Das MotoGP-Rennen von Jerez endete für Jorge Lorenzo, Andrea Dovizioso und Dani Pedrosa in der 18. Runde am Ausgang von Kurve sechs. In einer dramatischen Kettenreaktion kegelten sich die drei Spitzenpiloten gegenseitig aus dem Grand Prix von Spanien und blieben somit beim Europaauftakt allesamt punktelos.

Was war passiert? Das Trio fuhr in der Reihenfolge Lorenzo-Dovizioso-Pedrosa auf die enge Rechtskurve am Ende der Gegengeraden zu. Dovizioso sah am Eingang die Chance, Lorenzo zu überholen und bremste sich innen an seinem Ducati-Teamkollegen vorbei. Er war aber etwas zu schnell, musste dadurch eine weitere Linie gehen und zwang so auch Lorenzo etwas nach außen.

In der Kurvenmitte konnte sich der wieder an die Innenseite von Dovizioso fahren und versuchte, möglichst schnell auf die Ideallinie zurückzukehren, um maximalen Speed aus der Kurve mitzunehmen. Da kam aber Pedrosa an, der die Situation für sich nutzen und beide Ducatis überholen wollte. Lorenzo und Pedrosa kollidierten. Pedrosa wurde direkt von seiner Honda geschleudert, Lorenzo wackelte an die Kurvenaußenseite und traf dort auf Dovizioso, wodurch auch beide Ducatis im Kies landeten.

Pedrosa legte den spektakulärsten Abflug hin, Foto: MotoGP/Screenshot
Pedrosa legte den spektakulärsten Abflug hin, Foto: MotoGP/Screenshot

Der Vorfall wurde von der Rennleitung an das für Bestrafungen zuständige Stewards Penal zur Untersuchung weitergereicht. Dort entschied man sich allerdings dazu, alle drei Fahrer ohne Strafe davonzukommen lassen. 'Racing Incident', ein Rennzwischenfall also, so die Meinung der Stewards. Eine Meinung, die die drei involvierten Piloten durchaus teilten. Einen oder mehrere Schuldige erkannte dennoch jeder von ihnen. Ihre Aussagen:

Jorge Lorenzo: Es war eine sehr unglückliche Situation. Dani, Dovi und ich sind eigentlich die drei saubersten Fahrer in dieser Klasse und normalerweise nie in solche Vorfälle involviert. Deshalb will ich niemandem die Schuld zuschieben. Es ist aber klar, dass der Fahrer, der hinten ist, die beste Übersicht hat, weil wir alle keine Augen im Hinterkopf haben. Der Fahrer am Ende ist verantwortlich und das ist Dani. Ich habe, nachdem Dovi und ich etwas weit gegangen sind, auf die Innenlinie zurückgezogen. Das macht man in so einer Situation immer so. Da war aber plötzlich Dani. Ich habe ihn nicht kommen gesehen und konnte die Kollision nicht vermeiden. Es ist alles so schnell passiert.

Lorenzo führte die Dreiergruppe mit Dovizioso und Pedrosa an, Foto: Repsol
Lorenzo führte die Dreiergruppe mit Dovizioso und Pedrosa an, Foto: Repsol

Andrea Dovizioso: Es sind natürlich Fehler passiert, sonst kommt es nicht zu einer Kollision. Dani und Jorge haben Fehler gemacht. Dani hätte als letzter Fahrer in dieser Situation am besten reagieren können und müssen, denn die Piloten vor dir diktieren immer die Linie. Er ist eine normale Linie gefahren, war aber schneller dran als in den vorherigen Runden. Jorge hat auch nicht sichergestellt, ob ein Fahrer hinter ihm ist. Er hat die Linie etwas zu schnell gewechselt, weil er möglichst gut aus der Kurve rausbeschleunigen wollte. Ich glaube aber, dass der größte Fehler von Dani gemacht wurde, weil er eben hinten war. Es ist aber ein Mix aus unterschiedlichen Fehlern und somit schlussendlich einfach ein Rennunfall. Deshalb glaube ich nicht, dass jemand dafür bestraft werden sollte.

MotoGP-Lexikon: So wird über Strafen entschieden (04:27 Min.)

Dani Pedrosa: Das ist heute drei der saubersten Fahrer im Grid passiert. Das war also nichts, was irgendjemand absichtlich heraufbeschworen hat. Ich konnte auf der Bremse nicht wirklich überholen, weil ich auf den Geraden zu viel auf sie verloren habe. Ich habe also auf einen Fehler gewartet und tatsächlich mussten Jorge und Dovi dann in dieser Kurve weit gehen. Ich habe meine normale Linie durchgezogen, sie waren außen aber langsamer. Jorge hat nach dem Überholen von Dovi auf die Linie zurückgezogen. Er hat mich dort aus irgendeinem Grund nicht erwartet. Ich habe gesehen, wie sie nach außen abfallen, dann bin ich in die Kurve rein und hing komplett auf der rechten Seite meines Motorrads. Ich kann in diesem Moment also nicht sehen, was auf der linken Seite passiert. Lorenzo aber hätte mich mehr oder weniger sehen können. Und wenn du die Ideallinie verlässt, musst du erst schauen, ob sie frei ist, wenn du wieder hinüberziehst. Dann haben wir uns berührt, sind gestürzt und haben auch Andrea mitgenommen.