Casey Stoner wird vermutlich schon in der kommenden Woche zum ersten Mal seit Valencia 2010 auf einer Ducati Platz nehmen. Der zweifache MotoGP-Weltmeister soll in Sepang die Desmosedici GP16 einsatztauglich für Andrea Iannone und Andrea Dovizioso für den Testauftakt in der Folgewoche machen. Motorsport-Magazin.com beantwortet die wichtigsten Fragen im Vorfeld von Stoners Comeback in Rot.

Was macht Casey Stoner bei Ducati?

Casey Stoner ist seit Jahreswechsel wieder bei Ducati unter Vertrag. Der 30-jährige Australier unterschrieb als Testfahrer und wird im Laufe des Jahres mehrere Gelegenheiten bekommen, das MotoGP-Bike der roten Rennfraktion aus Bologna zu pilotieren. Zudem wird Stoner auch bei der Entwicklung der Panigale für die Superbike-WM mithelfen. "Wir glauben, dass Casey in der Lage ist, uns die richtige Richtung zu weisen", ist Ducati Renndirektor Paolo Ciabatti von den Qualitäten des Neuzugangs überzeugt.

Hatte Stoner nicht schon 2012 seinen Rücktritt erklärt?

Im Mai 2012 hatte Stoner in Le Mans seinen Rücktritt per Saisonende erklärt. Zu diesem Zeitpunkt war Stoner erst 26 Jahre alt, weshalb seine Entscheidung für viele Fans überraschend kam. Stoner blieb seinem damaligen Arbeitgeber Honda allerdings als Testfahrer erhalten und bestritt im vergangenen Juli beim 8-Stunden-Rennen in Suzuka auf einer Honda sogar sein Renn-Comeback. So richtig mit dem Rennfahren aufgehört hat Stoner trotz seines MotoGP-Rücktritts bis heute nicht.

2007 holte Stoner mit Ducati den WM-Titel in der MotoGP, Foto: Ducati
2007 holte Stoner mit Ducati den WM-Titel in der MotoGP, Foto: Ducati

Wieso lief die Trennung von Honda ziemlich hässlich ab?

2013 und 2014 war die Beziehung zwischen Stoner und Honda einwandfrei. Im Jahr 2015 kam es aufgrund von zwei Ereignissen zum Bruch, der Stoner schließlich zurück in die Arme von Ducati trieb. Ereignis Nummer eins: Dass Stoner nicht als Ersatz von Dani Pedrosa ran durfte, als dieser wegen einer Operation drei Rennen verpasste. Nach seinem Abschied von Honda unterstellte der Australier Marc Marquez, eine Intrige gegen ihn angeführt zu haben, um einen Renneinsatz in Austin und den Folgerennen zu verhindern. "Ich glaube Marquez und seine ganze Entourage haben sich durch mich bedroht gefühlt", so Stoners Worte.

Ereignis Nummer zwei: Stoners schwerer Unfall in Suzuka. Beim 8-Stunden-Rennen kam der Australier nach nur einer Stunde schwer zu Sturz und brach sich dabei unter anderem das rechte Schulterblatt und das linke Schienbein. Es war aber kein Fahrfehler Stoners, der zu dem Unfall geführt hatte, sondern ein für Honda recht peinlicher Defekt. Eine Fehlfunktion des Gaszuges hatte dafür gesorgt, dass Stoners Gashebel zum Zeitpunkt seines Einschlags in den Air Fence noch zu 26 Grad geöffnet war. Aufgrund dieses Defekts wurde im Anschluss an den Unfall sogar die komplette Gaszug-Konstruktion am Endurance-Bike neu gestaltet. Stoner war über diesen Materialfehler, den er schmerzhaft ausbaden musste, nicht sehr erfreut.

Ist ein Renn-Comeback von Stoner bei Ducati denkbar?

"Ich habe mich bereit gefühlt für Austin", sagte Stoner nach seinem Honda-Abgang. Warum also sollte sich Stoner nicht auch bereit für einen Wildcard-Einsatz auf der Ducati fühlen? Die Verletzung von Suzuka ist längst überwunden und der italienische Hersteller war schon in den vergangenen Jahren der aktivste in Bezug auf Wildcards. "Es wäre ein großes Event für die Presse und würde der MotoGP guttun. Ob es realisiert wird, hängt von vielen Faktoren ab", schränkte Ciabatti zuletzt aber ein. Sollten Stoners Rundenzeiten auf der Desmosedici imponieren, spricht wohl nicht viel gegen ein Teilzeit-Comeback. Ducati wird zumindest in Mugello und Misano mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder ein Factory-Bike per Wildcard an den Start bringen. Ob man dann tatsächlich Michele Pirro und nicht Casey Stoner drauf setzen wird?

Wieso hat Casey Stoner bei Ducati so einen hohen Stellenwert?

Stoner ist bis heute der einzige Fahrer, der je auf einer Ducati einen Titel in der Motorrad-WM erobern konnte. Die biestige Desmosedici konnte von kaum einem Fahrer entsprechend gebändigt werden und Weltmeister wie Loris Capirossi oder Marco Melandri scheiterten teilweise kläglich an diesem Unterfangen. Der anpassungsfähige Stoner aber schlug 2007 eiskalt zu, wurde 2008 zudem Vizeweltmeister und ließ in seinen beiden letzten Jahren in Rot trotz Krankheits- und Verletzungspausen noch sieben weitere Siege folgen, ehe er sich in Richtung Honda verabschiedete. Stoner ist der erfolgreichste Ducatisto in der Motorrad-WM und hat bis heute eine riesige Fanbase unter den Ducati-Anhängern.