"Wie ein Traum! Es war eine traumhafte Saison, natürlich geht es immer mal auf und ab, aber am Ende ist es bei Weitem unsere beste Saison in der MotoGP-Klasse", lautet das Saisonresümee Herve Poncharals bei Motorsport-Magazin.com. Andrea Dovizioso und Cal Crutchlow machten ihren Tech 3 Yamaha Teamboss 2012 mit starken Ergebnissen viele Freuden. Auch die Plätze vier und sieben in der Gesamtwertung können sich für zwei Fahrer eines Satellitenteams in der MotoGP durchaus sehen lassen.

Kampf unter Teamkollegen

Schon zum Saisonauftakt in Katar kämpften Crutchlow und Dovizioso hart - am meisten gegeneinander - um im Ziel hinter den Top-3 anzukommen. "Das war ein toller Weg, um die Saison zu beginnen, aber es war ein echt hartes Rennen", schätzte der Brite ein. Auch in Jerez und Estoril ging der unerbitterliche Zweikampf weiter. Selbst in Le Mans fuhren beide Yamaha-Satellitenfahrer hintereinander über die schwarz-weiße Linie.

In Barcelona setzte sich Dovizioso erfolgreich durch und fuhr zum ersten - allerdings noch lange nicht zum letzten Mal - in dieser Saison aufs Treppchen. "Es ist wirklich ein gutes Gefühl, ich freue mich, unter den Werksfahrern zu sein. Es ist wichtig für die Weltmeisterschaft. Mein Gefühl zur Yamaha verbessert sich jedes Mal und das macht mich glücklich", erklärte der Italiener, der erst zu Beginn der Saison vom Honda-Werksteam zu Tech 3 gewechselt war.

Im Exklusivinterview mit Motorsport-magazin.com verriet Dovizioso während der Saison: "Manchmal schlägt Cal mich. Er ist ein wirklich schneller und starker Fahrer, das passiert. Sicherlich ist es hart, wenn man vom eigenen Teamkollegen geschlagen wird. Ich wusste aber von Anfang an, dass Cal ein wirklich guter Fahrer ist und schon im Winter hat er sich enorm verbessert."

Trotz heftiger Schmerzen am Knöchel wollte Cal Crutchlow seinen heimischen Fans in Silverstone eine gute Show liefern, Foto: Milagro
Trotz heftiger Schmerzen am Knöchel wollte Cal Crutchlow seinen heimischen Fans in Silverstone eine gute Show liefern, Foto: Milagro

Im Kampf um Platz zwei beim britischen GP stürzte der Italiener und wurde nur als 19. abgewunken, während sein Teamkollege als Held gefeiert wurde. Crutchlow trat nach einem heftigen Sturz in der Qualifikation mit Knöchelverletzung nämlich trotzdem an und schaffte es sogar als Sechster ins Ziel. "Das ist ein Wochenende, das ich nicht so schnell vergessen werde. Es war ein sehr hartes Rennen, aber ich musste es einfach probieren und den Schmerz ignorieren. Das Adrenalin und die Unterstützung der britischen Fans brachten mich durch."

Ein Podest war wie Weihnachten

In den vier verbliebenen Rennen vor der Sommerpause schaffte es Dovizioso noch drei Mal aufs Treppchen, Crutchlow sammelte dahinter weiter fleißig Punkte. Bekanntlich liegen Freud und Leid nah beieinander und so sicherte sich Dovizioso in Indianapolis einen weiteren dritten Platz, während Crutchlow einen ersten Sturz und Nuller verzeichnete. Dafür schaffte es der Brite in Brünn dann zum ersten Mal aufs Podium. "Wir haben heute viele eines Besseren belehrt, das war eines meiner Ziele", jubelte der 27-Jährige, der zum Podium direkt eine Vertragsverlängerung feiern konnte.

Danach durfte Crutchlow allerdings nur noch einen vierten und einen weiteren dritten Rang feiern, in Misano, Sepang und Valencia stürzte er, während ihn beim Japan Grand Prix noch mehr Pech ereilte: Dem Tech 3 Fahrer ging der Sprit auf der letzten Runde aus. Dovizioso punktete derweilen weiter mit dritten, vierten, sechsten Plätzen und einem 13. Rang in Sepang. "Es war eine fantastische Saison mit dem Team und ich habe es sehr genossen", bedankte sich Dovizioso am Ende seiner Tech 3 Saison und vor seinem Wechsel ins Ducati-Werksteam.

Poncharal ergänzte: "Ich denke, dass Cal und Andrea einen fantastischen Job abgeliefert haben. Sie waren großartig und haben schon beim allerersten Rennen in Katar gegeneinander gekämpft, also war es etwas schwierig für mich, sie zu beobachten. Denn sie waren so eng beieinander und jedes Mal dachte ich, dass der eine den anderen berührt und beide stürzen. "Das sei die ganze Saison über das Hauptproblem des Teamchefs gewesen.

"Aber dennoch habe ich es sehr genossen und ich muss den beiden Fahrern gratulieren und mich bedanken und ein großes Dankeschön an Yamaha, denn das Bike, das sie uns gegeben haben, liegt sehr nah am Werksbike. Das hat enorm geholfen. Für mich war es eine Traumsaison, denn wir haben es acht Mal aufs Podium, zehn Mal in die erste Startreihe geschafft und ich glaube, dass ein unabhängiges Team so etwas noch nie geschafft hat - oder zumindest seit langer Zeit nicht mehr. Normalerweise war ein Podest im Jahr schon wie Weihnachten. Es ist einfach ein Traum. Ich weiß, dass wir das jetzt genießen müssen, denn die Zukunft könnte etwas komplizierter aussehen."