Als Kommentator bei Sport1 begleitete Edgar Mielke zwischen 2009 und 2014 den MotoGP-Zirkus. Mit seinem markanten Stil schuf er sich eine große Fangemeinde, aber auch viele Gegner. Durch den Wechsel der MotoGP-Rechte zu Eurosport musste auch Mielke der Motorrad-WM Adieu sagen. Doch nur kurz! Denn nun ist Edgar Mielke wieder da und versorgt die MotoGP-Fans künftig auf Motorsport-Magazin.com in einer wöchentlichen Kolumne mit interessanten Einblicken, lustigen Anekdoten und jeder Menge Hintergrundinformationen.

Eddie, du warst sechs Jahre lang in der Kommentatorenkabine der MotoGP. Wie schwierig war es für dich, das Rennen in Katar nur mehr im Fernsehen verfolgen zu können?
Edgar Mielke: Es war aus emotionaler Sicht ganz schwer. Zum Glück wurde ich aufgefangen von meinem Sohn Marlon und meinem Freund Ozan Kutay, die schon im Vorfeld bemerkt hatten, dass es mir nicht allzu gut ging, und die mich quasi dazu genötigt haben, den Donnerstag in Katar neben einem netten Essen gemeinsam mit unseren Frauen im Fernsehen zu kucken. Es hat etwa eine Stunde gedauert, dann ging es mir besser. Letztendlich überwiegt dann ja doch das Sportliche und das Interesse an der MotoGP.

Ist es dir schwer gefallen, dem neuen Kommentatoren-Duo zu lauschen?
Edgar Mielke: Nein, so etwas ist überhaupt nicht schwierig. Ron Ringguth und Dirk Raudies sind Kommentatoren-Profis. Ich kenne Ron persönlich und Dirk ohnehin schon seit Urzeiten. In Jarama 1993 war der Titelgewinn von Dirk einer meiner ersten großen Aufträge als Radioreporter für den ARD-Hörfunk. Man kennt sich also und wünscht den Kollegen natürlich alles Gute. Es ist dann eher so, dass man sich daheim vor dem Fernseher mitärgert, wenn es Tonprobleme gibt. Als langjähriger Kommentator kenne ich dieses Gefühl und weiß, dass sie nichts dafür können.

In Jerez sind wir uns im Fahrerlager über den Weg gelaufen. Wie war das Gefühl für dich, wieder zurück im Paddock zu sein?
Edgar Mielke: Ich musste zu dieser Reise überredet werden und dachte mir, es würde vielleicht blöd aussehen, wenn man dort als jobsuchender Kommentator herum läuft. Diese Befürchtung hat sich aber sehr bald zerstreut, denn im Paddock hat man mich sehr freundlich aufgenommen. Mein persönliches Highlight: Dass ich zum ersten Mal in meinem Leben in der MotoGP-Startaufstellung war. Dafür war in den letzten Jahren als aktiver Kommentator natürlich nie Zeit. Auch der ungewohnte Aufenthalt auf der Service Road entlang der Strecke war ein tolles Erlebnis. Ich habe mir sogar einen Sonnenbrand geholt, weil ich fast jede freie Minute direkt an der Strecke verbracht habe. Auch wenn man seinen Traumjob nicht mehr ausüben darf, Fan bleibt man trotzdem immer.

Freust du dich darauf, dass du im Rahmen deiner Kolumne bei Motorsport-Magazin.com wieder über die MotoGP berichten darfst?
Edgar Mielke: Ja, ich freue mich auf diese Aufgabe. Dass ich professionell geschrieben habe, ist zwar schon eine ganze Weil her und damals ging es auch um Musik und nicht um Motorsport. Aber ich habe mir schon meine Gedanken gemacht und bin total gespannt, was bei diesem Projekt am Ende herauskommt.

Edgar Mielke und Alex Hofmann waren bis zum Vorjahr das dynamische MotoGP-Duo bei Sport1, Foto: Ozan Kutay
Edgar Mielke und Alex Hofmann waren bis zum Vorjahr das dynamische MotoGP-Duo bei Sport1, Foto: Ozan Kutay

Was können unsere User von deiner Kolumne erwarten?
Edgar Mielke: Einen Blick hinter die Kulissen. Ich werde versuchen, mein über die vielen Jahre aufgebautes Netzwerk einfließen zu lassen und die eine oder andere Insiderinformation zu transportieren, die man erst dann erfährt, wenn man die richtigen Personen im Fahrerlager schon jahrelang gut kennt.

Welche Themen schweben dir aktuell durch den Kopf?
Edgar Mielke: Nur ein Beispiel: Ich werde mich sicherlich irgendwann in den kommenden Wochen intensiv mit Stefan Bradl befassen. Natürlich sieht Stefan im Moment aus sportlicher Sicht schlecht aus. Aber wenn man draußen an der Service Road steht und ihn in mehreren Trainingssitzungen sieht, bekommt man erst mit wie sehr er sich anstrengt. Auch im Rennen hat er versucht sich zu wehren, aber vom Material her konnte er sich zum Beispiel gegen einen Bautista auf der Aprilia gar nicht wehren. Das Motorrad ist im Moment einfach nicht konkurrenzfähig und Stefan kann einem da richtig leidtun. Sein WM-Titel ist erst vier Jahre her, das Fahren hat er sicherlich nicht verlernt. Das wäre eine Sache, die ich versuchen werde, dem User näher zu bringen.

Wie sieht dein sportliches Fazit der ersten vier Saisonrennen an sich aus?
Edgar Mielke: Die Leistungsdichte ist einfach sensationell. 19 Fahrer auf diesen 265-PS-Raketen innerhalb einer Sekunde - das ist der Hammer. Diese enorme Dichte herrscht aber in allen drei Klassen! Daher werden wir 2015 noch unfassbar spannende Rennen zu sehen bekommen, davon bin ich felsenfest überzeugt.

Was sagst du zu dem Umstand, dass Valentino Rossi die WM-Spitze zurück erobert hat?
Edgar Mielke: Die Sache mit Valentino Rossi ist ja fast schon reif für Hollywood. Dass der alte Mann noch einmal so zurückkommt und wie er noch immer das Thema MotoGP mit einer derart guten Laune verkauft - das ist sensationell. Nach dem Qualifying in Jerez stand ich an der Stelle, wo die Fahrer ihre Probestarts absolvieren. Rossi stand nur 45 Sekunden dort, winkte kurz der vollen Tribüne hinter mir zu und die sind total ausgeflippt. Das war Gänsehaut pur. Rossi ist der beste Verkäufer des Produkts MotoGP und dann sind da ja auch noch Marc Marquez und Jorge Lorenzo. Ich glaube, da kommt in dieser Saison so richtig was auf uns zu. Da freue ich mich schon drauf.

Ab kommender Woche wird Edgar Mielke in einer wöchentlichen Kolumne seine Sicht der Dinge in der MotoGP auf Motorsport-Magazin.com präsentieren.