Die Diskussionen über die Front-Ride-Height-Devices und deren Verbot ab der MotoGP-Saison 2023 reißen nicht ab. Zwar ist die Entscheidung final, doch gerade Ducati und deren Technik-Tausendsassa Gigi Dall'Igna sind darüber mehr als erbost. Ducati war bei den Wintertests damit aufgetaucht und es ist nach Holeshot- und Rear-Ride-Hight-Device das dritte, mechanische System, mit dem das Motorrad in seiner Fahrwerksgeometrie auf verschiedene Situationen angepasst werden kann.

Prinzipiell bewegte sich Ducati in den fest geschriebenen, technischen Regularien für die MotoGP-Weltmeisterschaft. Doch es regte sich Widerstand und die weiteren Hersteller entschieden sich zu Protesten. Die Folge ist, dass seit Ende März 2022 fest steht: Das Front-Height-Device ist ab 2023 in der MotoGP verboten. Wie aber kann das sein, wenn Ducati sich innerhalb der durch den Motorrad-Weltsport-Verband FIM festgelegten Regeln befindet?

"Ich will da keinen Streit vom Zaun brechen", sagte der Argentinien-Sieger Aleix Espargaro von Aprilia. "Aber ich glaube, dass wir in unserer Meisterschaft deutlich bessere Techniker brauchen. Es ist aber natürlich fast unmöglich, dass die Serie bessere Ingenieure und Techniker bekommen wird, als wir in den Teams haben. Das Front-Height-Device ist natürlich ein ganz klares Bespiel dafür, dass Gigi Dall'Igna ein sehr cleverer Mann und guter Ingenieur ist. Bei Aprilia haben wir genauso gute Techniker, die viele gute Dinge erfinden."

Doch die Techniker-Crew der MotoGP hat sich in den letzten Jahren schon einige Male "austricksen" lassen, indem eben doch neue Sachen erfunden wurden. Die Height-Devices werden mechanisch gesteuert, eine elektronische Ansteuerung wäre zwar zeitgemäß und möglich - aber eben nicht mit der verwendeten Einheitselektronik. Ein Schlupfloch findet sich immer, besonders so lange ein entscheidender Satz im Reglement fehlt: Alles, was nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist verboten. Dieser Satz steht aber so eben nicht drin im MotoGP-Technikhandbuch.

"Ich denke, dass die Techniker der IRTA und Dorna besser werden müssen - sie müssen mehr sein und auch besser informiert sein", fordert Espargaro, um solchen Heckmeck zu unterbinden. Ducati hatte sich mit dem Front-Height-Device innerhalb der Regeln bewegt, dennoch wurde es nach Protesten verboten. Begründet wird das mit Sicherheitsbedenken, dass die MotoGP-Bikes noch schneller werden und die Fahrer irgendwann mit dem Bedienen aller Knöpfe, Hebel und Schrauben nicht mehr hinterher kommen.

"Die Position von Ducati verstehe ich absolut", fährt Espargaro fort. "Sie befolgen die Regeln, investieren Geld, investieren Zeit - das ist ja fast noch schmerzhafter, als das Geld. Denn in der Zeit, in der sie das Front-Height-Device entwickelt haben, haben sie ja natürlich zum Beispiel nicht an anderen Sachen arbeiten können -am Motor oder anderen Systemen." In dieser Lesart kann man schon von einer doppelten Bestrafung für Ducati sprechen.

Der Argentinien-Sieger Espargaro, der nun über 200-Königsklasse-Starts auf dem Buckel hat, begrüßt die Entscheidung aber aus den auch von offizieller Seite verkündeten Gründen. "Ich bin der Meinung, dass diese Systeme nicht sicher sind. Da ist in unserer Meisterschaft schon der richtige Schritt gemacht worden, das zu verbieten. Aber ich kann sie verstehen und weiß, dass sie nicht happy sind." Noch zumal Espargaro unterstreicht, dass in der MotoGP für die Straßen-Serien-Maschinen entwickelt werde. "Ich sehe auch nicht, dass solcherlei Devices irgendwann in Serie gehen und auf die Straße kommen, von daher macht das auch keinen Sinn."