Die Köpfe in den Boxen am Sachsenring rauchen. Die Reifenwahl stellt die Fahrer und deren Crewchiefs vor eine knifflige Aufgabe. Bridgestone brachte für Vorder- und Hinterreifen jeweils einen asymmetrischen Reifen, der die Sturzorgien der letzten Jahre der Vergangenheit angehören lassen soll.

Denn der Sachsenring mit seinen sieben Linkskurven in Folge lässt die rechte Flanke der Reifen so stark abkühlen, dass im schnellen Rechtsknick Turn 11 ärgste Sturzgefahr herrscht. Ein auf der rechten Seite weicherer Reifen soll Abhilfe schaffen, doch nicht alle Fahrer sind nach Testläufen in den Trainings von dieser Gummikonstruktion überzeugt.

"Der Reifen ist gut. Ich bin am Freitag den gesamten Nachmittag damit gefahren, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Ich fühle mich auf dieser Mischung wohl und das ist definitiv eine Option für das Rennen", sagte WM-Leader Valentino Rossi. "Der Reifen blieb auch über 25 Runden konstant. Eine finale Entscheidung über den Einsatz müssen wir aber erst treffen."

Geteilte Meinungen bei Suzuki

Für Rookie Maverick Vinales ist der asymmetrische Vorderreifen auch ein Thema für das Rennen. "Ich hatte ihn das gesamte zweite Training aufgezogen und denke, dass das unser Rennreifen wird. Mit zu harten Pneus funktioniert unser Motorrad nicht, aber mit diesem Reifen hier klappt es."

Teamkollege Aleix Espargaro war hingegen nicht von den Vorzügen des Bridgestone-Produkts überzeugt: "Er war mir etwas zu weich, weil man damit viel Bewegung in den Kurven spürte. Ich denke, es ist besser, auf Performance zu verzichten, aber stattdessen Sicherheit zu gewinnen."

Andrea Dovizioso machte hingegen ein anderes Problem aus: "Es geht weniger um den Abbau des Reifens, sondern darum, wie man ihn - im Vergleich zu den anderen Mischungen - richtig zum Arbeiten bekommt." Nach Startplatz elf dürfte der Ducatisti aber ohnehin andere Sorgen haben.

Grip-Debatte auf hohem Niveau

Die Debatte über Grip wurde an diesem Wochenende ohnehin auf sehr hohem Niveau geführt, wie Polesitter Marc Marquez nach dem Qualifying ausführte: "Alle beschweren sich hier über schlechten Grip, aber wir sind alle eine halbe Sekunde schneller als im Vorjahr. Daher kann der Grip also nicht so schlecht sein, auch wenn uns das vielleicht so vorkommt."

Bezüglich der richtigen Reifenwahl führte Bridgestones Rennmanager Shinji Aoki aus: "Der Medium und der asymmetrische Vorderreifen sind die plausibelsten Optionen. Der Unterschied zwischen den beiden Mischungen besteht darin, dass der asymmetrische leichter aufzuwärmen ist und mehr Grip auf der Flanke gibt. Aber der Medium sorgt für mehr Kurvenstabilität. Es wird also davon abhängen, welche Qualitäten ein Fahrer im Rennen eher braucht."

Bei all den Überlegungen ist sich Rossi aber sicher: "Die Wahl des Vorderreifens könnte am Sonntag den Ausschlag geben." Und es wäre nicht das erste Mal in dieser Saison, dass der Dottore seine Rivalen im Gummi-Poker aussticht.