Für die Fans, die in der Lage sind, es zu empfangen, werden die nächsten drei Wochen ein Fest. Ein MotoGP-Fest. Auf bemerkenswerten Rennstrecken. Die allesamt immer für Spektakel gut sind. MotoGP XXL quasi. Und ja, es steht schon ein Weltmeister fest. Brad Binder wird aber trotzdem versuchen die Rennen zu nutzen um möglichst viele Siege zu holen. Und um sich damit mental auf 2017 einzustimmen. Denn dafür sind die Überseerennen immer sehr gut geeignet. Auch in der MotoGP ist eigentlich fast alles durch. Aber eben nur eigentlich.

Valentino Rossi bringt pünktlich vor der Abreise den Jahrestag des Sepang-Skandals ins Spiel. Mit welcher Absicht ? Es wundert sich nicht nur Marc Marquez. Psycho-Spielchen als letzte Hoffnung? Gegen einen Gegner, der 2016 anscheinend gereift und dadurch auch in einem schwierigen Honda-Jahr nicht zu schlagen ist. Und so werden die Herren aus der Königsklasse auch in Übersee beeindruckende Rennen zeigen. Phillip Island 2015 zum Beispiel gehört in jede Top-Ten-Liste der besten Rennen aller Zeiten. Also keine Spur von Langeweile. Gilt auch für das in Aragon wiederbelebte Duell der Noch-Teammollegen 99 und 46.

Rossi vs. Lorenzo 2016 - ein letztes Teamduell, das niemand verlieren will, Foto: Milagro
Rossi vs. Lorenzo 2016 - ein letztes Teamduell, das niemand verlieren will, Foto: Milagro

Momentum zählt für MotoGP-Piloten

MotoGP-Fahrer sind sensible Geschöpfe. Und so werden sie versuchen mit allem was geht in den folgenden drei Wochen schon einmal eine mentale Basis für das nächste Jahr zu legen. Jorge Lorenzo wird versuchen sich sein Selbstvertrauen zurück zu holen um eine emotionale Basis für die Mission Ducati zu erschaffen. Und dafür wären Siege und vor allen Dingen erfolgreiche Duelle gegen seinen Erzfeind Valentino das beste Mittel. Der wiederum kämpft gegen alle. Gegen Lorenzo sowieso und immer. Gegen Marquez mit Hinblick auf das nächste Jahr. Denn es wäre fatal, wenn die 93 neben seinem Speed und seiner neuen Rennintelligenz auch noch durch überlegene Rennsiege zusätzliches Selbstvertrauen bekäme. Aber Rossi kämpft auch jetzt schon gegen Maverick Vinales. Der Sieg in Silverstone und die Führungskilometer in Aragon haben deutlich gezeigt, dass der nächstjährige Yamaha-Fahrer jetzt schon daran arbeitet, möglichst gefestigt ins Jahr 2017 zu gehen. Und jeder Nicht-Honda-Fahrer siegt sowieso am liebsten auf Hondas Grund und Boden, also im Honda-Land Motegi.

Und was ist überhaupt wenn es regnet? Für Miller, Crutchlow oder Petrucci gilt nämlich das Gleiche, wie für die oben genannten Stars. Es gibt in der modernen MotoGP nämlich einfach keinen Stillstand mehr. Auch nicht, wenn die Verträge klar und die WM-Positionen deutlich bezogen sind. Und auch nicht, wenn es die Abschiedstour ist. Wie zum Beispiel für Stefan Bradl und Eugene Laverty. Die beiden Superbike-WM-Fahrer der Zukunft wissen nämlich genau, dass der letzte Eindruck hängen bleibt. Und bei Bradl ist bekannt, dass er alle drei Überseestrecken sehr mag. Also von wegen 'Luft raus' oder 'austrudeln' lassen. Es wird beste Motorsportunterhaltung geben. Für die der Fan sich den Wecker stellen sollte.

Stefan Bradl will sich anständig aus der MotoGP verabschieden, Foto: Aprilia
Stefan Bradl will sich anständig aus der MotoGP verabschieden, Foto: Aprilia

Deutsche Fahrer kämpfen um guten Abschluss

Denn auch für die deutschen Fahrer der anderen Klassen gilt ähnliches, wie das zuvor beschriebene. Der junge Herr Öttl war selbst letzte Woche auf der Intermot in Köln noch angefressen, weil er trotz mehrfacher Führung in Aragon nur Platz zehn erreichte. Aber eben mit der Erkenntnis, dass es mittlerweile für ganz vorne reicht. Und die drei Wochen in Übersee sind immer gut um enger als sonst mit dem Team an den Resultaten zu arbeiten. Und auch für Öttl wäre ein Saison-Happy-End mit Blick auf 2017 extrem wichtig. So komprimiert bekommt man drei Mal direkt hintereinander nur einmal im Jahr die Chance zu glänzen.

Was auch Sandro Cortese sonnenklar ist. Einfach drei Top-Resultate einfahren und die verkorkste Saison 2016 ist schlagartig vergessen gemacht. Letztes Jahr in Motegi hat er es auch auf das Podest geschafft. Es war wohl eines seiner besten Moto2-Rennen überhaupt. Und genau solche Erlebnisse braucht der letzte deutsche Weltmeister, um die Negativspirale umzudrehen. Mit Cortese auf dem Motegi-Podest 2015 war sein Noch-Teamkollege Jonas Folger. Damals fuhren die beiden noch in unterschiedlichen Teams, wussten aber schon, dass sie bald Partner in einer Garage sind. Das die Liaison so schnell auch wieder getrennt wird, wusste damals niemand. Auch Folger muss versuchen, sich schon mal für 2017 zu positionieren. Um ein möglichst gutes Standing für sein zukünftiges Team herauszufahren. Denn er fährt 2017 in einem französischen Team gegen einen französischen Weltmeister. Einfach ist anders. Und zehnte Plätze wie zuletzt in Aragon dafür einfach zu wenig. Zumal Folgers zukünftiger Partner ja noch der einzige existierende Spannungsbogen im Jahr 2016 ist.

Teamkollegen 2017: Folger und Zarco, Foto: Simninja
Teamkollegen 2017: Folger und Zarco, Foto: Simninja

Moto2-Titelkampf noch brandheiß

Zarco oder Rins? Ein packendes Duell auf Augenhöhe. Und logisch das beide als MotoGP-Rookies am liebsten mit dem Titel im Gepäck aufsteigen würden. Und das ist eben das Schöne an den folgenden drei Wochenenden. Auch, wenn schon einiges klar und entschieden ist. Egal wohin man schaut: Die MotoGP erzählt spannende Geschichten. Auch wenn es um die goldene Ananas geht wie bei Marcel Schrötter. Die WM 2016 war eine Enttäuschung. Bis jetzt. Einfach dreimal auf's Podest und die Welt sieht schon wieder ganz anders aus. Unmöglich, sagen Sie? Nein, alles ist möglich. Denn Langeweile und die MotoGP gibt es nicht mehr.

Ganz genau, denn 2017 beginnt jetzt.