Pro: Ab nach Japan!

von Toni Börner

Was soll die Diskussion? "Wir fahren nicht in Japan, egal wie der wissenschaftliche Bericht ausfällt", sagen die MotoGP-Fahrer. Und auch ein großer Teil der Moto2-Piloten soll ein dementsprechend lautendes Papier unterschrieben haben. Aber die Aufkleber "We for Japan", die kutschieren dennoch alle durch die Gegend. Das ist doch ein Widerspruch.

We X Japan. Nur eine hohle Phrase?, Foto: Milagro
We X Japan. Nur eine hohle Phrase?, Foto: Milagro

Angeblich stehen die Piloten der Motorrad-Weltmeisterschaft alle hinter ihrem Einsatz für Japan. Also zumindest verbal, in Gedanken, von mir aus auch mit finanziellen Hilfen. Aber die Japaner selbst müssen sich doch wie Aussätzige fühlen, wie Pest-Kranke, auf die man mit dem Finger zeigt.

Die MotoGP'ler sollten bedenken: Mit ihrem Antreten in Japan könnten sie ein wirkliches Zeichen für die Menschen dort setzen. Sie könnten Sie mit Hoffnung und Stolz erfüllen. Sie könnten eben zeigen: Hey, ihr, ihr in Japan: Wir haben euch nicht abgeschrieben. Ihr gehört weiter zur Gesellschaft, ihr seid ein Teil von uns Menschen auf der ganzen Welt und wir fühlen mit euch!

Klar wird es sich 2011 schwierig zeigen, in Motegi zu fahren. Die Infrastruktur fehlt oder ist beschädigt, keiner weiß momentan wirklich genau, wie die Strecke in Schuss ist. Aber man sollte auch nicht vergessen: Die Jungs der MotoGP sind für ein paar wenige Tage da unten - und die Japaner, die rund um Motegi leben, leben dort. Sie sind etwaigen Gefahren das ganze Jahr über ausgesetzt. Der Motorrad-Weltmeisterschafts-Tross aber, er zieht am Sonntagabend oder Montagmorgen bereits weiter…

Contra: Motegi im Strahlungsgebiet

von Clemens Schreiter

Die Fahrer der Motorrad-Weltmeisterschaft wollen nicht in Japan fahren, zumindest ein Großteil. Die Werke sehen das natürlich anders, aber in diesem Fall muss ich ganz klar den Fahrern zustimmen. Sie begeben sich für ein Rennen in Gefahr, die in keiner Relation steht. Klar, auch das Rennfahren selbst ist nicht ungefährlich und Schlimmes kann passieren. Doch hier geht es nicht nur um die Fahrer, die gesamte Crew eines Piloten ist betroffen. Die Spätfolgen sind nach Tschernobyl bekannt.

Doch kommen wir zu Fakten. Die Dorna veröffentlichte zum Rennen in Barcelona eine Studie, die zeigen sollte, dass die Gefahrenzone um Fukushima "nur" 80 Kilometer beträgt. Motegi liegt 110 Kilometer vom zerstörten AKW Fukushima entfernt. Eigentlich klingt das ja ganz gut. Doch das japanische Außenministerium gab in einer eigenen Untersuchung einen Radius von 120 Kilometern an. Motegi läge also im Radius.

Natürlich, die Wirtschaft. Ja klar, die würde natürlich profitieren. Von 3 Tagen Veranstaltung? Welcher Japaner hat denn bitte den Nerv, sich zum Spaß die Rennen der MotoGP, Moto2 und der 125er anzuschauen? Es ist auch klar, dass die Dorna dort gern die Rennen sehen würde, denn es wieder um das liebe Geld, das fließen muss. Casey Stoner fasste es auf dem Sachsenring passend zusammen: "Ich denke, dass wir Japan irgendwie anders helfen werden, wenn es diese Möglichkeit gibt. Ich glaube aber nicht, dass es eine wirkliche Unterstützung ist, wenn wir dort fahren."

Zusammenfassend kann man sagen, dass jedem selbst überlassen sein sollte, ob er beim Rennen in Japan dabei ist oder nicht. Klar ist, dass die japanischen Werke großen Druck auf die Fahrer ausüben werden. Außerdem muss man Festhalten, dass es nicht gegen die Japaner als Menschen geht. Sie haben viel durchzustehen, aber ob ein Rennen die richtige Unterstützung sei dahingestellt.