Der Deutschland-Grand-Prix ist für Ducati historisch gesehen kein gutes Pflaster. In den 20 Jahren seit ihrem MotoGP-Einstieg zur Saison 2003 schafften es die Roten nur dreimal auf die Pole Position und nur fünfmal auf das Podest. Den einzigen Ducati-Sieg am Sachsenring gab es im Jahr 2008 - damals noch mit Casey Stoner, der sich gegen Valentino Rossi (Yamaha) und Chris Vermeulen (Suzuki) durchgesetzt hatte.

2022 scheint sich das Blatt nun aber gewendet zu haben, die Italiener dominierten den Trainingsfreitag am Sachsenring überraschend deutlich. Am Ende des 2. Freien Trainings waren fünf Ducatis in den Top Sechs vorzufinden, Luca Marini und die beiden Werkspiloten sorgten für eine Dreifachführung des Herstellers aus Borgo Panigale. Francesco Bagnaia fuhr mit seiner Tagesbestzeit von 1:20.018 Minuten gar einen neuen Rundenrekord.

Ducati: Basis-Setup passt endlich

Nach den ersten beiden Sessions des Wochenendes muss Ducati folglich als Favorit auf den Sieg gelten - auf der vermeintlichen Hassstrecke. Wie kam es zu dieser Trendwende? "Wir konnten auf dem, was wir im Barcelona-Test gefunden haben, aufbauen", verrät Miller, der im 1. Freien Training Bestzeit gefahren war. "Ich fühlte mich sofort wohl und kann das Bike in Turn 1 so stoppen, wie ich das will. Turning und Grip sind ebenfalls gut."

"Das Bike vom Barcelona-Test funktioniert auch hier gut, das macht mich happy. Wir haben ein Basis-Setup gefunden, das überall funktioniert", bestätigt Luca Marini. Und auch Bagnaia findet ähnliche Wort: "Unser Basis-Setup funktioniert jetzt auf jeder Strecke."

"Wir waren hier auch letztes Jahr im Rennen schon konkurrenzfähig, aber am Freitag war ich noch Letzter. Das ist in diesem Jahr anders, jetzt war ich von Anfang an schnell", führt der Ducati-Werkspilot aus. "Ich will jetzt am Bike nichts mehr verändern, das Setup steht. Ich will lediglich meine Pace noch etwas verbessern, aber ich bin auch so schon zufrieden. Mit dem Hard bin ich sehr konkurrenzfähig."

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Bagnaia gelangen am Freitag nicht nur die schnellsten Einzelzeiten, er fuhr auch die beste Rennsimulation. "Das Bike funktioniert hier gut, aber ich glaube, dass auch der Fahrer einen Unterschied macht", findet Jorge Martin, der FP2 mit zweieinhalb Zehnteln Rückstand auf dem sechsten Rang beendete. "Wir werden uns später die Daten von Pecco anschauen, er ist hier eindeutig der Beste. Er fährt fantastisch", lobt auch Marini.

Bagnaia Favorit in Deutschland? Quartararo hofft noch

Führt der Weg zum Rennsieg also nur über Bagnaia? Nicht unbedingt, denn für Sonntag sind deutlich heißere Temperaturen angekündigt als noch am Freitag. Es darf mit bis zu 36 Grad Lufttemperatur gerechnet werden, was Yamaha und Fabio Quartararo in die Karten spielen könnte. Der Franzose lieferte schon vor zwei Wochen im sommerlich warmen Barcelona eine beeindruckende Performance ab und fuhr in einer eigenen Liga.

"Ich habe den Eindruck, dass sie [Ducati und Aprilia, Anm.] weniger stark zu kämpfen haben, wenn die Gripverhältnisse gering sind. In diesen Bedingungen sind sie sehr schnell. Verglichen mit ihnen sind wir langsamer", revidiert Quartararo. Am Sachsenring war er in FP2 nicht über den siebten Rang hinausgekommen. Die Hoffnung auf den dritten Saisonsieg hat dennoch noch nicht aufgegeben. "In Barcelona waren wir am Freitag auch langsamer", erinnert. Was dann am Sonntag passierte, ist bekannt.