Nach der Rückkehr in MotoGP zur Saison 2015 fuhr Aprilia den Erwartungen lange Zeit hinterher. Es dauerte bis zum Grand Prix von Großbritannien im Jahr 2021, ehe Aleix Espargaro in Silverstone eine erste Podestplatzierung gelang. Seither befindet sich der Hersteller aus dem italienischen Noale aber im Aufwind und schaffte vergangene Saison endlich den Sprung ins Spitzenfeld der MotoGP.

In Argentinien war es wiederum Espargaro, der die erste Pole Position und den ersten Rennsieg Aprilias in der MotoGP-Ära erzielte. Weitere fünf Podestplätze und ein WM-Kampf bis zum vorletzten Lauf in Sepang sollten folgen. Auch Teamkollege Maverick Vinales fand sich im Verlauf der Saison immer besser auf der RS-GP zurecht und fuhr ebenfalls dreimal auf das Podium, in Silverstone verpasste er den Rennsieg nur knapp.

2023 gilt es nun, diese Leistungen aus dem Vorjahr zu bestätigen. "Letztes Jahr hatten wir keine großen Erwartungen, waren eher überrascht von unserem Niveau", verrät Teamchef Massimo Rivola am Freitag in Portimao im Rahmen der Teampräsentation Aprilias. Zwei Wochen vor dem Start der neuen MotoGP-Saison in der Algarve erhöht er den Druck auf seine Mannschaft: "In diesem Jahr sind unsere Erwartungen höher. Wir müssen die Leistungen vom letzten Jahr bestätigen."

Aprilia: 2023er-Bike eine Evolution, keine Revolution

Technikdirektor Romano Albesiano ist zuversichtlich, dass Aprilia auch im Jahr 2023 wieder an der Spitze kämpfen kann. "Wir sind überzeugt, dass wir einen guten Winter hatten und der erste Test [Sepang-Test Mitte Februar, Anm.] hat diesen Eindruck bestätigt", berichtet er. In Sepang hatte Aprilia als einziger Hersteller mit Ducati mithalten können, Espargaro und Vinales fanden sich unter den Top Sechs wieder.

Anders als in den vergangenen Jahren verzichtete Aprilia 2023 auf eine Revolution und setzt bei der neuen RS-GP vielmehr auf Kontinuität. "Jedes Detail der RS-GP ist eine Evolution des 2022er-Konzepts", bestätigt Albesiano. Der Technikdirektor ist sich sicher, dass in vielen Bereichen Fortschritte gegenüber dem Vorjahr erzielt werden konnten. Außerdem kündigte er bereits ein aggressives Entwicklungsprogramm an. Die Fahrer dürfen im Verlauf der Saison 2023 also auf weitere Fortschritte hoffen.

"2023 wird kein leichtes Jahr werden. Wir fahren die doppelte Anzahl an Rennen [durch die Einführung der Sprintrennen, Anm.], zudem sind die Erwartungen nach unseren Leistungen im Vorjahr gestiegen. Ich bin schon lange hier und muss Resultate liefern", sagt Espargaro. Der 33-jährige Routinier ist jedoch überzeugt, 2023 nochmal eine Schippe drauflegen zu können: "Der erste Test mit dem 2023er-Bike verlief ziemlich gut. Ich habe mich bestens auf die Saison vorbereitet und bin mir sicher, dass wir dieses Jahr viel Spaß haben werden."

Vinales: Erster MotoGP-Sieger mit drei unterschiedlichen Fabrikaten?

Teamkollege Vinales, der 2023 in seine zweite vollständige Saison als Aprilia-Werksfahrer geht, sprach am Freitag ähnliche Töne: "Letztes Jahr musste ich mich erst an das Bike gewöhnen, jetzt fühle mich deutlich wohler. Es fällt mir viel leichter, dass Motorrad zu fahren. Das Team hat tolle Arbeit geleistet." Der 28-Jährige könnte 2023 zum ersten MotoGP-Piloten werden, der mit drei unterschiedlichen Fabrikaten ein Rennen gewinnt. "Ich habe die Motivation, die Qualitäten und den Speed, um um Siege zu kämpfen", setzt sich Vinales große Ziele.

Maverick Vinales beendete den Sepang-Test als Drittschnellster, Foto: MotoGP.com
Maverick Vinales beendete den Sepang-Test als Drittschnellster, Foto: MotoGP.com

Hoffnung macht dem Spanier, dass er bei den ersten offiziellen Testfahrten in Sepang als Dritter nur 0,147 Sekunden auf die Bestzeit von Luca Marini verlor. Zudem hat Aprilia noch ein Ass im Ärmel: Der neue Motor wird im Portimao-Test debütieren. In Sepang war dieser aufgrund fehlender Teile noch nicht einsatzbereit, soll aber nochmal einen ordentlichen Fortschritt gegenüber dem ohnehin schon starken 2022er-Modell darstellen. Genug Gründe also, auch 2023 wieder mit Aprilia zu rechnen - trotz gestiegener Erwartungshaltung.