21 von 22 Fahrerverträgen der MotoGP laufen mit Ende 2020 aus, nur Tito Rabat hat einen Deal bis 2021 in der Tasche. So war die Ausgangslage für die diesjährige Transfersaison, bis Yamaha am Dienstagnachmittag die Verlängerung mit Maverick Vinales für 2021 und 2022 bekanntgegeben hat.

Noch vor dem Start der finalen Saison des aktuellen Kontrakts hat man sich also auf eine weitere Zusammenarbeit für zwei Jahre geeinigt. Eine Entscheidung, die zweifelsohne von hoher Wertschätzung und großem gegenseitigen Vertrauen zeugt. Für Vinales ist es sicherlich von Vorteil, den hektischen Transfermarkt während der Saison vollkommen ausblenden und sich auf seinen eigentlichen Job konzentrieren zu können. Nicht zuletzt, da der siebenfache MotoGP-Sieger auch als Mann gilt, der sich von Turbulenzen relativ leicht aus der Bahn werfen lässt.

Was für Vinales schön ist, könnte für Yamaha aber noch sehr problematisch werden. Denn nun ist für 2021 und 2022 nur noch ein Platz im Werksteam frei. Und diesen wird, sollte er sich für eine Fortsetzung seiner Karriere entscheiden, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Valentino Rossi einnehmen. Auch wenn Rossis sportliche Leistungen - er wartet seit 16 Rennen auf eine Podiumsplatzierung und ist seit Assen 2017 sieglos - in jüngster Vergangenheit wenig überzeugend waren, ist er für Yamaha immer noch der mit Abstand wertvollste Werbeträger. Und der japanische Hersteller wird sich hüten, die Millionen von Rossi-Fans weltweit mit einem Rauswurf der Legende zu vergrämen.

Rossi stellte bereits mehrfach klar, dass er die Entscheidung über seine Zukunft nach den ersten Rennen der Saison 2020 treffen will. Unversucht lässt 'Il Dottore' auch im Alter von dann 41 Jahren nichts. Er hat mit David Munoz, der bislang in Rossis Moto2-Team arbeitete, noch einmal einen neuen Crewchief engagiert. Nach Jeremy Burgess, der Rossi von 2000 bis 2013 betreute und Silvano Galbusera, der bis Ende 2019 für den neunfachen Weltmeister zuständig war, ist Munoz der dritte Crewchief in der Königsklasse für den Superstar.

Valentino Rossi als Blockade für Fabio Quartararo?

Macht Rossi tatsächlich weiter, würde somit Fabio Quartararo auf der Strecke bleiben. Ausgerechnet der Mann also, den viele Experten als den aktuell einzig denkbaren Herausforderer von Marc Marquez in der näheren Zukunft sehen. Für den 20-jährigen Shooting-Star gäbe es dann zwei Möglichkeiten. Er kann in den sauren Apfel beißen, zwei weitere Jahre im Petronas-Kundenteam fahren und dann in die Factory-Truppe aufsteigen. Dass Rossi nach 2022 weiterfährt, ist schließlich so wie gut ausgeschlossen. Ist das der Fall, hätte Yamaha noch einmal Glück gehabt.

Quartararo lieferte Marquez bereits sehenswerte Duelle, Foto: LAT Images
Quartararo lieferte Marquez bereits sehenswerte Duelle, Foto: LAT Images

Gut möglich ist aber, dass Quartararo aufgrund seiner bislang gezeigten Leistungen keine Lust hat, weiterhin ein Dasein als Privatfahrer zu fristen. Andere MotoGP-Hersteller wie Ducati oder Suzuki würden den Franzosen zweifelsohne mit offenen Armen empfangen und Yamaha damit eine Zukunftshoffnung wegschnappen, die man erst im Vorjahr mit großen Risiko - Quartararo hatte vor seinem MotoGP-Aufstieg ja nur ein einziges Rennen gewonnen - in die Königsklasse holte.

Yamaha hat sich also in eine prekäre Lage manövriert. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Poker aufgeht.