Wie der Nebel in Laguna Seca am Freitag und Samstag, so legte sich am Sonntag auch ein dunkler Schatten über die Fahrerlager sämtlicher Motorradklassen, verstreut auf der ganzen Welt. "Heute über die Rennen zu sprechen ist Mist, mir wird schlecht, wenn ich daran denke. Sie sagen, das Interesse an dieser Show ist groß, aber ist es ein Leben wert?" Auch nach seinem Rennen in den USA hing Danilo Petrucci merklich in der Heimat bei seinem guten Freund Andrea Antonelli, der im World Supersport Rennen von Moskau sein Leben ließ.

Dennoch ging die Show weiter - auch für Petrucci, der glaubwürdigen Quellen zufolge in Laguna Seca noch verkündet hatte, das Rennen aus Respekt vor dem Verlust seines Freundes nicht zu starten. Vermutlich kein Fehler der Quelle, sondern ein Fehler im System. Dem Italiener wurde dieser mutige Schritt ganz sicher untersagt. Abgesehen von der Schweigeminute vor dem Rennen, schien in Kalifornien so einiges verboten gewesen zu sein. So hatte Valentino Rossi doch am Morgen noch gesagt, dass er am liebsten nach Hause fahren würde. Nach seinem Podestplatz fiel kein Wort zum tragischen Unglück in Russland. Tatsachen, die zu denken geben.

Marquez und Bradl zeigen, was sie in der Moto2 gelernt haben

Dennoch lenkte das spannende Rennen in Laguna Seca definitive gut ab und lieferte nicht nur Unterhaltung, sondern auch Stoff für die Geschichtsbücher. Vielleicht sollte besser vor jedem Rennen ein Gebet gesprochen werden… Marc Marquez siegte souverän, womit er nicht nur ein neues Kapitel als jüngster Fahrer schreibt, der zwei aufeinanderfolgende Rennen in der Königsklasse gewann, sondern auch der erste Pilot ist, der in seiner Rookie-Saison auf einer der schwierigsten Strecken im Kalender triumphierte.

Das Überholmanöver des Wochenendes, Foto: Repsol Honda
Das Überholmanöver des Wochenendes, Foto: Repsol Honda

Dazu sorgte der junge Spanier für ein sensationelles Überholmanöver. Er machte den Rossi in der Corkscrew. Denn wie Rossi 2008 an Casey Stoner vorbeiging, bügelte Marquez dieses Mal den neunfachen Weltmeister. Dabei kam er nicht nur vom Asphalt ab, sondern richtig in den Sand, machte aber keine Anstalten sich davon stören zu lassen und bog eiskalt vor Rossi wieder auf die Ideallinie ein. Nach nur drei Tagen in Laguna Seca. Was packt er wohl im nächsten Jahr aus?

Für die deutschen Fans war aber nicht nur Marquez überragend, sondern auch Stefan Bradl bewies endlich, dass er die Werksmaschine, die ihm Honda im Team von Lucio Cecchinello hinstellt, wahrlich verdient hat. Schon seine Pole Position wurde bejubelt, zum Sieg reichte es zwar nicht ganz, aber Bradl behielt kühlen Kopf im Rennen und gab alles. Ein wohlverdienter Lohn für den Zahlinger und seine italienische Crew, die seit Jahren auf ein derart berauschendes Ergebnis hinarbeitet. Bleibt nur noch zu hoffen, dass Cecchinellos Wunsch, Bradl im Team zu behalten, nun auch bei HRC gehört wird.

Merica

Neben heldenhaften Rennen von Marquez und Bradl kämpften auch Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo einmal mehr wie wahre Krieger. Pedrosa setzte das ein oder andere Trainings zwar aus, konnte dank Schmerzmittel im Rennen aber anständige Punkte mitnehmen. Lorenzo, der noch am Freitag ohne Schmerzblocker fuhr, bekam wohl am Sonntag die volle Ladung. Denn zur Rennmitte beklagte er sich über ein starkes Schwindelgefühl. Irgendwann gibt eben auch der Körper auf, auch wenn der Kopf vielleicht noch kämpfen will. Glücklicherweise ist keiner der beiden noch einmal gestürzt. Nun haben die Spanier vier Wochen Zeit, um gesund zu werden und den Titelkampf ab Indy wieder konkurrenzfähig aufzunehmen.

Tragische Figuren an diesem Wochenende waren die Amerikaner. Blake Young hatte keine Chance sein Können mit der Wildcard zu zeigen. Man könnte einfach sagen, dass dem Attack Performance Team wohl das Zweitbike gefehlt hat. Leider hat nicht jeder ein großes Budget. Geld spielt bei Ducati hingegen keine Rolle, dennoch kämpfen Nicky Hayden und Andrea Dovizioso nur einmal mehr um die Team-Ehre. Der Lokalmatador setzte sich schließlich durch - allerdings nur im Rennen. Denn was die Zukunft angeht, sieht es bei Hayden weniger gut aus.

An diesem Wochenende gab der Weltmeister aus 2006 bekannt, dass seine Dienste im Ducati-Werksteam ab 2014 nicht mehr gewünscht sind. Ein gewaltiger Tritt in den Allerwertesten, schließlich ist Hayden eigentlich der einzige Fahrer, der den Italienern nicht nur jahrelange Treue und Loyalität entgegenbrachte, sondern auch enorm viel Entwicklungsarbeit in das Desmosedici-Endlosprojekt steckte. Auch Colin Edwards gab im Rahmen des Heim-GP zu, dass seine Zukunft noch nicht geklärt ist. Am Wochenende kamen bereits Vorschläge, dass beide ein Team Amerika eröffnen sollten. Keine schlechte Idee, allerdings fehlt dazu wohl das nötige Kleingeld. In jedem Falle wünschen wir, beide noch etwas länger in der Königsklasse sehen zu können. Denn obwohl der dunkle Nebel für eine Starre in der Motorradwelt gesorgt hat, dreht sich diese weiter.