Die Liaison Repsol-Honda ist die erfolgreichste in der Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft. Seit 1995 hat die spanisch-japanische Gemeinschaft insgesamt 100 Siege eingefahren. Ein Ende der Erfolgsgeschichte ist nicht in Sicht.

Michael Doohan ist noch immer erfolgreichster Repsol-Honda-Fahrer, Foto: Honda
Michael Doohan ist noch immer erfolgreichster Repsol-Honda-Fahrer, Foto: Honda

Es war der 26. März 1995, als erstmals eine Honda im Design von Repsol beim einem Motorrad-WM-Lauf an den Start ging. Der Australier Michael Doohan hatte im Jahr zuvor seine erste Weltmeisterschaft gewonnen. Mit der charakteristischen Nummer 1, die mal in blau, mal in rot die Front seiner NSR 500 zierte, begründeten Doohan und Repsol-Honda eine ganze Ära. Direkt beim ersten Rennen holte der fünffache Weltmeister den ersten Sieg für die neue Partnerschaft.

Die Ära Doohan

Von 1995 bis 1998 holte der Australier viermal in Folge für Repsol-Honda den WM-Titel. Die Konkurrenz kam meist aus dem eigenen Rennstall: Alex Crivillé versuchte mehrfach, seinen Stallgefährten vom Thron zu stoßen und als erster Spanier mit dem spanischen Hauptsponsor den Titel zu holen. In einer ganzen Reihe von Kopf-an-Kopf-Rennen behielt jedoch Doohan in den meisten Fällen ganz knapp die Nase vorn, so auch in der Weltmeisterschaft.

Nach Doohan war Alex Crivillé an der Reihe, Foto: Repsol
Nach Doohan war Alex Crivillé an der Reihe, Foto: Repsol

Mit Mick Doohans Sturz in Jerez 1999 war dessen Karriere nach 35 Siegen für Repsol-Honda beendet. Diese Marke ist in diesem Rennstall noch nicht erreicht worden. Crivillé konnte in jenem Jahr endlich seinen WM-Titel einfahren. Doch die Konkurrenz von Yamaha und Suzuki hatte aufgeholt. 2000 trat Honda den Titel an Kenny Roberts Jr. ab.

Valentino Rossi sorgt für weitere Erfolge

Doohan erzielte allerdings noch einen letzten Triumph für sein Team und half bei der Verpflichtung des damaligen unfassbar talentierten Nachwuchsfahrers Valentino Rossi. Dieser schlug gleich im zweiten Jahr zu: 2001 wurde er letzter Weltmeister der 500er-Ära. Einziger Wermutstropfen: Er fuhr nicht das Motorrad in der Werkslackierung, sondern eine gelbe Maschine im Design seines damaligen Sponsors Nastro Azzurro, während Repsol nur ein kleiner Aufkleber an der Unterseite des Motorrads blieb. Daher werden seine Siege in den Jahren 2000 und 2001 sowie sein Titel auch nicht in der offiziellen Repsol-Honda-Statistik gewertet.

Valentino Rossi sorgte für die nächste erfolgreiche Ära, doch die Partnerschaft zerbrach völlig überraschend, Foto: Milagro
Valentino Rossi sorgte für die nächste erfolgreiche Ära, doch die Partnerschaft zerbrach völlig überraschend, Foto: Milagro

Alles änderte sich, als Rossi 2002 schließlich in den offiziellen Werksfarben fuhr. Er krönte sich zum ersten Weltmeister der neuen MotoGP-Klasse. 2003 ließ er gleich den nächsten Titel für Repsol-Honda folgen. Die gelbe 46, Repsol und Honda hatten wieder eine ähnliche Dominanz aufgebaut wie Doohan in den 90er-Jahren. Doch die Traumehe zerbrach im Winter 2003/2004 urplötzlich. Der spektakuläre Wechsel Rossis zu Yamaha stürzte Repsol-Honda in eine Identitätskrise.

Erste schwierige Phase und Titel 2006

Zwar verfügte Honda nach wie vor über das beste Motorrad, doch war es nun nicht mehr das Werksteam, das Valentino Rossi und Yamaha anzugreifen versuchte. Alex Barros, Max Biaggi und der junge Nicky Hayden konnten zwar einzelne Erfolge einfahren, mussten sich aber nicht nur Valentino Rossi, sondern auch noch Kundenteams von Gresini, Pramac und Telefonica Movistar beugen.

Der Titel von Nicky Hayden 2006 ist der bislang letzte in der Geschichte von Repsol-Honda, Foto: Repsol
Der Titel von Nicky Hayden 2006 ist der bislang letzte in der Geschichte von Repsol-Honda, Foto: Repsol

Dieser Erfolgsflaute sollte ein neues Supertalent ein Ende bereiten: Für die Saison 2006 verpflichtete Repsol-Honda Dani Pedrosa, der zuvor noch beeindruckender durch die unteren Klassen gestürmt war als Valentino Rossi. Doch in jener Saison sollte es nicht Pedrosa sein, der den Doktor entthronte, sondern der gereifte Nicky Hayden. Er holte den bislang letzten Titel für das Repsol-Honda-Team.

Zweite schwierige Phase und Befreiung durch Stoner

Dem großen Triumph folgte der Schock in der neuen 800er-Ära. Gegen die übermächtige Ducati war das Honda-Werksteam 2007 chancenlos, danach war wieder das Yamaha-Team die Benchmark. Das ewige Verletzungspech des Dani Pedrosa machte den Titelambitionen regelmäßig einen Strich durch die Rechnung, Nicky Hayden konnte sich mit dem geringeren Hubraum nicht anfreunden und wanderte 2009 zu Ducati ab.

Können Pedrosa und Stoner wie einst Doohan und Crivillé eine neue Repsol-Ära begründen?, Foto: Milagro
Können Pedrosa und Stoner wie einst Doohan und Crivillé eine neue Repsol-Ära begründen?, Foto: Milagro

Der neuerlichen Krise setzte Repsol-Honda 2011 ein Ende: Die Verpflichtung von Casey Stoner wirkte wie ein Befreiungsschlag. Nach vier titellosen Jahren ist der Australier auf dem besten Wege, die neunte Weltmeisterschaft für den spanischen Hauptsponsor zu holen. Hinter Doohan (35 Siege), Rossi (20), Pedrosa und Crivillé (jeweils 14) ist er nach noch nicht einmal einer Saison bereits fünfterfolgreichster Pilot einer Repsol-Honda. Längst träumt das Team von einer Neuauflage der Doohan-Dominanz in der 90er-Jahren, auch der spanische Herausforderer ist mit Dani Pedrosa wieder gegeben.

Für Repsol-Honda haben außerdem Tadayuki Okada (4 Siege), Nicky Hayden (3), Andrea Dovizioso und Tohru Ukawa (jeweils 1) gewonnen. Von den acht WM-Titeln entfallen vier auf Mick Doohan, zwei auf Valentino Rossi und jeweils einer auf Crivillé und Hayden. Die erfolgreichste Strecke für Repsol-Honda ist Mugello. Hier ist insgesamt acht Mal eine Honda im orange-blauen Anstrich erfolgreich gewesen.