Marc Marquez ist das Vollgastier der MotoGP. Der Repsol-Honda-Pilot kennt normalerweise nur eine Art, ein Motorrad zu fahren - mit vollem Risiko. Das beweisen 27 Stürze in der vergangenen Saison und alleine drei brenzlige Situationen an diesem Freitag in Argentinien, als er einen seiner legendären Saves auspackte, Maverick Vinales fast abgeschossen und dann noch beinahe einen Highsider in der Boxengasse produzierte.

Im Qualifying zum Argentinien-Grand-Prix am Samstag sah man aber einen der sehr seltenen Momente, in denen Marquez mehr mit Hirn als Herz handelte. Auf generell trocknender, an einigen Stellen aber noch völlig nasser Fahrbahn war er der erste und einer von insgesamt nur drei Piloten, die sich am Ende mit Slicks auf die Strecke wagten.

Marquez drehte eine Runde und kam - wie auch Honda-Kollege Cal Crutchlow - sofort wieder an die Box. Die Piste war noch zu nass für Trockenreifen, da waren sich Marquez und Crutchlow in diesem Moment einig. Nur ein Mann zog mit Slicks durch: Jack Miller. Der Pramac-Ducati-Pilot legte einen wahren Husarenritt hin, kam mehrere Male fast zu Sturz und holte sich sensationell die Pole.

Pole Position für Marquez nicht das Risiko wert

Die Pole war natürlich auch für Marquez möglich. Nach der erneuten Rückkehr an die Box, im Zuge derer der amtierende Weltmeister auf das Motorrad mit Regenreifen zurückwechselte, gelang ihm aber keine schnelle Runde mehr. "Vielleicht hätte ich mit Slicks die Pole holen können", grübelte Marquez im Anschluss. " Ich ärgere mich nicht. Es war meine Entscheidung auf Slicks rauszugehen und es war meine Entscheidung, wieder an die Box zu kommen. Ich habe es einfach versucht, weil ich mich mit den Regenreifen nicht so wohlgefühlt habe, wie in FP4. Als ich mit den Slicks im Bereich von Kurve sieben und acht unterwegs war, habe ich aber gesehen, dass das Risiko sehr groß ist."

'Zu großes Risiko' - Worte, die man von Marc Marquez im Normalfall nicht hört. Er versucht nach der sturzreichsten Saison seiner Karriere im Vorjahr 2018 aber etwas konservativer ans Werk zu gehen. "Mein Ziel für dieses Jahr ist es, weniger zu stürzen und Risiken zu minimieren", erklärte er nach dem Qualifying. "Wenn es ein Rennen gewesen wäre, hätte ich es vielleicht mit den Slicks durchgezogen."

Jack Miller fuhr auf Slicks durch, Marquez zog zurück, Foto: Pramac Racing
Jack Miller fuhr auf Slicks durch, Marquez zog zurück, Foto: Pramac Racing

Marquez nach P6 zurück in der Realität

Mit Rang sechs blieb Marquez, der sowohl im Trockenen am Freitag als auch in den nassen Trainings am Samstag schnellster Mann auf der Strecke war, jedenfalls deutlich hinter den Erwartungen zurück. "Natürlich habe ich mir mehr vom Qualifying erwartet, denn die Freien Trainings sind für mich sehr gut gelaufen", gestand der am Samstagabend. "Ich kann aber auch mit Startplatz sechs ganz gut leben. Das hat mich wieder zurück in die Realität geholt und jetzt bin ich fokussierter für das Rennen."