Mit einem Sieg von Jorge Lorenzo ging die MotoGP-Saison 2016 zu Ende. Der entthronte Weltmeister setzte sich vor dem amtierenden Champion Marc Marquez durch, kam dabei am Ende aber ziemlich ins Schwitzen. Motorsport-Magazin.com mit der Analyse:

Lorenzos Sololauf

Es war ein klassisches Lorenzo-Rennen. Aus Pole Position setzte sich der Spanier auf seiner Yamaha schon am Start an die Spitze des Feldes und fuhr dort ein einsames Rennen. Er fand schnell seinen Rhythmus und diktierte an der Spitze nach Belieben. In der ersten Rennhälfte hatte er nichts zu befürchten: Zwischen Runde 2 und 13 fuhr er zehn Mal die schnellste Einzelrunde, darunter auch im fünften Umlauf die 1:31,171, die schnellste Rennrunde des Valencia GP bleiben sollte.

Hinter Lorenzo tobte ein Vierkampf: Maverick Vinales, Valentino Rossi, Marc Marquez und Andrea Iannone duellierten sich und verloren aufgrund der Zweikämpfe viel Zeit auf Lorenzo. Der schnellste Mann der Anfangsphase war dabei Iannone, der zwischen Runde 2 und Runde 14 insgesamt viermal die schnellste Rundenzeit des gesamten Feldes erzielte.

Lösen konnte sich der Italiener von seinen Verfolgern aber nie. So verschob sich das Momentum gegen Mitte des Rennens langsam in Richtung Marc Marquez. In der 15. Runde fuhr der Spanier zum ersten Mal die schnellste Runde aller Piloten. Kurios: Obwohl Valentino Rossi neun Runden lang auf Platz zwei lag, war er kein einziges Mal im gesamten Rennen der schnellste Mann im Feld. Selbst Vinales gelang dieses Kunststück in der 16. und 17. Runde.

Die Aufholjagd von Marquez

Im Gegensatz zu seinen direkten Konkurrenten und zu Sieger Lorenzo setzte Marc Marquez auf den harten Vorderreifen. Im gesamten Feld trauten sich das sonst nur Cal Crutchlow, Jack Miller und Eugene Laverty. Sein Poker ging auf, denn im letzten Renndrittel war Marquez der deutlich schnellste Fahrer im Feld.

In der 20. Runde hatte Marquez endlich Platz zwei erklommen. Von da an gab es kein Halten mehr. In den Laps 21 bis 29 schrieb der Weltmeister neun Mal in Folge die schnellste Runde aller Fahrer an und nahm Lorenzo teilweise bis zu sechs Zehntel pro Umlauf ab. Während Marquez in der Schlussphase im Bereich von 1:31,3 bis 1:31,6 unterwegs war, kam Lorenzo nicht mehr unter 1:31,7.

Damit hielt er zwar die Rundenzeiten von Rossi und Iannone, nicht aber jene von Marquez. Dessen vorletzte Rennrunde war mit 1:31,425 nur um 0,126 Sekunden langsamer als seine schnellste Runde des gesamten Rennens, die er im zweiten Umlauf erzielt hatte. Nach dem Rennen gestand Marquez: "Mit zwei oder drei Runden mehr wäre der Sieg wohl möglich gewesen."

Stimmt das? Zwischen Lap 21 und dem Zieleinlauf verringerte Marquez seinen Rückstand auf Lorenzo von 5,352 Sekunden auf 1,185 - im Schnitt also um 0,417 Sekunden pro Runde. Hätte er diese Tendenz gehalten, wäre Marquez tatsächlich drei Runden später auf Lorenzo aufgefahren.

Diese Rechenspiele waren aber müßig, denn Marquez hatte den Start wegen eines Problems mit der Kupplung verpasst und sich dadurch schon früh alle Chancen auf den Sieg genommen. Dieser Fehler brachte uns wohl um ein spannendes Duell zwischen Marquez und Lorenzo. Als Entschädigung dafür durften die Fans aber immerhin über zwei Drittel der Renndistanz einen Vierkampf um die zwei verbleibenden Podestplätze mitansehen.

Iannones Zauberrunde

Der Kampf um Platz drei ging sogar fast bis zur letzten Runde. Bei Zieldurchfahrt 28/30 waren Rossi und Iannone durch nicht einmal zwei Zehntelsekunden getrennt. Ein gekontertes Rossi-Manöver im vorletzten Umlauf kostete beide Fahrer viel Zeit und ließ ihre Umlaufzeiten auf eine hoher 1:32er-Zeit schnellen. Iannone baute dadurch seinen Vorsprung auf Rossi ein wenig aus und versetzte dem Doktor mit einer bärenstarken letzten Runde den Todesstoß.

Iannone steigerte seine Zeit von vorletzten auf letzten Umlauf um über eine Sekunde und brannte eine 1:31,531 in den Asphalt. Im gesamten Feld konnte nur Marquez (1:31,647) eine annähernd so schnelle Rundenzeit erreichen. Rossi gab daher zu: "In der letzten Runde war ich gegen Iannone chancenlos." Vermutlich auch ein Grund, wieso die User von Motorsport-Magazin.com Iannone zum "Man of the Race" wählten.