Mit neun Siegen aus 16 Rennen war die Yamaha YZR-M1 das erfolgreichste Motorrad des vergangenen MotoGP-Jahres 2004. Wir nehmen das Arbeitsgerät des Italieners Valentino Rossi genau unter die Lupe.

M1-Stimmen: Vom Fahrer bis zum Techniker

Valentino Rossi: Ich testete die M1 erstmals im Januar und nach der ersten Tageshälfte wusste ich, dass es mit der Yamaha schwieriger als mit der Honda werden würde. Danach wurde das Gefühl aber immer besser. Wie mein Crew-Chief Jeremy Burgess manchmal sagt: Das Bike ist ein Werkzeug, also müssen wir das Beste aus dem Werkzeug herausholen. Die größte Verbesserung am 2004er Bike war der Big Bang Motor, welchen ich bei meinem zweiten Test in Sepang erstmals benutzen durfte. Ich empfand diesen Motor sofort als sehr gut fahrbar, aber auch als sehr langsam. Als der zweite Motor fertig war verbesserte sich vieles – das Bike war auf der Geraden schnell und dennoch fahrbar.

Jeremy Burgess: Vor der Saison 2004 war die M1 nicht so schlecht wie es manche Leute behaupteten. Ich glaube, dass sie schon da war, dass Team es aber nicht schaffte die Leistung auf allen Strecken umzusetzen. Die Yamaha besitzt ein sehr gutes Handling. Vor dem Saisonbeginn bemerkten wir jedoch, dass der Gewichtstransfer nicht gut genug war, weshalb wir das Chassis etwas verlängerten. Zudem erkannten wir früh, dass unsere Bremswege zu lang waren, da wir nicht genügend Druck auf den Reifen ausüben konnten. Deshalb hoben wir das Bike an. Dies half auch beim Einlenken in lange Kurven, da somit das Gewicht weiter innen liegt.

Masahiko Nakajima, M1 Projektchef: Wir begannen im Herbst 2003 mit den Arbeiten am neuen Motor. Für die Wintertests stellten wir vier Motoren mit vier verschiedenen Ventilkombinationen und Zündungsintervallen her. Valentino bevorzugte auf Anhieb ein System mit vier Ventilen und ungleicher Befeuerung. Wir wussten schon immer, dass dies ein milderes Fahrverhalten hervorruft, während fünf Ventile härter sind.

Masao Furusawa, Entwicklungschef: Als ich im letzten Jahr über die MotoGP nachdachte, erkannte ich, dass Motorleistung nicht der wichtigste Faktor für Siege ist. In Wirklichkeit ist eine gute Kraftübertragung zum Hinterreifen sehr viel wichtiger als reine Power. Also änderten wir zu allererst den Motor. Zudem versuchen wir einen perfekten Kompromiss zwischen Chassiswendigkeit und Stabilität zu finden. Es ist immer schwierig dies zu schaffen. Man kann ein Bike mit einem langen Radstand immer stabiler machen, aber für Wendigkeit braucht man einen kurzen Radstand. Wir haben einen der kürzesten Radstände in der MotoGP, weswegen unser Bike auch wendiger als die anderen ist.

M1-Chronologie: Vom Prototyp zum Weltmeisterbike

Herbst 2000 Mit dem Codenamen OW-M1 (OW steht für Mission One) absolviert der erste M1-Prototyp seinen ersten Shakedown auf der Yamaha-Teststrecke in Fukuroi.

Dezember 2000 Die M1 bestreitet mit Max Biaggi und Carlos Checa ihren ersten Test außerhalb Japans in Malaysia.

März 2001 Die OW-M1 wird in Philip Island von Entwicklungsfahrer John Koncinski und Testpilot Norihiko Fujiwara gefahren.

April 2001 Das M1 Projekt wird offiziell als YZW-M1 bekannt gegeben.

12. Juni 2001 Norihiko Fujiwara absolviert als erster Pilot eine öffentliche Testfahrt mit einem Viertakt-MotoGP-Motor. Er dreht im Rahmen des Barcelona GP zwei Runden auf dem Circuit de Catalunya.

September 2001 Die M1 wird auf der Milan Auto Show erstmals öffentlich ausgestellt.

7. April 2002 Beim ersten Rennen der M1 wird Carlos Checa im verregneten Suzuka Dritter.

15. Juni 2002 Max Biaggi erringt mit seiner YZR-M1 die Pole Position beim Catalunya GP in Barcelona.

25. August 2002 Max Biaggi erkämpft den ersten GP-Sieg der M1 in Brünn.

21. Februar 2003 Bei den IRTA-Tests in Jerez testet Norick Abe eine Experimental-M1 mit einer neuen Öhlins Hinterradaufhängung, einem neuen Auspuffsystem, einer neuen Schwinge sowie einem experimentellen Chassis.

30. März 2003 Die 2003er Variante der M1 wird enthüllt.

24. Januar 2004 Bei seinem Debüttest für Yamaha testet Neuzugang Valentino Rossi gleich vier Prototypen der neuen M1 in Sepang.

28. März 2004 Bei den offiziellen IRTA-Tests in Barcelona fährt Valentino Rossi die schnellste Zeit und sichert sich so einen neuen BMW Z4.

18. April 2004 Valentino Rossi gewinnt beim Saisonstart in Südafrika sein Debütrennen mit der M1.

17. Oktober 2004 Nach seinem achten Saisonsieg (ein weiterer sollte noch folgen) sichert sich Valentino Rossi in seinem Yamaha-Debütjahr den MotoGP-WM-Titel 2004.

3. November 2004 Valentino Rossi beginnt bei Testfahrten in Valencia mit den ersten Entwicklungsarbeiten für die Saison 2005.