Die MotoGP hat ihr nächstes Feld für ein Wettrüsten gefunden: das manuelle Absenken des Hecks beim Beschleunigen aus den Kurven. Ducati machte bereits im Winter erste Erfahrungen mit diesem System, an dem nun auch die anderen Hersteller arbeiten. So testete Fabio Quartararo in Spielberg zum ersten Mal die neue Entwicklung von Yamaha.

"Um ehrlich zu sein, ist es schwierig zu bedienen", gab der junge Franzose zu. "Ich bin mir nicht sicher, ob es gut funktioniert hat, denn es kann dir zwar helfen, kann manche Dinge aber auch schlimmer machen, wenn es nicht richtig bedient wird. Während eines Rennens stelle ich mir den Einsatz sehr kompliziert vor."

Denn das Heck muss zum richtigen Zeitpunkt manuell abgesenkt werden, da jede elektronische Veränderung der Bodenfreiheit des Motorrads per Reglement verboten ist. Für die Fahrer bedeutet das einen Knopf mehr drücken zu müssen. Ducati fand im Vorjahr diese Lücke im Reglement und nutzte sie zunächst für die Einführung des "Starting Device", mit dem am Start die Front oder das Heck eingefedert verriegelt werden kann.

Vinales: Noch nicht ausgereift

Der dadurch erreichte tiefere Schwerpunkt sorgt für weniger Wheelie und dadurch bessere Starts. Yamaha zog in diesem Bereich bereits als erster Konkurrent nach und Fahrer wie Maverick Vinales schwören auf den Einsatz der Konstruktion. "Das hat zu einer erheblichen Verbesserung unserer Starts geführt", betonte Vinales in Spielberg.

Das neue System, mit dem man während der Fahrt das Heck sogar manuell absenken kann, sei aber noch nicht so ausgereift wie bei Ducati, wo es bereits regelmäßig zum Einsatz kommt. "Ich denke, es ist noch nicht einsatzbereit", sagte Vinales über die Yamaha-Lösung. "Ich bekomme damit Probleme beim Bremsen, da das Bike zu aggressiv reagiert, wenn sich das Heck wieder löst."

Beim "Starting Device" bleibt die entsprechende Feder so lange abgesenkt, bis ein Bremsmanöver die Verriegelung löst - was während des Anbremsens der ersten Kurve passiert. Damit die Fahrer mit dem neuen System nicht auch noch unmittelbar vor der Kurve - in der ein hohes Heck gewünscht ist - einen weiteren Knopf drücken müssen, könnte Yamahas System ähnlich funktionieren. Zumindest legt Vinales' Aussage das nahe.

Ducati soll das System zwar nicht in jeder Kurve, aber vor allem beim Beschleunigen auf lange Geraden in jeder Runde eines Rennens einsetzen. In den Ergebnissen schlägt sich der Einsatz des Systems noch nicht durch, denn in den ersten drei Saisonrennen holte Ducati nur einen einzigen Podestplatz. Allerdings brauchen die technischen Abteilungen der Werke ein neues Betätigungsfeld, in dem sie die eine oder andere Hundertstelsekunde herauskratzen können.

Denn aufgrund des wegen der Corona-Pandemie verschärften technischen Reglements ist eine Weiterentwicklung des Motors bis Ende 2021 verboten sowie nur ein Aerodynamik-Update zu Beginn der nächsten Saison erlaubt. Somit schlägt die große Stunde der Fahrwerksingenieure.