Das komplette Wochenende in Austin gehörte einzig und allein Marc Marquez. Zunächst holte sich der 20-Jährige drei Trainingsbestzeiten, dann trug er sich am Samstag als jüngster MotoGP-Polesitter aller Zeiten ein und schaffte am Sonntag einen zweiten Sprung in die Geschichtsbücher. Auch Motorsport-Magazin.com feierte Marquez' Leistung in gebührendem Maße ab.

Die Auslaufrunde widmet sich dieses Mal aber den Helden aus der zweiten Reihe. Jenen Piloten also, die es trotz toller Leistungen in Austin nicht ins Rampenlicht schafften, weil Marquez an diesem Wochenende eben noch ein bisschen mehr strahlte.

Jorge Lorenzo im Hunderter-Klub

Ein bisschen verkrampft sah Lorenzos Lächeln schon aus, Foto: Yamaha
Ein bisschen verkrampft sah Lorenzos Lächeln schon aus, Foto: Yamaha

Da wäre etwa Jorge Lorenzo, der im Schatten der Repsol Hondas recht still in seinem 181. Rennen im Rahmen der Motorrad-WM (alle Klassen zusammengenommen) seinen 100. Podiumsplatz bejubeln durfte. Das erreichten vor ihm erst sieben Fahrer in der Geschichte: Valentino Rossi, Giacomo Agostini, Angel Nieto, Phil Read, Mike Hailwood, Dani Pedrosa und Max Biaggi. Die Freude darüber war ihm allerdings nicht anzusehen, auch wenn er zugab, mit P3 das Maximum herausgeholt zu haben. "Das ist sicher die Strecke in der gesamten Saison, die uns am wenigsten liegt", sagte Lorenzo.

Eine bemerkenswerte Leistung lieferten auch die Jungs von Tech 3 - hier besonders jene aus der zweiten Reihe. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hatte in der Box eine defekte Batterie Feuer gefangen und die automatische Sprenkelanlage ausgelöst. Kurz vor 6 Uhr morgens wurde Teamchef Herve Poncharal mitgeteilt, dass seine Box unter Wasser stünde. Nur etwas mehr als 24 Stunden später hatte die Boxencrew alles wieder auf Vordermann gebracht und die Maschinen von Cal Crutchlow und Bradley Smith rechtzeitig zum Trainingsbeginn rennfertig gemacht. Crutchlow bedankte sich mit einem tollen Rennen. "Rang vier ist eine große Auszeichnung für die gesamte Crew", sagte der Brite nach der Zielflagge.

Rossi war auch in Austin zu Scherzen aufgelegt, Foto: Yamaha
Rossi war auch in Austin zu Scherzen aufgelegt, Foto: Yamaha

Valentino Rossi fuhr im Schatten der Spitzengruppe ebenfalls ein gutes Rennen. Wieso, könnte jetzt manch einer fragen. Rossi wurde zwar nur Sechster, er bestritt einen Grotßeil des Rennens aber mit einer angeschlagenen Bremse. "Ich verlor sogar einen Teil meiner Bremsscheibe", gab der Italiener danach zu Protokoll. Kritiker, die dachten, Katar wäre nur eine Eintagsfliege gewesen, haben sich jedenfalls zu früh über ein mäßiges Abschneiden in Austin gefreut.

Ein Held aus der wortwörtlich zweiten Reihe war an diesem Wochenende auch Aleix Espargaro. Schon lange ist der CRT-Fahrer mit seiner Aprilia weit mehr als der "Best of the Rest"! Wie in Katar schaffte es der Spanier ins Q2, startete von P9 und narrte im Rennen Bradley Smith und Ben Spies, die er mit seiner unterlegenen Maschine hinter sich halten konnte.

Apropos Spanier: Die gewannen in allen Klassen, was die Summe der Hattricks (Siege in allen Klassen) der Iberer auf mittlerweile 17 schraubt (13 davon alleine seit 2010). In der Moto3 tat es Alex Rins Marquez gleich, in der Moto2 Nico Terol - alle drei gewannen in ihrer jeweiligen Klasse das erste Rennen. Als wäre das nicht schon genug, blieb in Moto3 und MotoGP am Podium nicht einmal Platz für Vertreter anderer Nationen, was zum 17. Mal (125cc/Moto3) bzw. zweiten Mal (MotoGP) in der Geschichte der Motorrad-WM der Fall war. So schnell dürften wir die textlose Hymne also nicht loswerden.

Was sonst noch zu sagen ist

Jasper Iwema ist eine knallharte Sau! Der Niederländer sorgte mit einem spektakulären Highsider für die Rote Flagge im Moto3-Rennen. Als die TV-Bilder zeigten, wie er rücklings mit Schultern und Genick nach einem hohen Bogen am Asphalt aufknallte, befürchteten viele schon Schlimmes. Gottseidank kam bald die Entwarnung, dass er sich nicht ernsthaft verletzt hatte. Mit einer Halskrause verziert wollte er sich nach einem kurzen Check im Medical Center erst gar nicht mehr in die Universitätsklinik fliegen lassen. Pech für ihn, dass CT-Untersuchungen nach solchen Unfällen zwingend vorgeschrieben sind. In Jerez will er schon wieder auf seiner Maschine sitzen.

Lüthi: der Geist war willig, der Körper aber noch zu schwach, Foto: Interwetten Paddock
Lüthi: der Geist war willig, der Körper aber noch zu schwach, Foto: Interwetten Paddock

Das er ein harter Kerl ist, wollte uns an diesem Wochenende auch Tom Lüthi beweisen. Nur zwei Monate nach seinem schweren Testunfall, bei dem er sich Teile des rechten Arms zertrümmert hatte, wollte er wieder auf seine Maschine steigen. Doch schon am Freitag erwiesen sich die Schmerzen als zu groß, weshalb er sein Comeback auf Jerez verschieben muss.

Zum Abschluss sollte auch die Peinlichkeit des Wochenendes nicht ungenannt bleiben. Diese trägt den Namen Michael Barnes. Nie gehört? Kein Wunder. Der 44-Jährige wollte sich in Austin via Wild Card seinen Eintrag in die Geschichtsbücher als zweitältester Pilot, der je einen GP gestartet hat, quasi erschleichen. Erschleichen trifft es eigentlich genau, denn er verpasste die 107%-Hürde in jeder einzelnen Session, weshalb er zum Rennen erst gar nicht antreten durfte. Vielleicht sollte man nächstes Jahr die Wild Card lieber wieder an jemanden vergeben, der nicht Marc Marquez‘ Vater sein könnte.