Für Aprilia hätte der Auftakt in den Großen Preis von Katalonien nicht besser verlaufen können. Das Team aus Noale dominierte den Trainingsfreitag auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya nach Belieben, Aleix Espargaro und Maverick Vinales sorgten am Ende von FP2 für eine Aprilia-Doppelführung. Ersterer distanzierte das restliche Feld dabei sogar um fast eine halbe Sekunde.

Niedrige Grip-Verhältnisse lassen Aprilia fliegen

Was macht die RS-GP 22 in Barcelona so stark? "Wir haben in diesem Jahr die Traktion und Stabilität stark verbessert", erklärt Espargaro und ergänzt: "Außerdem hatten wir letztes Jahr das Ride-Height-Device am Heck noch nicht. Das haben wir im ersten Teil der Saison nicht genutzt, jetzt tun wir das." Bei der Konkurrenz sei dieses System schon länger im Einsatz gewesen, hier habe Aprilia nun aufgeholt. "Das ist ein Vorteil für uns", meint der 32-jährige Katalane.

Dass Espargaro die Strecke in Barcelona, von der er nur unweit entfernt aufgewachsen ist, kennt wie seine Westentasche, kommt ihm natürlich auch entgegen. Entscheidend für die starke Aprilia-Performance seien vor aber allem die geringen Grip-Verhältnisse auf der Strecke. "Es fühlt sich an wie in Argentinien. Wenn es wenig Grip gibt, haben wir aus irgendeinem Grund mehr Traktion [als die anderen, Anm.]. Es ist fantastisch", beschreibt Vinales.

Bagnaia schockiert: Wird schwer, Aprilia zu schlagen

Bestätigt wird das ausgerechnet von der Konkurrenz im Ducati-Lager. "Ich war schockiert", berichtet Mugello-Sieger Francesco Bagnaia. "Die Aprilia ist bei geringen Grip-Verhältnissen sehr konkurrenzfähig. Hier ist der Grip sehr niedrig, das ist ein Vorteil für sie", meint er. "Sie gewinnen Zeit durch die Traktion, das habe ich schon das ganze Jahr über gesehen. Hier macht das einen noch größeren Unterschied, weil der Grip für alle anderen so gering ist."

Maverick Vinales beendete beide Trainings auf Platz zwei, Foto: LAT Images
Maverick Vinales beendete beide Trainings auf Platz zwei, Foto: LAT Images

"Aprilia hat einfach etwas Extra bei niedrigen Grip-Verhältnissen. Sie können tun was sie brauchen, ohne dabei starken Reifenabbau zu bekommen", bestätigt Ducati-Teamkollege Jack Miller. "Aleix fährt unglaublich und Maverick nähert sich dem immer mehr an. Es wird schwierig werden, sie hier zu schlagen", glaubt Bagnaia deshalb. Das sieht auch WM-Rivale Fabio Quartararo so: "Im Moment hat nur Aleix eine starke Pace, er ist eine halbe Sekunde schneller. Auch er fällt etwas ab, aber er ist 0,5 Sekunden voraus."

Kann sich Aprilia am Rennsonntag also nur selbst schlagen? "Es ist erst Freitag, wir müssen noch arbeiten. Der Griplevel wird sich erhöhen, also werden wir unsere Zeiten noch verbessern müssen", meint Vinales. "Es ist erst Freitag, wir müssen ruhig bleiben", mahnt auch Espargaro, zeigt sich aber auch angriffslustig: "Ich glaube, dass ich schon in Mugello um den Sieg hätte kämpfen können. Meine Pace war sehr ähnlich zu der von Pecco. Das werde ich hier erneut versuchen."