Die zweite MotoGP-Saison ist für viele Piloten die schwerste, das muss in diesem Jahr auch Bradley Smith schmerzlich feststellen. Zur Saisonhalbzeit liegt er mit 48 Punkten ganze 19 Zähler hinter seinem Rookie-Teamkollegen bei Tech 3 Pol Espargaro. Verständlich, dass man sich im Rennstall von Herve Poncharal mehr von Smith erwartet. Das Team hält sich zwar noch alle Optionen offen, doch macht Poncharal keinen Hehl daraus, dass von Smith mehr kommen muss.

"Es ist noch zu früh für eine Entscheidung, schließlich haben wir erst die Saisonhalbzeit erreicht. Ich weiß nicht was passieren wird, aber wir haben uns entschlossen bis zum Tschechien-Grand-Prix Mitte August mit unserer Entscheidung zu warten. Bradley ist ein guter MotoGP-Pilot, aber die Leute geben einem Fahrer hier nicht zehn Jahre Zeit um sein Können zu zeigen. Viele junge Piloten träumen davon ihr Können hier unter Beweis zu stellen. Bradley hat die Chance dazu, also liegt es an ihm. Der Wettbewerb ist knallhart und wir sind hier nicht beim Roten Kreuz oder so. Es ist manchmal brutal, aber als Spitzensportler muss man das akzeptieren", findet Poncharal deutliche Worte.

Der Franzose stellt aber auch klar, dass er grundsätzlich gerne mit Smith weiterarbeiten würde: "Wir wissen, dass er den Speed hat, aber sein Wochenende am Sachsenring war ein Desaster. Fünf Stürze sind einfach zu viel. Seine Schwäche liegt im Umgang mit Druck. Die fünf Stürze am Sachsenring sind passiert, weil er mental nicht bei der Sache war. Ich kann aber nicht sagen, dass sein Platz bei uns gesichert ist, denn ich habe auch Verpflichtungen gegenüber Yamaha und den Sponsoren, die Resultate sehen wollen."

Am Sachsenring ging Smith gleich fünf Mal zu Boden, Foto: Milagro
Am Sachsenring ging Smith gleich fünf Mal zu Boden, Foto: Milagro

Kein Einfluss von Yamaha

Trotz Drucks von Seiten Yamahas liegt die Fahrerwahl aber völlig bei Tech 3. "Mein Unternehmen ist unabhängig. Ich habe das Recht, mir die Fahrer auszusuchen und Yamaha wird mich dabei unterstützen. Die Wahl des zweiten Piloten für 2015 ist zu 100 Prozent meine Wahl, denn das Werksteam ist mit seinen Fahrern sehr glücklich", so Poncharal.

An Interessenten aus den kleineren Klassen mangelt es jedenfalls nicht: "Das ist ein heißer Sitz. Es ist eine Factory-Yamaha-M1 und es gibt viele junge Fahrer aus der Moto2 und Moto3 die sie gerne fahren würden. Wenn wir Bradley ersetzen, wird es ein sehr junger Fahrer aus der Moto2 oder Moto3 sein. Ich denke, viele Leute sind bei der Fahrerwahl zu konservativ. Die Werksteams müssen das vielleicht auch sein, aber im Fall des vierten Yamaha-Piloten ist das etwas anderes. Wenn ein Fahrer gut ist, ist er gut. Vom vierten Fahrer erwartet ja niemand, dass er Rennen gewinnt, also könnte er auch ohne Druck starten." Bekannt ist, dass Moto3-WM-Leader Jack Miller mit einem direkten Wechsel in die MotoGP liebäugelt, doch er sei nicht der einzige Fahrer aus der kleinsten Klasse, verriet Poncharal gegenüber Crash.net.