Casey Stoner war nach seinem Ausfall in Jerez verärgert. Sein Ärger galt dabei allerdings weniger Valentino Rossi - auch wenn er dem Italiener noch während des Rennens sarkastischen Beifall spendete - , sondern den Streckenposten, die ihm keine Hilfe leisteten. So schienen die Marshalls sehr darum bemüht, Rossi nach dem Sturz wieder flott zu bekommen, Stoner stand aber alleine da und konnte sein Rennen deswegen nicht fortsetzen. Der Australier war überzeugt, mit etwas mehr Unterstützung hätte er weiterfahren können.

Maschine hatte keinen Schaden

"Es gab keinen Schaden an meiner Maschine. Als ich abgeworfen wurde, habe ich die Maschine mit dem Kill-Schalter ausgemacht. Bei unserem Kupplungs-System haben wir leider zwei Bolzen, um die Maschine normal zu starten. Wir wollten sie mehrmals anlassen und ich versuchte, die Gänge raufzuschalten und ich denke, wenn wir es mit mehr Helfern über den Hügel geschafft hätten, wäre die Chance gut gewesen, die Maschine wieder flottzukriegen", erklärte Stoner.

Aber es war nur ein Marshall geblieben, um ihn anzuschieben, die übrigen Helfer gingen wieder auf ihre Posten zurück, nachdem sie Rossi geholfen hatten. "Was soll ich damit anfangen?", fragte Stoner. "Der eine Typ hat sich sicher angestrengt, aber mit einem Typen geht das nicht - er wäre fertig, bevor wir über den Hügel sind." Da Rossi nach dem Sturz noch auf Platz fünf ins Ziel kam, ging Stoner davon aus, selbst ebenfalls noch einige Punkte in Reichweite gehabt zu haben, wäre er wieder ins Rennen gekommen. "Solche Dinge passieren aber. Das ist etwas, womit die Gegner von Valentino umzugehen lernen mussten", sagte Stoner.

Kampf gegen die Marshalls

Klarerweise empfand er die Sache als unfair, doch er hatte das schon früher erlebt, wenn er stürzte. "Da waren Leute, die meine Maschine von der Strecke schoben - auch wenn sie perfekt war und ich noch fahren konnte. Ich musste mit den Marshalls kämpfen, damit sie versuchen, mich wieder flott zu kriegen", betonte der Australier. Den eigentlichen Sturz von Rossi, der ihn mit abräumte, fand er weniger schlimm, auch wenn er ihn etwas süffisant beschrieb: "Das war ein Renn-Unfall, ihm ging in der Kurve einfach das Talent aus. Das ist enttäuschend für mich, aber das Schlimmste waren die Marshalls, die mir nicht halfen, mich vergaßen wie nichts und mich quasi von der Maschine schieben wollten."

Valentino Rossi ging nach Casey Stoners Meinung das Talent aus, Foto: Milagro
Valentino Rossi ging nach Casey Stoners Meinung das Talent aus, Foto: Milagro

Dieses Thema würde er deswegen gerne in einem größeren Forum zur Sprache bringen, denn er möchte damit allen Fahrern helfen. "Ich denke einfach, es ist völlig unfair. Es gibt nicht genug Stringenz im Verhalten der Marshalls auf der Welt. Alle müssen sich gleich verhalten und dürfen nicht aus Gründen der Popularität jemandes Rennen zerstören." Zur Sicherheits-Kommission wollte er aber nicht gehen, denn die ist in seiner Gunst nicht gerade sehr weit oben angesiedelt, da seiner Ansicht nach dort nichts passiert. "Man gibt sich bei der Sicherheits-Kommission viel Mühe für nichts. Es gibt nur bestimmte Leute, denen sie zuhören, bestimmte Leute, die sich über kleine Dinge aufregen."

Wo war die Erfahrung?

Ebenfalls nicht ganz so glücklich war Stoner mit der Art und Weise, wie Rossi sich bei ihm entschuldigte. So meinte er, hätte sich Rossi gleich entschuldigen wollen, dann wäre er bei der Honda-Box stehen geblieben, statt erst in der Ducati-Box zu parken und dann mit aufgesetztem Helm die Boxengasse entlang zu wandern. Doch auch der Sturz an sich wunderte Stoner. "Es war etwas enttäuschend für ihn - so ein erfahrener Pilot, der so früh im Rennen hart pusht. Es war klar, dass es ihn nach außen drücken würde, warum versuchte er, die Linie zu halten? Es war bei diesen Bedingungen sehr einfach, zu stürzen."

Stoner sah ein, dass es immer Rennunfälle geben wird und wollte deswegen auch nach vorne schauen. "Wir hatten eine gute Chance, das Rennen zu gewinnen. Es ist enttäuschend, so viele Punkte zu Beginn der Saison zu verlieren, ohne dass es meine Schuld war. Sicher tut es ihm leid, er ist überall in den Kamerasuchern. Ich gebe Valentino nicht die Schuld, es ist nicht seine Schuld - vielleicht ist es die Schulter und er hatte Probleme mit dem Bremspunkt. Ich denke, sie haben noch nicht die beste Lösung für die Maschine. Er hat damit Probleme und konnte nicht die Zeiten der Spitze fahren. Das werden wir in den nächsten Rennen sehen. Aber ich will das jetzt vergessen. Ich will mich dem nächsten Rennen widmen und sehen, ob wir in Portugal immer noch stark sind", erklärte Stoner.

Keine Strafe notwendig

Eine Strafe für Rossi fand der Australier nicht angebracht. Er habe in anderen Klassen viel schlimmere Manöver erlebt, die Verwarnungen verdient hätten, aber wenn jemand einfach nur einen Fehler mache, sei das keiner Strafe würdig. Zugleich betonte Stoner noch, dass er zu dem Zeitpunkt des Ausfalls nicht pushte, da er erst warten wollte, wie sich die Bedingungen entwickeln. "Ich erachtete es nicht als notwendig, vor allen zu bleiben. Wir wussten, die Reifen würden nachlassen und jeder wäre dann in der gleichen Situation, also war es an der Zeit, ruhig zu bleiben. Ich habe ihn kommen gehört, ließ ihm viel Platz, aber das war noch nicht genug. Vielleicht muss ich das nächste Mal härter bremsen und ihn fahren lassen."

Positiv konnte Stoner immerhin vermerken, dass er in Jerez auf einer Strecke stark war, die ihm früher nie so gelegen hatte. Andererseits bedauerte er es deswegen auch besonders, dass die Früchte seiner Arbeit in Kurve eins liegen geblieben waren.