Nach 16 Rennen endete in Misano die Podiumsserie von Valentino Rossi. Ausgerechnet bei seinem Heimrennen und vor über 92.000 Tifosi am ausverkauften World Circuit Marco Simoncelli, die sich nichts sehnlicher gewünscht hätten als einen Sieg ihres Helden. Für Rossi reichte es dieses Mal nur zu Rang fünf, seine schlechteste Zielankunft seit Assen im Vorjahr. Und dennoch war der Altmeister der heimliche Sieger des chaotischen San-Marino-GP.

Weil er genau das richtige Maß an Risiko nahm und im Gegensatz zu seinem Titelrivalen Jorge Lorenzo keinen Fehler machte. So baute Rossi seinen Vorsprung in der Weltmeisterschaft um weitere elf Punkte auf 23 Zähler aus. Auch er selbst sah seine konservative Rennstrategie - er stoppte erst drei Umläufe nach Marquez und einen nach Lorenzo zum zweiten Mal - als Schlüssel zum Erfolg. "Wenn ich früher an die Box gekommen wäre, hätte mir das im Endeffekt wohl ein besseres Ergebnis gebracht. Es wäre aber auch viel riskanter gewesen", gibt Rossi zu bedenken.

Bester Moment in Regenphase

Nach dem ersten Stopp, bei dem das Spitzentrio Lorenzo, Marquez und Rossi noch in derselben Runde von Trocken- auf Regenreifen gewechselt hatten, lag der Italiener zunächst über drei Sekunden zurück, konnte aber schnell aufholen und lag schon bald in Führung. "Das war ein wirklich guter Teil meines Rennens", bestätigt Rossi. "Ich war sehr stark und richtig schnell. Dann wurde es aber leider wieder trockener und wir mussten noch einmal wechseln."

Auf Regenreifen ging Rossi an Lorenzo vorbei, Foto: Tobias Linke
Auf Regenreifen ging Rossi an Lorenzo vorbei, Foto: Tobias Linke

Die Entscheidung über den Zeitpunkt des zweiten Stopps fällte Rossi dann eben sehr sorgsam, um in der Weltmeisterschaft ja keinen Boden auf Lorenzo zu verlieren. "Wenn man den Titel nicht immer im Hinterkopf haben muss ist so etwas viel einfacher. Smith wäre beispielsweise nicht Zweiter sondern vielleicht 20. Geworden, wenn es weiter geregnet hätte. So etwas kann ich nicht riskieren", erklärte der WM-Leader. "Das Ergebnis hätte also natürlich besser sein können. Ich hätte Dritter oder Vierter werden und ohne Gedanken an die WM auch um den Sieg kämpfen können, aber so ist es für die Gesamtwertung ein ganz tolles Ergebnis."

Gemischte Gefühle bei Rossi

Ein bisschen Enttäuschung über das verpasste Podium vor beeindruckender Kulisse in Misano konnte Rossi dann aber doch nicht verbergen: "Natürlich wäre es schön gewesen, vor all diesen Leuten und in dieser speziellen Atmosphäre zu gewinnen. Das Podium war auch ganz klar mein Ziel, denn ich hatte sowohl im Trockenen als auch im Nassen jede Menge Potenzial. Ich hätte mir mehr erhofft, jetzt war es eben nur Rang fünf." Ein fünfter Rang, der für Rossi am Ende den zehnten Weltmeistertitel bedeuten könnte.