Was war das für ein Rennen! Der Grand Prix von Australien auf Phillip Island stellte die Piloten vor große Herausforderungen und bot den Fans eine große Show. Viele Stürze und Ausfälle stellten das Klassement auf den Kopf und Bridgestone sorgte wieder einmal für Debatten. Das Rennen in der Analyse:

Die Qual der Reifenwahl

Auf Phillip Island stand vor allem der Vorderreifen im Fokus. Bridgestone hatte die Mischungen Extrasoft und Soft auf die Insel mitgebracht und zudem einen asymmetrischen Reifen (unterschiedliche Härtegrade an den beiden Flanken) angeboten. Alle drei Varianten fanden im Rennen ihren Einsatz.

Die wohl bessere Wahl war der symmetrische Extrasoft. Das komplette Podium sowie sechs der Top-10-Fahrer (Rossi, Lorenzo, Smith, Redding, Aoyama, De Angelis) hatten diesen Vorderreifen (in Kombination mit dem Medium-Pneu hinten) aufgezogen. Die Kombination Asymmetrisch-Medium hatten hingegen nur vier der Top-10-Piloten drauf (Dovizioso, Barbera, Bautista, Hayden).

Crutchlow war einer der Piloten asymmetrischem Vorderreifen, die stürzten, Foto: Milagro
Crutchlow war einer der Piloten asymmetrischem Vorderreifen, die stürzten, Foto: Milagro

Auffällig ist vor allem die hohe Sturzquote der Fahrer mit dem asymmetrischen Vorderreifen. Während es mit dem Extrasoft und dem Soft jeweils nur einen selbst verschuldeten Sturz gab (Iannone bzw. Abraham), gingen mit dem asymmetrischen Reifen gleich vier Piloten ohne Feindeinwirkung zu Boden: Stefan Bradl, Marc Marquez, Cal Crutchlow und Pol Espargaro.

"Wir haben heute viele Stürze gesehen und fast alle sind auf die gleiche Weise passiert: über ein blockierendes Vorderrad. Die Temperaturen waren sehr niedrig - das war sicherlich ein Faktor", suchte Marquez nach Erklärungen. Allerdings unterschied sich die Asphalttemperatur im Rennen kaum von jenen der Vortage. Im Rennen betrug die Streckentemperatur 29 Grad. Zum Vergleich: Im Qualifying betrug diese 25 Grad, im 3. Training 27 Grad und im 1. Training 26 Grad. Nur in FP2 war die Strecke mit 35 Grad deutlich wärmer.

Ein ungleiches Duell

Dass aber auch die gleichen Reifenmischungen bei unterschiedlichen Fahrern mit verschiedenem Setup unterschiedlich arbeiten, bewies das Duell zwischen Valentino Rossi und Jorge Lorenzo. Beide Yamaha-Asse hatten die Kombination Extrasoft-Medium auf ihren M1-Bikes, doch Lorenzos Vorderrreifen (siehe Bild unten) brach im letzten Renndrittel völlig ein.

Rossi startete schlecht und musste sich erst aus dem Mittelfeld nach vorne kämpfen. Lorenzo fuhr hinter Marquez an P2, dennoch konnte Rossi schon in der Anfangsphase die schnelleren Rundenzeiten fahren. Erst nach drei Runden tauchte der Italiener direkt hinter Lorenzo auf und brauchte bis zur neunten Runde, ehe er den Abstand zufahren konnte. Die Startrunde ausgenommen, war Lorenzo bis zu diesem Zeitpunkt nur auf zwei Umläufen schneller als Rossi.

Acht Runden dauerte es, bis Rossi Lorenzo hinter sich lassen konnte. In diesem Zeitraum stiegen die Rundenzeiten beider Piloten um etwa sechs Zehntelsekunden. Einen rapiden Abfall von Lorenzos Zeiten gab es erst drei Runden nachdem er von Rossi überholt wurde.

Lorenzos Vorderreifen hatte kaum noch Grip, Foto: Twitter/Jorge Lorenzo
Lorenzos Vorderreifen hatte kaum noch Grip, Foto: Twitter/Jorge Lorenzo

Rossi wiederum verlor erst sieben Runden nach seinem Überholmanöver gegen Lorenzo etwas an Zeit. In der zweiten Rennhälfte betrug der Unterschied zwischen den beiden Yamaha-Piloten bis zu 1,4 Sekunden. Wie sehr Lorenzos Hinterreifen abbaute, zeigt auch ein Blick auf die Konstanz-Statistik. Rossis Unterschied zwischen schnellster und langsamster Runde (erste und letzte Runden ausgenommen) betrug nur 1,384 Sekunden. Bei Lorenzo war dieser Abstand mit 2,712 Sekunden fast doppelt so hoch. Dabei gelang dem Mallorquiner sogar die schnellere Einzelrunde als Rossi.

"Die Reifen waren eine Katastrophe. Es war damit absolut unmöglich um gute Positionen zu kämpfen. Mit einem normalen Reifen hätte ich wohl mit Marc [Marquez] um den Sieg kämpfen können", sagte Lorenzo.

Der Ducati-Vergleich

Den Fans bot sich auf Phillip Island ein seltsames Schauspiel: Cal Crutchlow hatte seinen Teamkollegen Andrea Dovizioso fest im Griff. Der Brite war ab Samstag in jeder einzelnen Session schneller als der Italiener und zog ihm im Rennen auf und davon. Über neun Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen hatte Crutchlow, als er in der letzten Runde ausfiel.

Dabei war das Duo bis Runde fünf in einer gemeinsamen Verfolgergruppe, aus der sich Crutchlow allerdings lösen konnte, während Dovizioso sich im Kampf mit den Espargaro-Brüdern oder Bradley Smith aufrieb. Dennoch: Dovi war an diesem Tag nur in zwei Runden schneller als sein Teamkollege.

Crutchlow erklärte sich seinen Leistungssprung am Samstag nach dem Qualifying so: "Ich verwende das gleiche Bike-Setup wie bei den Vorsaisontests in Sepang und hier auf Phillip Island. Ich bin echt zufrieden mit meinem Bike." Zudem bekam der Brite seit dem Bekanntwerden seines Abschieds nicht mehr alle Updates an sein Motorrad. Nicht immer und nicht auf jeder Strecke bedeutet ein Update immer eine Verbesserung.