Sie stehen nur bedingt im Fokus, sind aber die wohl alles entscheidenden Figuren im Motorsport: Die Teamchefs. Herve Poncharal, seines Zeichens Boss von Tech 3, vergleicht die Rolle der 'mächtigen Männer' der Motorrad-Rennställe in allen drei Klassen der MotoGP mit der des Dirigenten einer großen Oper. So müssten die Teamchefs nicht nur alle einzelnen Departements innerhalb eines Teams zum Laufen bringen, sondern vor allem das Zusammenspiel derselben zum Funktionieren des 'großen Ganzen' verantworten.

Zwar sei der Arbeitsaufwand der Teamchefs in der MotoGP ungleich höher als in den niedrigeren Klassen, jedoch sei der Tätigkeitsbereich unabhängig davon der gleiche: "Die Rolle des Teamchefs ist eigentlich einfach definiert - du bist der Chef von allem, was mit dem Rennstall zu tun hat. Du bist Weisungsbefugt, triffst die finalen Entscheidungen, bist für alles verantwortlich." Dennoch gebe es trotz weitest gehender Übereinstimmung der Aufgaben noch immer große Unterschiede zwischen den einzelnen Positionen der Team-Bosse.

Markante Unterschiede zwischen Werks-Teamchef und Teamchef

Vor allem am Beispiel Yamaha sei dies eindrucksvoll zu belegen. "In einem Werksteam ist der Teamchef direkt vom Unternehmen, also dem Hersteller, eingestellt. Er kann das Team leiten, ist innerhalb der Strukturen der klare Chef und ist für alles verantwortlich, muss sich aber natürlich gegenüber seinen eigenen Chefs außerhalb des Teams verantworten. Bei mir ist das anders. Ich bin Chef und Besitzer meines eigenen Rennstalls. Ich bin zwar Kunde bei Yamaha und eng mit ihnen verbunden, leite aber quasi ein eigenes Wirtschaftsunternehmen."

Zwar wären sowohl die Yamaha-Werkspiloten Valentino Rossi und Jorge Lorenzo als auch die Tech-3-Fahrer Pol Espargaro und Bradley Smith auf der gleichen Maschine unterwegs, jedoch gibt es auch hier kleine, aber feine Unterschiede: "Yamaha hat in der MotoGP zwei offizielle Werksfahrer und zwei Satellitenfahrer, die für mich fahren. Alle vier sind auf der M1-YZR-Maschine unterwegs, jedoch kommen die beiden Bikes von Valentino und Jorge direkt vom Werk, meine beiden kommen von einer privaten Yamaha-'Tochter', die aber in diesem Fall auch mir gehört."

Wohlbefinden des Teams stets im Fokus

So ist Tech 3 zwar ein Yamaha-Kunde, gleichzeitig aber auch sehr eng mit dem Werk verbunden. Dennoch gibt es einige deutliche Unterschiede: "Beim Werksteam sind alle Mitarbeiter direkt von Yamaha angestellt, ich muss jedoch meine eigenen Leute einstellen, das Budget dafür auftreiben, Sponsoren-Deals abwickeln, schauen, dass mein Team läuft." Vor allem die Werks-Maschinen seien ein lohnenswertes, aber extrem teures Vergnügen. Neben dem regulären Job des Teamchefs muss Poncharal also auch das 'Wohlbefinden' seines Unternehmens sicherstellen, und somit finanziell betrachtet auch sein eigenes.