Die Trainings zum Aragon-GP 2016 sind absolviert. Aus dem MotoGP-Feld hat sich ein Mann als haushoher Sieg-Favorit herauskristallisiert: Marc Marquez. Der Weltmeister von 2013 und 2014 und seine Honda bieten das beste Package für die anspruchsvolle Berg-und-Tal-Bahn mitten in der spanischen Wüste. Hinter Marquez kämpft jedoch gleich ein ganzes Heer an Fahrern um den Titel "Best of the Rest". Motorsport-Magazin.com analysiert die Gemengelage nach dem Qualifying:

MotoGP Aragon 2016: Der Sieg-Favorit

Nichts und niemand scheint Marc Marquez vom Aragon-Sieg abhalten zu können, Foto: Repsol
Nichts und niemand scheint Marc Marquez vom Aragon-Sieg abhalten zu können, Foto: Repsol

Keine Frage, nach den Platzierungen eins, zwei, eins und eins in den Freien Trainings sowie der deutlichen Pole-Position geht Marc Marquez als absoluter Favorit in den Grand Prix. Zumal der Repsol-Honda-Pilot auch noch in den Longruns im vierten Freien Training meilenweit vor der Konkurrenz lag. Von der reinen Performance her wird im Rennen niemand Marquez das Wasser reichen können. Doch auf eine Unbekannte muss sich das Feld einstellen: die kühleren Temperaturen im Rennen. Schließlich sind für den Rennsonntag schlechtere Verhältnisse vorausgesagt.

Das kann das Feld noch einmal etwas durchmischen. Zumal das FP3 gezeigt hat, dass die Sturzgefahr unter kühleren Bedingungen ungleich größer ist. Marquez weiß daher: "Das Schönste an der aktuellen Meisterschaft ist, dass wir heute noch die Schnellsten sein können, aber morgen zu kämpfen haben werden." Deshalb möchte sich Marquez trotz der herausragenden Trainingsleistungen nicht in die Favoritenrolle drängen lassen. Deshalb kommt der Wahl des richtigen Reifens eine umso größere Bedeutung zu, doch das wissen alle Piloten im Feld. Trotzdem: Marquez geht als Sieg-Favorit ins Rennen.

MotoGP Aragon 2016: Die gefährlichsten Außenseiter

Dani Pedrosa: Neben Marquez sind aber auch noch zwei weitere Honda-Fahrer sehr gut aufgelegt. Der Erste, der hier zu nennen ist, ist Marquez' Teamkollege Dani Pedrosa. Pedrosa war der einzige Fahrer, der bisher neben Marquez eine Trainingsbestzeit erzielen konnte. Zwar ließ Pedrosas Performance in den übrigen Trainings mit den Plätzen elf, acht und vier sowie Rang sieben im Qualifying zu wünschen übrig.

Doch in den Longruns hat Pedrosa gezeigt, dass er durchaus zu den Anwärtern auf Platz zwei zählt, und auch im Qualifying war Pedrosa auf Kurs zu Startposition zwei, ehe er seine Honda wegschmiss. Für das Rennen ist Pedrosa dennoch zuversichtlich: "Wenn ich einen guten Start erwische wir mit einer guten ersten Runde einige Gegner überholen können, dann kann es weit nach vorne gehen. Einige Fahrer vor mir haben eine viel schlechtere Rennpace."

Mit Pedrosa und Crutchlow hinter Marquez könnte Honda zu einem Dreifachsieg ausholen, Foto: Repsol
Mit Pedrosa und Crutchlow hinter Marquez könnte Honda zu einem Dreifachsieg ausholen, Foto: Repsol

Cal Crutchlow: Ähnlich stark wie Pedrosa war Cal Crutchlow unterwegs. Der LCR-Honda-Pilot untermauert mit den Trainingsplatzierungen zehn, drei, zwei und fünf sowie der fünften Startposition die Stärke der RC213V im Motorland Aragon. In den Longruns im vierten Freien Training fuhr Crutchlow zudem auf demselben Level wie Pedrosa. Ähnlich wie der Spanier verschenkte aber auch er eine bessere Startposition durch einen Sturz ganz am Ende des Qualifyings. So wurde es Startplatz fünf am Ende für Crutchlow.

Der Brite befürchtet aber, im Rennen aufgehalten zu werden: "Ich will um die vorderen Plätze kämpfen. Doch ein Start aus der zweiten Reihe macht es etwas schwieriger. Dovizioso steht neben mir und startet immer gut. Er könnte uns im Rennen aufhalten, denn beim Beschleunigen ist sein Bike sehr gut." Crutchlow muss es also schnell an der Ducati vorbei schaffen, will er ein Wörtchen um die Podestplätze mitreden. Dovizioso sah in den Longruns nämlich nicht so stark aus.

Analyse der Top-Fahrer im FP4:

FahrerTeamSchnitt Top-6-RundenZeiten unter 1:49.5Anzahl Runs
Marc MarquezRepsol-Honda1:48.40010 (9 davon unter 1:49)2
Valentino RossiYamaha1:49.13452
Maverick VinalesSuzuki1:49.26462
Dani PedrosaRepsol-Honda1:49.33742
Cal CrutchlowLCR Honda1:49.38042
Aleix EspargaroSuzuki1:49.45152
Jorge LorenzoYamaha1:49.70112

Valentino Rossi: Zwei Männer haben sich nach allen Trainings in die Position gebracht, die Honda-Dominanz zumindest gefährden zu können. Der erste Kandidat dafür ist Valentino Rossi. Er konnte ihm FP4 immerhin die zweitbeste Longrun-Pace gehen, auch wenn ihm über sieben Zehntel auf Marquez fehlen. Auch in den Freien Trainings war er mit den Plätzen zwei, vier, neun und zwei überwiegend gut bei der Musik. Startplatz sechs hingegen sieht der Doktor als Rückschlag im Kampf um das Podium an.

