Auf dem Asphalt von Silverstone wurden schon viele Zweikämpfe ausgefochten. Ob die Fans dieses Jahr auf die Kosten eines Duells zwischen den beiden Yamaha-Werksfahrern Jorge Lorenzo und Valentino Rossi kommen werden?

Beide Fahrer sind an der Spitze ihres Könnens angelangt. Auch lief die Yamaha M1 lange nicht mehr so gut wie aktuell. Auf diesen Moment haben alle Beteiligten des Teams lange gewartet, wie Lorenzo betont. "Wir sind alle in guter Form. Ich, Valentino und die Yamaha. Wir mussten einige Jahre warten, um wieder in diese Situation zu kommen, aber nun haben wir einen kleinen Vorteil, der uns etwas Ruhe bringt", fasst Lorenzo am Donnerstag in Silverstone zusammen.

Im Vorteil sieht er sich gegenüber seinen Rivalen aber nicht. "Ich habe zwar viele Punkte wieder aufgeholt, aber das bedeutet nicht, dass ich das im nächsten Rennen auch schaffe", so der Mallorquiner. "Jedes Rennen ist anders. Ich habe hier dreimal gewonnen, aber das bedeutet nicht, dass ich hier dieses Mal genauso schnell sein kann wie vorher." Im letzten Jahr war Lorenzo Marquez unterlegen und hatte sich den zweiten Platz gesichert.

Probleme in der Vergangenheit in Silverstone

Teamkollege Rossi ist sich ebenfalls unsicher, wie das Kräfteverhältnis an diesem Wochenende aussehen wird. "Silverstone ist schwierig und nicht meine Lieblingsstrecke", so der Italiener. "In der Vergangenheit hatte ich einige Probleme. Im ersten Jahr hier konnte ich nach einer Verletzung in Mugello gar nicht starten. Jorge hat hier mit großem Vorsprung gewonnen."

Rossi selbst konnte im letzten Jahr das Podium komplettieren, hinter Marquez und Lorenzo. Der Titel war damals für ihn außer Reichweite gerückt, in dieser Saison sieht es für Rossi jedoch anders aus. "Ich bin sehr glücklich darüber, diese Anzahl an Punkten zu haben und gemeinsam mit Jorge zu führen", erklärt der 36-Jährige. "Es ist eine schöne Situation und ich bin stolz auf die Ergebnisse der ersten Saisonhälfte."

Zum Ende der ersten Saisonhälfte holte Lorenzo rasant zu Rossi auf, Foto: Milagro
Zum Ende der ersten Saisonhälfte holte Lorenzo rasant zu Rossi auf, Foto: Milagro

Vorteil für Lorenzo?

Der Vorsprung, den Rossi sich vor der Sommerpause herausgefahren hatte, wurde vom Teamkollegen jedoch schleunig wieder aufgeholt. "Nach der Sommerpause hatte ich einen kleinen Vorsprung und konnte mit Jorge in den letzten zwei Rennen vor der Pause kämpfen. Danach kam er aber in einer viel besseren Form zurück und konnte bessere Rennen fahren." Das bedeutete für Rossi den Verlust der WM-Führung.

Für den jetzigen GP scheint Lorenzo im Vorteil zu liegen. Ihm liegt die Strecke, bei seinem ersten Rennen in Silverstone im Jahr 2010 fuhr er auf Anhieb den ersten Rang ein. Woher das gute Gefühl für die britische Strecke kommt, weiß Lorenzo nicht. "Ich fahre zurzeit sehr gut und bin körperlich in guter Form. Die Strecke kommt meinem Fahrstil entgegen, mit den schnellen Kurven und Schikanen. Ich habe mich hier immer gut gefühlt", versucht der 28-Jährige zu erklären.

2009 verband die beiden Teamkollegen eher Feinschaft als Respekt, Foto: Yamaha
2009 verband die beiden Teamkollegen eher Feinschaft als Respekt, Foto: Yamaha

Respekt statt Feindseligkeit

Die Zeiten, in der eine Wand die Yamaha-Garage teilte, gehören der Vergangenheit an. Aus der verbissenen Feindseligkeit zwischen Rossi und Lorenzo ist Respekt und Anerkennung geworden. Lorenzo sagt dazu: "Jahre sind vergangen, unsere Beziehung ist nun gut und korrekt. Unser Bike ist das bestmögliche, aber jetzt müssen wir um die wichtigen Sachen kämpfen. Es ist eine stressige Situation und wahrscheinlich kann sich die Beziehung auch wieder ändern."

In einem sind sich die beiden Yamaha-Piloten jedoch einig. Marquez aus dem Titelduell auszuschließen, ist der falsche Gedanke. Rossi verweist auf die Siege, die der amtierende Weltmeister bereits eingefahren hat. "Marc ist jetzt vielleicht noch nicht dicht dran, aber er hat bewiesen, dass er jedes Rennen gewinnen kann." Wenn es nach den Titelanwärtern geht, ist in der WM also noch nichts entschieden.