Das Ducati-Werksteam hat sich in der jüngsten Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Andrea Dovizioso kassierte nicht nur in Jerez, sondern auch in Le Mans einen Nuller. Jorge Lorenzo kämpft nach wie vor mit der Ducati. Das Kunden-Team Pramac trumpft dagegen auf. Wie Danilo Petrucci und Jack Miller in Frankreich das Ducati-Werksteam dastehen ließen.

Doch wie kam es dazu, dass sowohl Petrucci als auch Miller beide Werks-Ducatis hinter sich ließen? Andrea Dovizioso machte es den beiden Pramac-Piloten recht einfach, indem er sich bereits in Runde fünf selbst aus dem Rennen räumte. Besonders bitter für Dovizioso: Zum Zeitpunkt seines Sturzes hatte er sich endlich an Teamkollege Jorge Lorenzo vorbeigedrängt und war seit wenigen Augenblicken in Führung. Beide Ducati-Piloten hatten in der Startphase einiges an Boden gut gemacht. Lorenzo legte einen Blitzstart hin und ging von Rang sechs aus direkt in Führung. Dovizioso startet als Fünfter ins Rennen und war nach einer Runde Dritter.

Zu Rennbeginn ließen die beiden Werks-Ducatis ihre Marken-Kollegen aus dem Kundenteam also noch hinter sich zurück, Petrucci war in Runde eins Vierter, Miller fuhr auf Rang sieben. Doch das Glück wendete sich im Laufe des Rennens gegen Dovizioso und Lorenzo. In den frühen Runden legte Lorenzo mit starker Pace vor. Seine schnellste Rennrunde von 1:32.823 fuhr er in Runde vier. Um die Konkurrenz abzuschütteln, reichte es aber nicht. In der fünften Runde zog Dovizioso an Lorenzo vorbei, drei Kurven später rutschte er aber schon in den Kies.

Zum Zeitpunkt seines Sturzes hatte Dovizioso also die Pace, um an der Spitze mitzuhalten. Für Rennsieger Marc Marquez war nach dem Rennen eindeutig, weshalb Dovizioso patzte. " Seine Strategie war es, von Anfang an zu pushen. Das macht er für gewöhnlich nicht", erklärte Marquez am Sonntag. Der Repsol Honda-Pilot ist überzeugt, dass Dovizioso diesen außergewöhnlichen Weg ging, weil er ahnte, dass Marquez trotz eines wenig gelungenen Starts die Flucht nach vorn suchen würde. "Er hat einfach zu sehr gepusht", fasste Marquez zusammen.

MotoGP 2018: Le Mans in der Analyse (07:31 Min.)

Dovizioso war mit Medium-Reifen ins Rennen gegangen. Sowohl Teamkollege Lorenzo als auch die beiden Kunden-Ducatis aus dem Pramac-Team hatten sich dagegen entschieden. Petrucci und Miller zumindest taten dies aus Überzeugung. Beide hatten den Medium-Reifen ausprobiert und wären fast gestürzt. Das Risiko eines Crashs im Rennen wollten die Kunden-Piloten nicht eingehen und trafen damit am Ende die richtige Entscheidung.

Lorenzo in Schwierigkeiten

Mit seinem Sturz brachte sich Dovizioso nicht nur aus dem WM-Fight, sondern auch aus der Schusslinie der beiden Pramac-Piloten. Nach dem Crash war es dann wieder Lorenzo, der den Frankreich GP anführte. Allerdings nur noch für weitere vier Runden, dann hatte sich Marquez nach vorn gekämpft und war am Ducati-Piloten vorbeigezogen. Wo der Repsol Honda-Pilot auftrumpfte, kam Lorenzo hingegen immer mehr in Schwierigkeiten.

Nur eine Runde nach dem Überholmanöver Marquez' musste sich der Ducati-Pilot Petrucci geschlagen geben. Im weiteren Verlauf des Rennens zogen außerdem noch Valentino Rossi, Jack Miller und Dani Pedrosa an ihm vorbei. Damit blieb Lorenzo bei Rennende nur noch der sechste Platz, während beide Pramac-Ducatis ab Rennmitte mit ihm kurzen Prozess machten.

Die Wahl seiner Reifen trug daran allerdings keine Schuld, denn die drei übrigen Ducati-Piloten waren ausschließlich auf soften Pneus unterwegs. Doch wo Lorenzo in Runde vier seine schnellste Rundenzeit fuhr und ab Rennmitte nur noch 1:33er Zeiten abliefern konnte, legten Petrucci und Miller nach. Der Italiener hatte Lorenzo bereits früh hinter sich gelassen, für Miller war es in der 14. Rennrunde soweit. "Als ich Lorenzo überholt habe, hatte ich das Gefühl, als hätte er Probleme", erinnerte sich Miller nach dem Rennen. "Er war sehr vorsichtig und hat es vermieden in großer Schräglage zu fahren."

Für den Australier ein klares Zeichen dafür, dass Lorenzo seine Reifen zu früh im Rennen durch zu starkes Pushen überstrapazierte. Denn wo Lorenzo es nicht schaffte, über die komplette Renndistanz mit den Reifen konkurrenzfähig zu sein, gelang es ihm selbst und Teamkollege Petrucci allemal. Beide Pramac-Piloten fuhren ihre schnellsten Rennrunden zur Rennmitte hin. Miller war in Runde 17 am schnellsten, Petrucci eine Umrundung später.

Während Lorenzo bis auf vier Ausnahmen im Rennen lediglich 1:33er-Runden fuhr, waren Petrucci und Miller auch in Sachen Rennpace etwas schneller. Von Beginn an fuhr der Italiener bis auf eine Ausnahme konstant 1:32er Zeiten. Erst drei Runden vor Rennende fiel Petruccis Pace etwas ab, sodass er in die 1:33er Zeiten kam. Zu diesem Zeitpunkt konnte er aber wahrscheinlich schon absehen, dass ein Aufholen auf Marquez nicht mehr möglich war.

Teamkollege Miller machte es anderes herum. Nach einigen 1:33er Zeiten zu Rennbeginn hielt sich der Australier auch weitestgehend konstant in den 1:32er Zeiten. In den letzten drei Runden drehte Miller noch einmal auf, in der Hoffnung Valentino Rossi den dritten Rang doch noch wegzuschnappen. Denn die Pace des Australiers war besser als die des Doktors, der nur noch 1:33er Zeiten fahren konnte. "Zum ersten Mal in meiner Karriere habe ich gehofft, dass ein Rennen länger wäre", lachte Miller nach dem Rennen. "Als ich noch drei oder vier Runden gebraucht hätte, um Valentino einzuholen, waren wir schon auf der letzten Runde. Die Zeit war einfach zu knapp."

Hätte Miller sich noch an Rossi vorbeidrängen können, hätten damit zwei Kunden-Ducatis auf dem Podium gestanden, während die Werkspiloten auf Rang sechs und im Kies gelandet wären. Diese Schmach blieb Lorenzo und Dovizioso aber erspart.