5. Silverstone 2013
Im letzten Teil seiner langen und erfolgreichen Karriere war Marc Marquez einer der größten Gegner, mit denen Jorge Lorenzo zu kämpfen hatte. Und das bereits in Marquez' Rookie-Saison 2013. Beim Großbritannien GP in Silverstone liefern sich Lorenzo und Marquez eines ihrer ersten Duelle. Mit Dani Pedrosa im Schlepptau fighten die beiden Spanier auf der letzten Runde verbissen um den Sieg. Anfangs liegt der Vorteil bei Lorenzo, doch Marquez will sich einmal mehr beweisen und liefert dem mehrfachen Champion ein knallhartes Duell. Der Neuankömmling drückt sich innen an Lorenzo vorbei, der ihm erst einmal nichts entgegensetzen kann. Nur ein paar Kurven weiter bläst er zum Gegenangriff und zieht seinerseits an Marquez vorbei. Am Ende der Gegengeraden profitiert der Honda-Pilot aber von der Power seiner RC213V und erobert die Führung zurück. Das lässt Lorenzo nicht auf sich sitzen und drängt sich eine Kurve weiter ebenfalls innen an Marquez vorbei. Danach hat der Rookie keine Chance mehr, an seinem Konkurrenten vorbeiziehen. Er muss sich für dieses Mal geschlagen geben, während Lorenzo den vierten Saisonsieg über die Ziellinie fährt.

4. Jerez 2010
Die Rivalität zwischen Lorenzo und Dani Pedrosa in der MotoGP ist legendär. Einst musste sogar der spanische König die beiden Konkurrenten zum Händeschütteln auf dem Podium zwingen. Kein Wunder, dass aus dieser Rivalität einige spannende Duelle resultierten. So zum Beispiel der Spanien GP in Jerez aus dem Jahr 2010. Lorenzo und Pedrosa lassen auf den letzten zwei Runden ihre Konkurrenten zurück und machen den Kampf um die Vorherrschaft in Jerez unter sich aus. Zu Beginn des Fights auf der vorletzten Runde hat Pedrosa die Nase vorn, aber Lorenzo lauert dicht hinter seinem Landsmann und startet mehr als nur ein aggressives Manöver. Das nützt ihm aber nichts, denn Pedrosa kann alle seine Angriffe parieren. Damit bleibt Lorenzo nur noch die Chance auf der letzten Runde. Und er hat Glück: Es gelingt ihm, Pedrosa eine weitere Linie aufzudrängen, sodass er selbst in Führung gehen kann. Die verbleibende halbe Runde nutzt Lorenzo, um seinen Konkurrenten soweit es geht hinter sich zu lassen und er geht als triumphaler Sieger aus diesem Zweikampf hervor.

3. Mugello 2018
Nach neun Jahren als Yamaha-Pilot ist es für Lorenzo Zeit für Veränderung. Der Spanier sucht in seiner Karriere immer wieder neue Herausforderungen, die ihn an sein Limit und darüber hinaus treiben. Im Jahr 2017 entscheidet Lorenzo, dass seine neueste Challenge die Ducati Desmosedici GP sein soll. Dass diese für ihn kaum zu bewältigen sein wird, damit hatte Lorenzo sicher nicht gerechnet. Der Spanier durchlebt harte Zeiten und als er seinen Weg gefunden hat, ist es bereits zu spät. Im ersten Jahr als Ducati-Pilot kann Lorenzo keinen einzigen Sieg verzeichnen. Die Erlösung kommt erst in seinem zweiten und letzten Jahr bei den Italienern - ausgerechnet beim Heimspiel in Mugello. Lorenzo liefert hier eine totale Machtdemonstration ab, wie er es im Laufe seiner Karriere immer wieder tut, wenn alle Bedingungen stimmen. Er legt einen perfekten Start hin und entwischt der Konkurrenz nach zehn Runden über eine Sekunde. Valentino Rossi, Andrea Dovizioso, Marc Marquez - keinem von ihnen lässt er an diesem Nachmittag auch nur den Hauch einer Chance. Mit über sechs Sekunden Vorsprung überquert er als Sieger die Ziellinie. Ein Lorenzo-Sieg, wie er im Buche steht und eine Performance, die alle Kritiker ganz plötzlich verstummen lässt.

Jubel in Mugello: Jorge Lorenzo gewann den Italien GP 2018, Foto: gp-photo.de/Ronny Lekl
Jubel in Mugello: Jorge Lorenzo gewann den Italien GP 2018, Foto: gp-photo.de/Ronny Lekl

2. Barcelona 2009
Nachdem Lorenzo seinen Rücktritt erklärt hatte, meldeten sich viele Weggefährten mit ihren besten Erinnerungen zu Wort. Darunter auch Lorenzos ehemaliger Teamkollege Valentino Rossi. "Jorge war sicher einer der größten Konkurrenten meiner Karriere", erklärte Rossi. Kein Rennen stellt diese Behauptung des Doktors besser unter Beweis als Barcelona 2009. Lorenzo und Rossi, damals beide Piloten im Yamaha-Werksteam, sind sich ohnehin schon nicht grün und kämpfen um die Vormachtstellung innerhalb des Teams. In den letzten Runden des Katalonien GPs 2009 heben sie diesen Kampf dann aber auf einen völlig neuen Level. Über zwei Runden liefern sich die beiden Giganten ein Duell der Extraklasse. Lorenzo und Rossi jagen sich gegenseitig um den Circuit de Barcelona-Catalunya, lauern hintereinander auf die beste Chance für ein Überholmanöver und bieten den Fans an der Strecke und vor dem Fernseher ein haarsträubendes Finale. Keiner der beiden denkt auch nur eine Sekunde lang ans Zurückstecken. Den Sieg trägt letztendlich Altmeister Rossi davon, allerdings mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0.095 Sekunden.

1. Assen 2013
Das MotoGP-Piloten aus anderem Holz geschnitzt sind als normale Menschen, zeigen sie immer wieder. Niemand machte diese Tatsache aber deutlicher als Lorenzo bei der Dutch TT im Jahr 2013. Am Donnerstag crasht er im FP2 schwer. Die Ärzte stellen danach fest: Der Yamaha-Pilot hat sich das linke Schlüsselbein gebrochen. Ans Aufgeben denkt der selbsternannte Spartaner aber nicht. Stattdessen entscheidet er sich für eine fast schon absurde Alternative: Noch am selben Tag fliegt er nach Barcelona, lässt sich dort operieren und kehrt am Samstag nach Assen zurück. Mit seinem verletzten Schlüsselbein startet er von P12 im Grid ins Rennen - was allein schon eine Sensation ist. Auf den folgenden 26 Runden leistet Lorenzo dann aber Unmögliches: Er pusht seinen in Mitleidenschaft gezogenen Körper bis über seine Grenzen hinaus und überquert schließlich als Fünfter die Ziellinie. Als er in die Box zurückkehrt, muss er unter Tränen vom Motorrad gehoben werden. Lorenzo zeigt an diesem Tag in Assen eine beinahe übermenschliche Leistung, die ihm noch heute von Fans und selbst von seinen erbittertsten Rivalen große Bewunderung einbringt.

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