Erstmals seit acht Rennwochenenden hat Valentino Rossi seinen Rivalen Jorge Lorenzo im Qualifying geschlagen. Zuletzt gelang ihm das Ende Juni in Assen, als er auf der Pole Position stand und Lorenzo als Achter enttäuschte. Deutlich knapper ging es nun in Sepang im Duell der beiden Yamaha-Teamkollegen her. Auf seiner letzten Runde konnte Rossi völlig überraschend Lorenzo noch abfangen und entriss ihm um elf Tausendstelsekunden Startplatz drei. Während Rossi nun also neben den beiden Repsol Hondas von Dani Pedrosa und Marc Marquez in Reihe eins steht, muss sich Lorenzo mit P4 in der zweiten Reihe begnügen.

Ein scheinbar kleiner Erfolg, der für Rossi aber mental von unglaublichem Wert ist. "Hier in der ersten Reihe zu stehen ist sehr wichtig für mich, vor allem weil ich Jorge geschlagen habe", zeigte er sich nach dem Qualifying überaus glücklich. "Wir haben unser Setup extrem verbessert, unsere Pace war wirklich ordentlich. Die Strategie im Qualifying war auch gut. Wir haben es mit drei Reifensätzen versucht und das hat funktioniert. Vor allem die letzte Runde war richtig stark. Da konnte ich noch einmal schneller fahren, ohne einen Fehler zu machen. Mir ist wieder eingefallen, dass ich auch im Trockenen schnell sein kann", scherzte Rossi.

Später Angriff von Rossi

Diese persönliche Bestzeit Rossis, die ihm den dritten Startplatz einbrachte, kam zu einem Zeitpunkt, als niemand mehr damit gerechnet hatte. Pedrosa, Marquez und Lorenzo hatten ihre letzte Runde bereits beendet und konnten sich im Vergleich zu ihrem ersten Run nicht mehr verbessern. Auch Rossi schien sich mit Rang vier begnügen zu müssen, lag er doch in den ersten drei Sektoren jeweils hinter seiner bisherigen Bestzeit zurück. Im letzten Sektor drehte Rossi aber so richtig auf und krallte sich noch Rang drei.

Spät aber doch gelang Rossi eine starke Runde, Foto: Yamaha
Spät aber doch gelang Rossi eine starke Runde, Foto: Yamaha

Er selbst hatte stets daran geglaubt, sich noch verbessern zu können: "Die Bedingungen haben sich meiner Meinung nach im Qualifying nämlich nicht verändert. Der unterschiedliche Zeitpunkt für die persönlichen Bestzeiten hängt einfach davon ab, wie die Session für jeden einzelnen Fahrer verläuft. Dani war in seinem ersten Run schon so schnell und wusste wohl, dass seine Zeit für die Pole Position reicht. Ich hingegen habe versucht, mich Runde für Runde zu steigern, etwas mehr zu pushen und so meine Zeit zu verbessern." Das gelang ihm schlussendlich eindrucksvoll.

Lorenzos Start als größte Gefahr

Eine gute Startposition ist aber nur die halbe Miete. Gelingt Lorenzo am Sonntag wieder einer seiner berüchtigten Raketenstarts, könnte er nämlich den Grundstein zum Sieg liegen und Rossi im für ihn schlimmsten Fall hinter den Hondas festhängen. Landet er nur auf Rang vier, verliert Rossi zwölf Punkte auf Lorenzo und kommt mit einem Zähler Rückstand zum Finale. Das will der Doktor natürlich vermeiden und hofft darauf, die Startphase sportlich unbeschadet zu überstehen. "Meine Starts waren in diesem Jahr nicht so schlecht, aber Jorge ist in der Startphase einfach der stärkste Pilot", stellt er fest. "Jorge ist da unglaublich schnell und geht sehr aggressiv ins Rennen. Er wird sicherlich versuchen, mich zu überholen und dann an die Spitze zu kommen. Die ersten Kurven in diesem Rennen werden also absolut entscheidend sein."

All diese Planungen könnten aber ohnehin Makulatur sein, wenn das Wetter am Sonntag einmal mehr in dieser Saison entscheidend in das Geschehen eingreift. Die Regenwahrscheinlichkeit für das Rennen liegt zwischen 40 und 50 Prozent, doch auch heftige Niederschläge lange davor könnten eine Rolle spielen. "Vielleicht regnet es in der Nacht und am Sonntag ist es trocken, die Bedingungen sind dann aber trotzdem anders", überlegt Rossi. Durch einer der gewohnt heftigen Regenfälle in Malaysia könnte die Strecke tatsächlich über Nacht viel an Grip verlieren. Der durch die Feuer in Indonesien ausgelöste dichte Smog über dem Sepang Internation Circuit mache die Situation zusätzlich komplizierter, so Rosis. "Man kann das Wetter hier in diesem Jahr nicht vorausahnen, weil man nichts sieht." Zusätzliche Spannung also in diesem nervenzerrreißenden WM-Finale.