auch Sprintsieger Alex Marquez sah die Bedingungen am Limit. Neben dem Aquaplaning kritisierte er aber vor allem die zahlreichen Trümmerteile, die sich nach diversen Stürzen auf der Strecke befanden. Der jüngere Bruder von MotoGP-Superstar Marc Marquez fand deshalb deutlichere Worte: "Ich weiß nicht, ob wir in einer Weltmeisterschaft oder einer regionalen Serie fahren. Das ist nicht akzeptabel. In solchen Fällen muss es eine Rote Flagge geben und die Strecke gereinigt werden."

Während des Qualifyings sorgte stehendes Wasser auf der Strecke für Aquaplaning, Foto: LAT Images
Während des Qualifyings sorgte stehendes Wasser auf der Strecke für Aquaplaning, Foto: LAT Images

Aleix: Auch Topfahrer bei Aquaplaning machtlos

Zusätzliche Kritik musste sich die Rennleitung von Aprilia-Pilot Aleix Espargaro gefallen lassen, der nach dem Qualifying den verbalen Austausch gesucht hatte. "Ich habe mich sehr geärgert und nach Q2 mit ihnen unterhalten. Sie haben mir versichert, dass sie das Rennen bei solchen Bedingungen nicht gestartet hätten. Ich habe dann gefragt, warum das Qualifying dann nicht gestoppt wurde. Wir hatten schließlich Aquaplaning auf den Geraden, es gab viele Stürze. Aber die Show musste wohl weitergehen", fluchte er in seiner Medienrunde.

Die zwischenzeitliche Befreiung der Strecke vom stehenden Wasser mit Traktoren in der Pause zwischen zweitem Training der Moto2 und FP2, sowie zwischen Q1 und Q2 sei zwar gut gemeint gewesen, habe aber kaum Wirkung gezeigt. "Es hat so stark geregnet, dass die Strecke fünf Minuten später wieder so aussah wie zuvor. Sie müssen ja gesehen haben, dass Bagnaia und ich wegen des Aquaplanings die Hand gehoben haben. Es wäre besser gewesen, Q2 zwei Runden vor Schluss zu stoppen", meint Espargaro. "Wir sind theoretisch die besten Fahrer der Welt, aber bei Aquaplaning bist du einfach machtlos."