Etwas enttäuscht dürfte man in Tokio sein: Schließlich hat es 2012 nur ganz knapp nicht zum WM-Titel für Dani Pedrosa gereicht. Dafür sicherte sich der Spanier den Vizeplatz und Casey Stoner landete in seiner letzten MotoGP-Saison trotz Verletzung immerhin noch auf Gesamtrang drei, als kleinen Bonus durfte Repsol Honda den Herstellertitel feiern. "Im ersten Teil war es sehr schwer, das richtige Setup zu finden und dann kam das Problem mit den neuen Reifen. Aber danach haben wir uns verbessert und ich bin glücklich", resümierte HRC-Boss Shuhei Nakamoto.

Schon in den ersten acht Rennen der Saison ließen Stoner und Pedrosa das Podium jeweils nur ein Mal aus. Der Australier, auf den viele Fans als amtierenden Weltmeister und starken Fahrer all ihr Geld gewettet hatten siegte in Jerez, Estoril und Assen. Schon in Le Mans schockte er dazu mit einer etwas unerwarteten Bekanntgabe: "Ich habe keine Leidenschaft mehr für den Sport und deshalb ist es an diesem Punkt besser, aufzuhören. Es gab viele Dinge, die mich enttäuscht haben und auch viele Dinge, die ich an diesem Sport geliebt habe, aber unglücklicherweise ging diese Balance jetzt in die falsche Richtung."

Stoners Wille in seinem letzten GP-Jahr noch einmal Alles zu geben war dennoch ungebrochen. Zum Deutschland Grand Prix ging der 27-Jährige allerdings etwas zu eifrig ans Werk und stürzte in der letzten Kurve, während Pedrosa auf seiner Erfolgsstrecke den ersten Sieg 2012 verzeichnete. Während es für den kleinen Spanier ab diesem Moment bergauf ging, wurde Stoner zeitweise vom Glück verlassen. Durch einen Ausritt sah er die Zielflagge in Mugello nur als Achter. "Der heutige Tag lief überhaupt nicht nach Plan", gab er danach zu.

Zurück nach Australien

Schon in Laguna Seca war Stoner auf der obersten Stufe des Treppchens zurück, in Indianapolis löste Pedrosa ihn an dieser Position ab. Auch Brünn entschied der 1,58m-Mann nach hartem Kampf gegen Jorge Lorenzo für sich. Stoner, der schon in der Qualifikation von Indianapolis schwer gestürzt war, sich aber noch einen vierten Platz in Amerika erkämpfen konnte, erhielt am Wochenende zum tschechischen GP den Rat von den Ärzten, sich in seiner Heimat operieren zu lassen. Der Australier hatte sich beim Sturz Bänderrisse und Brüche am rechten Knöchel zugezogen. Frustriert packte er seine Sachen. "Es ist eine enttäuschende Neuigkeit, die unseren WM-Kampf beendet. Ich habe keine Ahnung, wann ich zurück sein werde. Bis die Operation vorbei ist, wissen wir nichts."

Casey Stoner musste in den sauren Apfel beißen und einige seiner letzten Rennen auslassen, Foto: Milagro
Casey Stoner musste in den sauren Apfel beißen und einige seiner letzten Rennen auslassen, Foto: Milagro

Als Ersatzfahrer reiste Hondas Superbike Pilot Jonathan Rea in Misano und Aragon an. "Die MotoGP ist das Höchste, das Beste vom Besten. Hier will ich sein, um mich mit den Besten der Welt zu messen", drückte er seine Freude bei Motorsport-Magazin.com aus. Der Brite konnte sich mit einem achten und einem siebten Platz unter den 'Besten der Besten' stark schlagen und war besonders stolz, Valentino Rossi hinter sich gelassen zu haben. "Es war eine tolle Erfahrung. Das ist mein zehntes Jahr in der Honda-Familie und hoffentlich kann ich eines Tages hierher zurückkehren", hieß es zum Abschied.

Pedrosa schied in Misano nach mehreren unglücklichen Ereignissen frühzeitig aus und konnte keine weiteren Punkte auf den WM-Führenden Lorenzo gutmachen. Die schnappte er sich allerdings in Aragon, wo er seinem Landsmann auf und davonfuhr. Mit zwei weiteren Siegen in Japan und Malaysia konnte Pedrosa in der Weltmeisterschaft wieder für Spannung sorgen und lag vor dem vorletzten Saisonrennen auf Phillip Island mit nur 23 Punkten Rückstand wieder dicht hinter Lorenzo. Doch schon in der zweiten Runde hatten sich alle Hoffnungen für den Honda-Piloten in den Kies verabschiedet. "Der Sturz war nichts Besonderes. Vielleicht habe ich zu früh gepusht. Ich bin in der Kurve etwas zu weit gegangen. Ich hatte etwas Chattering und habe die Front verloren. Eventuell war der Reifen auch noch nicht warm genug, aber es ist, wie ist."

Ein Champion tritt ab

Auch Stoner war in Motegi wieder am Start, schaffte es bei nicht hundertprozentiger Fitness aber nur zu Platz drei, den er in Sepang noch einmal steigerte. Denn schon beim zweiten Comeback-Rennen fuhr er wieder aufs Podest. Hauptziel Stoners war aber sein letztes Heimrennen auf Phillip Island, in dem er unbedingt gewinnen wollte. Keiner seiner Verfolger hatte auch nur eine Chance, denn das ganze Rennwochenende lang dominierte Stoner wie gewünscht und fuhr schlichtweg in einer eigenen Liga. "Das war ein wichtiger Sieg für mich, ihn noch einmal zu holen, bevor ich aufhöre. Es macht mich stolz als Australier meine Landsleute stolz zu machen, so viele Menschen zu begeistern, gibt einem ein sehr schönes Gefühl."

Mit dem dritten Platz verabschiedete sich Stoner in Valencia dann in den Vorruhestand. Pedrosa schloss seine Saison mit einem weiteren Sieg ab und schätzte sich glücklich: "Ich bin stolz auf mein Team und meine Leistung während der Saison. Ich habe das ganze Jahr versucht alles zu geben. Ich denke, nach dem was in Misano passiert ist haben wir eine gute Position, gute Fähigkeiten und Leistung gezeigt. Es ist traurig, weil wir näher als je zuvor am Titel dran waren, aber auch stolz darauf sind, was wir erreicht haben."