Marc Marquez holte seinen dritten MotoGP-WM-Titel in style: Mit einem Sieg nämlich. Aber nicht nur mit irgendeinem Sieg, sondern mit seinem ersten Königsklassen-Triumph auf japanischem Boden. Dass der Twin Ring Motegi Hondas Haus- und Hof-Strecke ist, kommt noch als i-Tüpfelchen oben drauf. Ein besseres Szenario für die WM-Entscheidung hätten sich Marquez und sein Arbeitgeber also nicht wünschen können. Im Rennen selbst aber blieb Marquez trotz zweier einschneidender Ereignisse cool - und zog damit die Taktik seiner bisherigen Saison gnadenlos durch.

Knackpunkt 1 für Marquez in Motegi: Der Rossi-Sturz

Denn Marquez ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Auch nicht von einem angriffslustigen Valentino Rossi. Der Doktor griff in den Anfangsrunden Marquez mehrfach an - vergeblich. Immer wieder verpasste Rossi die Linie, sodass Marquez jedes Mal wieder durchschlüpfen konnte und den zweiten Platz behaupten konnte. Als Lorenzo vor ihm an Pace verlor zögerte Marquez nicht lange und schnappte sich in Runde vier die Führung. Rossi folgte Marquez einen Umlauf später, warf kurz darauf aber seine Yamaha weg - eine erste Vorentscheidung war gefallen, denn Rossis Titelchancen waren dahin.

Marquez ist jedoch schon aufgefallen, dass Rossi besonders angespannt war, als sich dieser noch im Sattel befand: "In der ersten Runde hat mich Rossi auf eine komische Art und Weise überholt. Ich habe gesehen, dass er nervös war und hart gepusht hat." Trotzdem konnte sich Marquez vor dem Yamaha-Piloten behaupten. Rossis Sturz war schließlich ein Schlüsselereignis, denn danach hatte Marquez seine Herangehensweise geändert: "Als ich gesehen habe, dass Rossi draußen ist, habe ich gesagt: 'Ok, jetzt gehe ich auf den Sieg' und habe bis zu meinem Rhythmus gepusht."

Knackpunkt 2 für Marquez in Motegi: Der Lorenzo-Sturz

Marquez setzte sich in Folge dessen von seinem einzig verbliebenen Verfolger im Rennen und in der WM, Jorge Lorenzo, ab. Das Polster wuchs im Laufe des Rennens auf vier Sekunden an, Lorenzo dagegen wurde im Laufe des Rennens von seinen Verfolgern eingeholt. Unter normalen Umständen eine glasklare Angelegenheit für Marquez. Lorenzo ging jedoch fünf Runden vor Schluss zu Boden und servierte Marquez den WM-Titel damit auf einen Schlag auf dem Silbertablett.

"Ich habe mich auf dem Bike gut gefühlt, aber als ich dann gesehen habe, dass Lorenzo ausgeschieden ist, habe ich alles vergessen. Ich habe mich vier, fünf Mal verschaltet, ich wusste nicht mehr, auf welcher Strecke ich war, ich sah Dovizioso hinter mir..." Marquez riss sich dann aber doch zusammen und fuhr den Sieg und damit auch den Titel sicher nach Hause. Mit dieser neuen Situation musste Marquez erst mal psychisch fertig, und das war gar nicht so einfach, wie er im Nachhinein zugibt.

Japan-GP: Marquez kann Sieg und Titel kaum glauben

Nach der Zieldurchfahrt dann brachen bei Marquez alle Dämme: "Als ich dann über die Ziellinie gefahren bin, wusste ich nicht, wie ich jubeln sollte. Wir hatten nichts vorbereitet, aber das Team hatte zum Glück die T-Shirts dabei. Der Sieg hier ist ein ganz besonderer, es ist auch mein erster MotoGP-Sieg hier in Motegi. Und das vor den Augen unserer Chefs", konnte der neue Weltmeister sein Glück kaum fassen. Doch der Titel ist hochverdient - und das Rennen ein Abbild der gesamten bisherigen Saison. Rossi und Lorenzo unterlaufen Fehler, Marquez nimmt die Geschenke dankend an. Diese Taktik hat sich 2016 nicht nur in Motegi, sondern auch bei vielen weiteren Rennen bewährt und brachte Marquez erst auf die Siegerstraße.