Regenreifen oder Slicks - das war die große Frage vor Beginn des Grand Prix der Niederlande. Zwar war die Strecke noch nass, doch der Himmel über Assen hatte sich etwas gelichtet.

Nachdem Dominique Aegerters Slick-Poker im Moto2-Rennen nicht aufgegangen war, entschied sich der Großteil der MotoGP-Piloten für die konservative Wahl der Regenreifen. Valentino Rossi wagte sich zunächst zwar auch mit Slicks auf die Sichtungsrunde, entschied dann aber doch für die Regen-Pneus und damit einen Start aus der Boxengasse.

Zwischen Runde 5 und 8 kamen aber alle Piloten an die Box um das Motorrad und damit auf Trockenreifen zu wechseln. Alle Piloten bis auf einen: Broc Parkes. Der Australier zog seine Strategie durch und profitierte letzten Endes mit Platz 11 davon.

Boxenstopps der Piloten:

RundeFahrer an der Box
5Redding, Hernandez, Laverty
6Marquez, Dovizioso, Pedrosa, A. Espargaro, Rossi, Iannone, Bautista, Crutchlow, Layverty, Di Meglio, Edwards
7Smith, Bradl, Lorenzo, P. Espargaro, Abraham, Petrucci, Hayden, Barbera
8Aoyama, Laverty

Parkes lag mit Slicks deshalb richtig, weil die Strecke sehr rasch auftrocknete. Er verlor zwar in der ersten Runde 25 Sekunden auf die Spitze und im zweiten Umlauf 20, doch dann wurde es von Sekunde zu Sekunde besser. Schon in der vierten Runde fuhr er die drittschnellste Zeit im Feld hinter Dovizioso und Marquez, in der fünften war er zum ersten Mal der schnellste Pilot im Feld. Ein Kunststück, dass er in den Runden sechs, sieben und acht wiederholte. Am Ende der Boxenstopp-Phase stand Parkes daher als Sechster mit nur 20 Sekunden Rückstand auf Marquez und nur zehn auf Platz drei da.

Gewinner und Verlierer der Boxenstopp-Phase

Meiste Plätze aufgeholtBoxenstoppMeiste Plätze verlorenBoxenstopp
Broc Parkes+16kein StoppHiroshi Aoyama-9Runde 8
Scott Redding+6Runde 5Nicky Hayden-6Runde 7
Valentino Rossi+4Runde 6Jorge Lorenzo-5Runde 7

Zum Vergleich: Lorenzo verlor auf seiner In-Lap (Runde 7) fast 13 Sekunden auf Parkes, Bradl büßte exakt zwölf ein. Überhaupt zahlte man mit jeder Runde, die man wartete, drauf. Scott Redding, der in Runde 5 als Erster kam, machte im Vergleich zwischen den Zieldurchlauf in Runde 4 und jenem in Runde 9 (erste und letzte Runde ohne In- bzw. Out-Lap) sechs Plätze gut. Hiroshi Aoyama, der in Runde 8 als Letzter kam, verlor in diesem Zeitraum hingegen ganze neun Ränge.

Aoyama führte zwar, kam aber viel zu spät an die Box, Foto: Aspar
Aoyama führte zwar, kam aber viel zu spät an die Box, Foto: Aspar

Fazit: Mit einem Stopp in Runde 4 hätte man das Maximum herausholen können, aber erst einen Umlauf später trauten sich die ersten risikofreudigen Fahrer an die Box. Runde 7 war bereits zu spät und kostete alle Piloten zwischen 10 und 15 Sekunden. Was Hiro Aoyama mit seinem Stopp in Runde 8 bewirken wollte, bleibt ein Geheimnis und ging völlig daneben.

Rundenzeiten mit Regenreifen

Die Vorentscheidung darüber, wer sich in Assen um den Sieg duellieren würde, fiel allerdings nicht an der Box, sondern bereits auf der nassen Strecke. Andrea Dovizioso und Marc Marquez waren in der Anfangsphase bis zum ersten Stopp eine Klasse für sich.

In den ersten Runden um beinahe zwei Sekunden schneller als die Top-Fahrer Pedrosa, Rossi oder Lorenzo, hatte das Duo binnen vier Runden schon 5,3 Sekunden Vorsprung auf den Rest des Feldes herausgefahren. Die Doviziosos Ducati konnte im Regen absolut mit der Honda von Marquez mithalten. Lorenzo lag, als die ersten Piloten an die Box abbogen immerhin auf Rang 7, Rossi auf P13.

Rundenzeiten mit Slicks

Auf Trockenreifen drehte der "Doktor" allerdings auf und in den Runden 9 und 10 war er der schnellste Pilot im gesamten Feld. Im 12. und 13. Umlauf setzte kurz noch einmal Regen ein und die Hondas übernahmen das Kommando. Wenig später fiel in der 16. Runde die Entscheidung an der Spitze zugunsten von Marquez, zwei Umläufe später hatte auch Pedrosa seinen Kampf um Rang drei gewonnen.

In der Schlussphase war die Ducati von Dovizioso das langsamste der Spitzenbikes, wobei der Italiener aber von hinten keinen Druck mehr bekam und nicht unbedingt das Letzte aus seiner Maschine kitzeln musste.

Bei Lorenzo bot sich ein konträres Bild. Der Mallorquiner konnte erst in den finalen Runden die Zeiten der Fahrer an der Spitze matchen. Dem voran gingen allerding 13 Runden, in denen er zwischen zwei und fünf Sekunden langsamer war als Rossi auf der baugleichen Yamaha. Lorenzo ging nach dem Rennen mit sich selbst hart ins Gericht: "Für mich war es definitiv das schlechteste Rennen meiner Karriere."