Ausgerechnet in der entscheidenden Phase der MotoGP-Saison 2020 scheint Fabio Quartararo die Luft auszugehen. In den letzten drei Rennen sammelte er insgesamt nur 15 Punkte. Und nun taumelt er auch beim ersten von zwei Grands Prix in Valencia mächtig. Die Trainings beendete er auf den Rängen 21, 9, 19 und 18. Mit Platz neun im FP2, der bislang mit Abstand trockensten Session des Wochenendes, rettete sich Quartararo in Q2. Dort kam er über P11 aber nicht hinaus und verlor mehr als anderthalb Sekunden auf die Pole-Zeit von Pol Espargaro.

"Ich habe null Feeling und null Selbstvertrauen auf dem Motorrad. Mein Gefühl am Freitag und Samstag war richtig schlecht. Uns fällt es schwer, zu verstehen, warum wir so langsam sind. Es ist wirklich enttäuschend und frustrierend", meinte der sichtlich niedergeschlagene Franzose in seiner Medienrunde am Samstagabend. Quartararo konnte sich nicht erklären, was da in den vier nassen Sessions am Circuit Ricardo Tormo passiert war: "Auf nasser Strecke wirst du normalerweise Runde für Runde schneller. Bei allen anderen Fahrern ist das hier auch so, aber für mich ist es, wie gegen eine Wand zu laufen. Nach ein paar Umläufen fühlt sich der Reifen an als wäre ich damit 100 Runden gefahren."

Der Petronas-Yamaha-Star zeigt sich ratlos. "Ich habe alles versucht, was man als Fahrer machen kann", sagt er. "Ich habe anders gebremst und das Bike anders umgelegt, aber das Gefühl ist immer das gleiche. Ich verliere das Vorderrad, ich verliere das Hinterrad. Es fühlt sich an als würde ich ständig rutschen und schwimmen. Wenn ich mehr pushe, bin ich ständig kurz davor, zu stürzen. Es ist, als wäre es mein erster Tag auf diesem Motorrad. Mir ist klar, dass ich kein überragender Regenfahrer bin, aber so katastrophal bin ich auch nicht."

Fabio Quartararo: Attacke im trockenen Rennen

Positiv für Quartararo: Warm-Up und Rennen am Sonntag sollen bei trockenen Verhältnissen über die Bühne gehen, die Niederschlagswahrscheinlichkeit geht gegen Null. Was bleibt ist aber natürlich dennoch der elfte Startplatz, sechs Positionen hinter WM-Leader Joan Mir. Das zwingt den dreifachen Saisonsieger Quartararo zu radikalen Mitteln: "Ich habe nichts mehr zu verlieren. Mein Ziel ist es, die Weltmeisterschaft zu gewinnen und wenn ich im Rennen nicht volles Risiko gehe, dann kann ich das vergessen. Ich werde also in den ersten Runden extrem aggressiv fahren. Wenn ich stürze, dann gab es zumindest einen guten Grund dafür."

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Beinahe schockierend ist die Tatsache, dass Quartararo am Samstag sogar noch zweitbester Yamaha-Pilot war. Franco Morbidelli wurde Neunter. Maverick Vinales fuhr Startplatz 15 ein, muss aufgrund seiner Motorenstrafe aber aus der Boxengasse starten. Valentino Rossi kam nach dem verpassten Trainingsfreitag nicht über P17 hinaus. Insgesamt war es das schlechteste Qualifying-Ergebnis für Yamaha in dieser Saison.

Was machen Morbidelli und Vinales?

Morbidelli, mit 25 Punkten Rückstand auf Mir noch voll im Titelkampf, gibt sich wie Quartararo kämpferisch: "In den ersten Runden möglichst viele Positionen gutzumachen wird es extrem wichtig sein und ich werde es versuchen, auch wenn das mit hohem Risiko verbunden ist." Vinales hingegen scheint sich keine allzu großen Hoffnungen mehr zu machen. "Ich werde nichts riskieren. Wenn ich nicht gleich zu Beginn unglaubliche Runenzeiten fahre und massiv aufhole, werde ich kein Risiko eingehen, einen Crash riskieren und mich vielleicht auch noch verletzen. Sollte ich ein gutes Gefühl haben, werde ich pushen. Aber ohne das nötige Gefühl habe ich ohnehin keine Chance auf die Punkteränge", so der Spanier, dem in der Gesamtwertung 19 Punkte fehlen.