Seit Jeremy McWilliams im Jahr 2000 wartet Großbritannien darauf, dass ein Fahrer in der Motorrad-Königsklasse auf das Podest fährt, Cal Crutchlow wäre es am Sonntag in Jerez fast gelungen. Aber eben nur fast, denn der Brite musste sich Dani Pedrosa knapp geschlagen geben. Dennoch konnte er mit seinem Auftritt in Spanien zufrieden sein. Auf den Sieger fehlten lediglich 2,465 Sekunden und damit war er eigentlich in Alien-Dimensionen unterwegs. "Das war ein echt hartes Rennen, aber ich habe es wirklich genossen und freue mich, dass ich so nahe am Podest angekommen bin. Einer der schönen Aspekte ist, dass ich Jerez gar nicht so sehr mag", erzählte Crutchlow.

Hart war richtig

Denn für seinen Fahrstil ist die Strecke etwas zu kurvig, zudem war er erst zum zweiten Mal dort gefahren, weswegen Platz vier für ihn schon fantastisch war. "Die Yamaha ist heute unglaublich gut gelaufen und ich kann meine Crew nicht genug loben. Es war mit dem Wetter ein schwieriges Wochenende, aber sie haben mir heute eine tolle Maschine hingestellt und unsere Entscheidung, den harten Vorderreifen einzusetzen, war definitiv richtig", sagte er.

Da er den Sieger bei der Zieldurchfahrt im Blick hatte, sah Crutchlow keinen Grund, warum er nicht auch in den nächsten Rennen um das Podest mitfahren sollte, wobei er einräumte, dass es durchaus einige Rennen geben wird, wo er nicht so nah dran ist. "Ich weiß jetzt aber, dass ich da dran sein kann. Ich habe alles gegeben, um Dani zu überholen, aber da ging nichts. Er ist auf dieser Strecke phänomenal, also bin ich froh, ihn gefordert zu haben."

Weich war falsch

Nur zu Beginn mit Crutchlow und Pedrosa mitgehalten hatte Andrea Dovizioso, der als Fünfter aber ebenfalls ein ordentliches Ergebnis nach Hause brachte. Für ihn war es alleine schon deswegen positiv, da er die Yamaha immer noch nicht ganz kennt und die Strecke in Jerez nicht mag. "Was ich mehr als alles andere brauche, ist Zeit im Qualifying, um meine Leistung zu verbessern und zu zeigen, was ich leisten kann", erklärte er. Mit seinem Rennstart war Dovizioso noch zufrieden, als er die ersten Runden mit der Spitze mitfuhr, konnte er für sich viele Informationen sammeln, die ihm nun weiterhelfen sollen.

Andrea Dovizioso muss noch immer dazulernen, Foto: Milagro
Andrea Dovizioso muss noch immer dazulernen, Foto: Milagro

Besonders Crutchlow hatte er genau beobachtet, da der auf dem Weg in die Kurve noch um einiges schneller ist als der Italiener. "Ich muss meinen Fahrstil anpassen, damit ich in dem Bereich mehr heraushole, der noch dazu eine der Stärken der Yamaha ist. Ich habe beim Vorderreifen eine falsche Wahl getroffen. Ich wollte wie Cal mit dem harten fahren, doch in der Startaufstellung habe ich zum weichen gewechselt, da die Spitzenfahrer den ebenfalls gewählt hatten. Von der Mitte des Rennens an konnte ich meine Pace nicht halten und nicht mit Cal und Dani mitfahren", sagte Dovizioso.

Phänomenal

Vom Teamchef gab es für beide Fahrer lobende Worte, Crutchlow hat Herve Poncharal mittlerweile aber besonders ins Herz geschlossen. "Wenn man bedenkt, dass es erst sein drittes Mal in Jerez war und man weiß, wie viel Erfahrung Pedrosa hier hat, machte er einen phänomenalen Job", sagte der Team Manager. Der Franzose wusste jedenfalls nicht, was Crutchlow noch hätte tun können, um auf das Podest zu kommen. Dass er Pedrosa so fordern konnte, war für Poncharal schon großartig genug. "Es gibt so viele positive Punkte. Wenn man bedenkt, dass er weniger als 2,5 Sekunden hinter Casey an der Spitze war und er die schnellste Rennrunde fuhr. Das zeigt mir, er hat seit voriger Saison unglaubliche Fortschritte gemacht und ich bin mir sicher, wir werden Cal in Zukunft noch öfter vorne angreifen sehen."

Doviziosos Rennen hatte Poncharals Blut nicht ganz so in Wallung gebracht, dennoch war er sehr zufrieden mit der Leistung des Italieners. "Es ist eindeutig, dass er mehr Zeit braucht, um die Yamaha anzupassen, doch wir wissen, er hat das Talent und die Erfahrung, um das zu schaffen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bevor er um das Podest mitfährt." Die Wahl des falschen Vorderreifens nahm Poncharal nicht übel, da das seiner Meinung nach passieren kann und Teil des Lernprozesses ist. "Er fuhr in den ersten zehn Runden sehr aggressiv, es war toll, beide Tech-3-Maschinen um das Podest kämpfen zu sehen. Wir haben einen tollen Start in die Saison 2012 gehabt und das Selbstvertrauen ist groß, also freuen wir uns darauf, dass Cal und Andrea in ein paar Tagen in Estoril wieder um das Podest kämpfen."