Zumal Rossi noch Schwierigkeiten hatte, einen richtigen Renn-Rhythmus zu finden: "Meine Pace im Freien Training auf harten Reifen war nicht so schlecht, ich war Zweiter, das war also ziemlich gut. Wir müssen es aber noch besser machen und hart arbeiten, um die Pace noch zu verbessern. Vor allem müssen wir von Beginn an schnell sein und über das gesamte Rennen einen guten Rhythmus aufrechterhalten. Die zweite Startreihe ist zwar noch besser als die dritte Reihe, aber Pedrosa ist auch sehr stark und steht noch hinter uns", gibt der Doktor zu bedenken.

Valentino Rossi und Maverick Vinales können am ehesten in die Honda-Phalanx einbrechen, Foto: Suzuki
Valentino Rossi und Maverick Vinales können am ehesten in die Honda-Phalanx einbrechen, Foto: Suzuki

Maverick Vinales: Der zweite Mann, der in die Honda-Phalanx eindringen könnte, ist nach den bisherigen Trainingseindrücken Maverick Vinales. Vinales fuhr in den Freien Trainings die Positionen drei, sechs, drei und sechs ein und steht als Zweiter neben Marquez in der ersten Startreihe. Neben den drei Top-Fahrern von Honda sowie Valentino Rossi ist es also der Suzuki-Pilot, der am bisherigen Aragon-Wochenende den stärksten Eindruck hinterließ. Das zeigt auch ein Blick auf die Longruns.

Dort fuhr Vinales die im Schnitt drittschnellste Pace hinter Marquez und Rossi, zudem schaffte er noch einen Umlauf mehr unter dem Bereich von 1:49.5 als der Doktor. "Das hier ist nicht die beste Strecke für uns wegen all den langsamen Kurven, aber wir haben ein gutes Setup gefunden. Für morgen wollen wir noch einen weiteren Schritt nach vorne machen, um näher an Marc dran zu sein. Ich bin zuversichtlich, was das Rennen angeht", sendet Vinales schon mal eine erste Kampfansage an die Konkurrenz.

Das restliche Feld: Aus dem übrigen MotoGP-Fahrerfeld konnten einzelne Piloten zwar immer wieder Glanzlichter setzen, sowie Aleix Espargaro mit Rang drei im FP4 oder Jorge Lorenzo mit dem dritten Startplatz. Doch in den Longruns hat sich gezeigt, dass niemand wirklich mit Rossi, Vinales, Crutchlow und Pedrosa mithalten konnte, geschweige denn mit Marquez. Die Top-5 für das Rennen scheinen also festzustehen, sollte nichts Außergewöhnliches passieren. Aber in der aktuellen MotoGP-Saison weiß man ja nie...

MotoGP Aragon 2016: Die Tipps der Redaktion

Die Redaktion von Motorsport-Magazin.com ist sich einig: Marquez siegt vor Pedrosa, Foto: HRC
Die Redaktion von Motorsport-Magazin.com ist sich einig: Marquez siegt vor Pedrosa, Foto: HRC

Tobias Ebner: Nichts und niemand wird einen Marc Marquez auf der Solo-Flucht aufhalten können. Der Repsol-Honda-Pilot fährt einsam und ungefährdet zum Sieg und schafft damit die Vorentscheidung in der WM. Zumal es Rossi nicht auf das Podest schaffen wird - zu groß ist die Honda-Dominanz an diesem Wochenende. Nach einem spannenden Vierkampf fahren Pedrosa und Crutchlow auf das Podest, während sich Rossi mit Hängen und Würgen Maverick Vinales vom Leib halten kann.

Tobias' Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Pedrosa, 3. Crutchlow

Michael Höller: Marc Marquez ist nicht zu stoppen. Valentino Rossi wird hart um das Podium kämpfen müssen. Es wird zur Neuauflage eines Duells mit Lorenzo kommen, in dem er diesmal aber unterliegt. Platz zwei sichert sich Pedrosa - denn Aragon ist einfach eine Honda-Strecke.

Michaels Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Pedrosa, 3. Lorenzo

Sophie Riga: Wer in solch einer Hochform wie Marc Marquez ist, der hat den Sieg vor der Haustür ohne jede Frage verdient. Im Qualifying war der Honda-Pilot kaum zu stoppen, auch von Kalibern wie Jorge Lorenzo und Maverick Vinales nicht. Das spricht für ihn. Dahinter wird sich Dani Pedrosa von sieben vorkämpfen, Dritter wird Valentino Rossi. Mit etwas Glück sehen wir das Comeback des DP/VR-Fights aus dem Vorjahr.

Sophies Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Pedrosa, 3. Rossi

Markus Zörweg: Marc Marquez kann sich in Aragon nur selbst schlagen. Das macht der Marquez des Jahrgangs 2016 aber nicht mehr. Deshalb holt er sich souverän seinen ersten Saisonsieg vor heimischem Publikum. Dahinter geht es allerdings heiß her. In einem packenden Kampf um die Podiumsplätze holen sich Dani Pedrosa und Valentino Rossi schlussendlich die Ränge zwei und drei.

Markus' Top-3-Tipp: 1. Marquez, 2. Pedrosa, 3. Rossi